In Schiffweiler wird das Sterben teuer

Schiffweiler. Das "komplexe Thema" (Kämmerer Eric Schummer) Friedhofsgebühren hat am Mittwochabend für heftiges Pro und Kontra im Schiffweiler Gemeinderat gesorgt. Zwei Gründe, die eine Erhöhung dieser Gebühren unumgänglich machten, nannte der Kämmerer. Erstens deckten die Gebühren seit der sieben Jahre zurückliegenden letzten Anpassung zum 1

Schiffweiler. Das "komplexe Thema" (Kämmerer Eric Schummer) Friedhofsgebühren hat am Mittwochabend für heftiges Pro und Kontra im Schiffweiler Gemeinderat gesorgt. Zwei Gründe, die eine Erhöhung dieser Gebühren unumgänglich machten, nannte der Kämmerer. Erstens deckten die Gebühren seit der sieben Jahre zurückliegenden letzten Anpassung zum 1. Januar 2005 nicht einmal mehr 50 Prozent der Kosten, die die Gemeinde für die Friedhöfe aufbringen muss. Zum Zweiten erfordere ein künftig größeres Angebot höhere Investitionen. Im Mai hatte der Gemeinderat die Friedhofssatzung dahingehend geändert, dass Urnenwand und Baumgräber als neue Bestattungsformen eingeführt werden, ebenso wird es barrierefreie Wege und Fundamentsockel für die Rasengräber geben. Kämmerer Schummer präsentierte eine Hochrechnung auf der Basis der Beerdigungszahlen von 2010. Danach könne die Gemeinde bei einer 75-prozentigen Abdeckung der Kosten durch Gebühren jährlich rund 88 000 Euro mehr einnehmen, bei 100-prozentiger Abdeckung fast 177 000 Euro. Bürgermeister Fuchs empfahl dem Rat die 75-Prozent-Variante.Jede Erhöhung sei unsozial, argumentierten CDU und Linke in seltener Allianz. Man solle Abgaben und Gebühren erhöhen, die sich am Einkommen orientieren, verlangte CDU-Fraktionschef Mathias Jochum. "Angesichts der Lohn- und Rentenentwicklung ist für viele eine Bestattungsvorsorge kaum noch machbar", argumentierte Hans Peter Franz (Linke).

"Wo denn sonst sparen? Ist es sozialer, wenn wir ein Schwimmbad schließen?", fragte dagegen Roland Krämer (SPD) mit Verweis auf die Schuldenbremse, die Schiffweiler 2012 mit einem Einspardruck von 200 000 Euro trifft. Auch der Grüne Frank Bernardt wollte keine weiteren Zukunftsdefizite: "Wir dürfen nicht wieder alles auf unsere Kinder schieben!" SPD-Fraktionschef Winfried Dietz wies darauf hin, dass die Gemeinde verpflichtet sei, einen bestimmtem Kostendeckungsgrad zu erreichen. Zugleich mahnte er die Verwaltung zu Kostensenkungen und stellte als Beispiel die Frage in den Raum: "Brauchen wir vier Friedhöfe in der Gemeinde?" Die SPD beantragte schließlich eine Sitzungspause. Nach der Fraktionsberatung gab Dietz die Devise aus: 100 Prozent. Mit den Sozialdemokraten stimmte der Grüne Bernardt. CDU, Linke und FBL lehnten höhere Gebühren ab.

Meinung

"Preisschock" war zu vermeiden

Von SZ-RedakteurGunther Thomas

Natürlich kann eine Gemeinde, schon gar nicht eine mit den Schulden Schiffweilers, ihre Friedhöfe nur zu knapp 50 Prozent kostendeckend betreiben. Und somit die Beerdigungen ihrer Bürger zur Hälfte "subventionieren". Dennoch hätte der jetzige "Preisschock" nicht sein müssen. Wenn man im Rathaus und im Rat in der jüngeren Vergangenheit die Hausaufgaben gemacht hätte, hätte man thematisieren müssen, dass die Kostendeckung seit der letzten Gebührenanpassung vor sieben Jahren ständig zurückgegangen ist. Dem wäre mit schrittweisen Erhöhungen zu begegnen gewesen, die kein solches Kopfschütteln hervorgerufen hätten wie der von der SPD-Mehrheit vollzogene Sprung von 50 auf 100. Die Gemeinde Schiffweiler lag bei den Friedhofsgebühren bisher schon im Landkreis und im Vergleich mit ähnlichen Gemeinden mit an der Spitze und hat nun auf vielen Feldern eine einsame Spitzenstellung. Das weist darauf hin, dass in der Friedhofsbewirtschaftung noch viel Einsparpotenzial liegt.

Auf einen Blick

Kostensteigerungen zwischen 24 und 63 Prozent hat Erwin Mohns (Linke) für den 100-prozentigen Deckungsgrad errechnet. Beispiele für die künftigen Begräbnis- und Nutzungskosten: Familiengrab 6102 Euro (bisher 4470), Reihengrab 2524 Euro (1754), Reihen-Rasengrab 4294 Euro (2632), Kindergrab 1604 Euro (1014), Urnengrab 951 Euro (768), Urnenwand oder -stele 1096 Euro (133). gth

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