Häuser im Eichenwäldchen Inklusion lautet der Leitgedanke

Ottweiler · In den Häuser im Eichenwäldchen in Ottweiler haben 96 behinderte Menschen neue Räumlichkeiten bezogen.

 Den symbolischen Schlüssel übergab  Wilfried Hack (Projekta,rechts) an Thomas Dane, Bärbel Dollak und Susanne Fasel (von links).

Den symbolischen Schlüssel übergab  Wilfried Hack (Projekta,rechts) an Thomas Dane, Bärbel Dollak und Susanne Fasel (von links).

Foto: Volker Ammann

Der Saarländische Schwesternverband ist eine feste Größe, wenn es um die Pflege, Betreuung und Förderung von Menschen mit Beeinträchtigungen geht. Die Häuser im Eichenwäldchen sowie die Einrichtung Wohnen für Kinder und Jugendliche gehören, zusammen mit sozialpsychiatrischen Wohngruppen in Neunkirchen, einem Wohnangebot mit Tagesförderstätte für Menschen mit Autismus, zum Verbund dieser Einrichtungen. Die Häuser in Ottweiler bilden dabei die Stammeinrichtungen des Verbandes seit 1964 das erste Gebäude bezogen wurde.

Der Ersatzneubau verfügt über zwei besondere Wohnbereiche, wie der Verband erläutert: einen beschützenden Bereich für Menschen mit besonders herausforderndem Verhalten und einen Bereich für schwerstpflegebedürftige jüngere Menschen, die sich schon aufgrund ihres Lebensalters in einem klassischen Pflegeeinrichtung nicht wohl fühlen würden.

Mit der Eröffnung des Ersatzneubaus werde die angestrebte Dezentralisierung der Komplexeinrichtung fortgeführt, erklärt der Schwesternverband weiter. Komplexeinrichtung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass in diesem Haus Angehörige unterschiedlicher Pflegestufen betreut wurden. Mit der Dezentralisierung können Gruppen die Häuser am Eichenwäldchen verlassen und in dezentralen, gemeindenahen Wohnangeboten betreut werden. Zwei weitere Neubauten sind in Heiligenwald und Ottweiler geplant.

Sind diese Baumaßnahmen abgeschlossen, leben im Stammhaus künftig 190 Menschen mit schweren und mehrfachen Beeinträchtigungen und teilweise besonderen Verhaltensweisen, die den beschützenden Charakter der Anlage brauchen. Die Bauzeit des Zehn-Millionen-Euro-Projekts in Ottweiler dauerte dabei nur zwölf Monate. Bauherr ist die Projecta GmbH, Projektentwickler aus Prüm, mit der der Schwesternverband einen langfristigen Mietvertrag für das Objekt abgeschlossen hat.

Das neue Gebäude bietet Platz für 96 Bewohner und ist die erste Pflegeeinrichtung im Saarland mit einem KfW-40-Energiestandard. Jedes Zimmer der je drei Wohngruppen verfügt über eigene sanitäre Anlagen. Verantwortlich für alle Kerneinrichtungen des Verbundes Mittlere Blies sind Bärbel Dollak und Susanne Fasel.

Der Umzug ins neue Gebäude war logistisch herausfordernd. An nur einem Tag fanden 159 Menschen eine neue, komfortable Wohneinrichtung vor, bewerkstelligt von den 148 Mitarbeitern des Schwesternverbandes. Susanne Fasel zu den neuen Räumen: „Menschen mit ihren individuellen Gewohnheiten, Bedürfnissen und Einschränkungen stehen bei uns im Mittelpunkt. Dabei ist das Ziel, Lebensqualität unter größtmöglicher Selbstbestimmung zu gewährleisten.“ Thomas Dane, Geschäftsführer des Schwesternverbands, ging in seiner Ansprache vor allem auch auf die Mitarbeiter der Einrichtung ein: „Es gibt im Saarland wohl keine weitere Einrichtung, in der Menschen mit einem vergleichbaren Umfang an Beeinträchtigungen leben. Dies hat zur Folge, dass unsere Mitarbeiter in besonderer Weise gefordert sind: Wer hier arbeitet, muss Überzeugungstäter sein und ein sehr hohes Maß an Empathie mitbringen. Dies gilt nicht nur für die Pflegekräfte, sondern ausnahmslos für alle.“ An der Eröffnung des neuen Gebäudes nahm neben Landrat Sören Meng, der Landesbeauftragten für Behinderte, Maria Rupp, auch die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Monika Bachmann, teil.

Bachmann lobte in ihrer Rede die Entwicklung und das Engagement des Schwesternverbands und erläuterte die aktuelle Behindertenpolitik: „Leitgedanke ist die Inklusion. Die Lebensbedingungen sollen so gestaltet werden, dass alle Menschen in unserer Gesellschaft gleichberechtigt leben können.“ Bachmann weiter: „ Der zentrale Inhalt des Paradigmenwechsels in der Politik für Menschen mit Behinderung ist, weg von einer allumfassenden Fürsorge, hin zur Verwirklichung der Teilhabe am Leben unserer Gesellschaft“.

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