Reiche Ernte aus dem Garten Obstbäume ächzen unter ihrer Last

Neunkirchen · In diesem Jahr gibt es eine reiche Ernte an Obst und Gemüse. Die SZ besuchte eine Neunkircher Kleingartenanlage.

 Horst Keil und seine Frau Christine hegen und pflegen ihren Garten „am Nordpol“ nahe des Neunkircher Zoos. Von dem Obst und Gemüse ernähren sie sich das ganze Jahr über.

Horst Keil und seine Frau Christine hegen und pflegen ihren Garten „am Nordpol“ nahe des Neunkircher Zoos. Von dem Obst und Gemüse ernähren sie sich das ganze Jahr über.

Foto: Heike Jungmann

„Ich könnte mit Salatgurken die Straße pflastern.“ „Hilfe, ich ertrinke in Klaräpfeln“ oder „Wohin mit all den Johannisbeeren?“ Solche Sätze sind in diesem Jahr öfter von Leuten zu hören, die einen Garten ihr Eigen nennen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr, als der späte Frost im April große Schäden angerichtet hat, dürfen sich heuer  Kleingärtner über eine reiche Ernte freuen. Ein guter Anlass, um am Nordpol vorbeizuschauen. Oder vielmehr in der Anlage der Garten- und Blumenfreunde Nordpol in direkter Nachbarschaft zum Neunkircher Zoo.

Dieter Kröner steht am Haupteingangstor im Burrwiesenweg bereit, um seinen Gast für einen Rundgang in dem blühenden Paradies in Empfang zu nehmen. Es ist halb zehn Uhr morgens, und die Sonne heizt schon kräftig ein. Der 67 Jahre junge Rentner war wie gewohnt früh in seiner Parzelle, um Tomaten, Salat, Bohnen und Co. zu gießen. 3000 Liter Regenwasser kann er in drei großen Tanks sammeln. „Da komme ich trotz der Trockenperiode sehr gut zurecht.“ Bereits geerntete Zwiebeln hängen in dicken Zöpfen an der Stange im kleinen Gewächshaus. In guter Nachbarschaft zu Tomaten, denen man beim Wachsen und Rotwerden fast zuschauen kann. Täglich werden Salatgurken reif, die Dieter Kröner auch mal in der Nachbarschaft verschenkt. „Wir geben gern, was wir zu viel haben.“ Es gebe immer dankbare Abnehmer, erzählen Horst und Christine Keil. Wir sitzen auf einer Bank im Schatten, über uns baumelt der Knoblauch und verströmt einen betörenden Duft. „Das ist der schönste Fleck in Neinkeije“, sagt Horst Keil stolz und lässt den Blick über sein Reich schweifen, in dem alles üppig gedeiht. Aber nicht von allein. Hier steckt jede Menge Arbeit drin. Christine Keil ist, so sagt sie selbst bescheiden, „nicht so kompetent“. Sie sei eher fürs Blumen gießen zuständig, „de Vadder“ für die Pflege.

 Dieter Kröner schwört auf Hochbeete. Der Hobbygärtner hat einige davon in seiner Parzelle bei den Garten- und Blumenfreunden Nordpol in Neunkirchen bepflanzt.

Dieter Kröner schwört auf Hochbeete. Der Hobbygärtner hat einige davon in seiner Parzelle bei den Garten- und Blumenfreunden Nordpol in Neunkirchen bepflanzt.

Foto: Heike Jungmann

Kohlräbchen, Blumenkohl, Kappes, Erbsen, Kartoffeln – Familie Keil ernährt sich das ganze Jahr über vom eigenen Garten. Die Himbeeren, übrigens auch eine reiche Ernte dieses Jahr, setzt Christine Keil einzeln aufs Blech zum Einfrieren, um sie irgendwann zu gar köstlichen Himbeertorten zu verarbeiten. Und das selbst eingekochte, aromaintensive Tomatenmark bringt im Winter zu Spaghetti den Sommer zurück. Rund 15 Kilogramm Tomaten kommen da pro Jahr zusammen. Aus sortenreinen Samen vom Tomatenhändler. „Nicht so was Hochgezüchtetes, Geschmacksarmes wie im Supermarkt“, winkt Horst Keil ab. Das Rentnerpaar weiß die eigene Ernte zu schätzen. Christine Keil „denkt mit Schrecken daran“, wenn sie irgendwann den Garten aufgeben müssen. „Es ist ein wunderschönes Hobby“, sagt ihr Mann, „aber man muss Interesse haben.“

Ob er dem Gast schon das große Insektenhotel in der Anlage gezeigt habe, wird Dieter Kröner gefragt. Hat er natürlich. Früher habe es an den Himbeersträuchern zur Blütezeit ein Gesumme und Gebrumme gegeben. Heute sehe man kaum etwas fliegen, das gibt den Kleingärtnern zu denken. Da könne man froh sein, wenn man nicht wie in Japan Blüten von Hand bestäuben müsse.

 Die Zwiebeln werden zum Trocknen in Zöpfe geflochten und aufgehängt. Wie früher.

Die Zwiebeln werden zum Trocknen in Zöpfe geflochten und aufgehängt. Wie früher.

Foto: Heike Jungmann
 Die Sonne scheint reichlich in diesem Jahr. Das mögen auch die Sonnenblumen.

Die Sonne scheint reichlich in diesem Jahr. Das mögen auch die Sonnenblumen.

Foto: Heike Jungmann

Im Nachbargarten hängen die Äpfel wie Trauben an den Ästen. Diese müssen mit Stöcken gestützt werden, damit sie nicht abbrechen. Sogar dem Walnussbaum, eine stattliche Erscheinung neben dem Blumen geschmückten Vereinsheim, musste unter die Arme gegriffen werden. Mit Seilen aus Kokosfasern wurden die Äste fachmännisch von einem Landschaftsgärtner, der hier eine Parzelle gepachtet hat, hoch gebunden. Ein Fest für die Eichhörnchen verspricht der Haselnussstrauch in Kröners Garten zu werden. Sechs, sieben Eichhörnchen tun sich hier im Herbst gütlich. „Aber die Brüder verstecken die Nüsse und wissen dann nicht mehr wo.“ Im nächsten Frühjahr verraten es die ungewollten Setzlinge.

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