Sterbenden Menschen die Hand reichen

Kreis Neunkirchen. Ihr Telefon hat sie immer bei sich - auch nachts. Denn sie möchte erreichbar sein für die Menschen, die sie brauchen. Inge Gergen aus Ottweiler betreut sterbende Menschen und ihre Familien. "Die Begleitung der Angehörigen ist ebenso wichtig wie die Begleitung des Sterbenden", sagt Gergen

 Sterbende auf ihrem letzten Weg begleiten - das ist die Aufgabe von Hospizhelfern. Dabei steht ein würdevolles Leben bis zuletzt im Mittelpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Foto: Oliver Berg/dpa

Sterbende auf ihrem letzten Weg begleiten - das ist die Aufgabe von Hospizhelfern. Dabei steht ein würdevolles Leben bis zuletzt im Mittelpunkt ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Foto: Oliver Berg/dpa

Kreis Neunkirchen. Ihr Telefon hat sie immer bei sich - auch nachts. Denn sie möchte erreichbar sein für die Menschen, die sie brauchen. Inge Gergen aus Ottweiler betreut sterbende Menschen und ihre Familien. "Die Begleitung der Angehörigen ist ebenso wichtig wie die Begleitung des Sterbenden", sagt Gergen. Sie lebt den Hospiz-Gedanken und hat 2005 die Ökumenische ambulante Hospiz-Gruppe Ottweiler gegründet. Es ist die einzige Gruppe im Saarland unter dem Dachverband der Internationalen Gesellschaft für Sterbebegleitung und Lebensbeistand (IGSL). Seit der Gründung findet jährlich eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer statt, so auch im kommenden Jahr, ab dem 7. Januar. Über zwölf Monate hinweg werden die Teilnehmer in verschiedenen Bereichen geschult. Ein Grundkurs in Sterbehilfe, Pflege und Betreuung, Schmerztherapie oder spirituelle Aspekte sind nur ein Teil der behandelten Themen. Es sind Fachreferenten wie Seelsorger, Schmerztherapeut oder Amtsrichter zu Gast, um wichtige Aspekte mit den Teilnehmern zu besprechen. "Die Dozenten stehen nicht vor den Teilnehmern und gehen ihren Stoff durch. Es sind vielmehr Gespräche", beschreibt Gergen den "Unterricht". Es gebe genügend Raum für die Hospizhelfer in spe Bedenken oder Zweifel loszuwerden. "Denn auch die Hospizhelfer sind nicht alleine." Es gebe viele Ansprechpartner, die ihnen in schwierigen Situationen weiterhelfen können. "Ich gebe den Hospizhelfern mit auf den Weg: ,Mach, was Du kannst und was Dich nicht belastet'."Integriert in die Ausbildung, die den Vorgaben der IGSL-Hospiz e.V. und der Saarländischen Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz folgt, ist auch ein Pflegepraktikum. Dieses können die Teilnehmer je nach Wunsch in einem Krankenhaus, Altenheim, in einem Hospiz oder bei einem ambulanten Pflegedienst absolvieren. Die Ausbildung endet mit einer Abschlussprüfung und einem Zertifikat der IGSL-Hospiz.

"Vor Hospiz braucht man keine Angst zu haben", sagt Gergen. Denn Hospiz stehe für ein würdevolles Sterben und ein Leben in Würde bis zuletzt. Sie erinnert sich noch an ihre erste Sterbebegleitung 1986. Damals war sie Krankenschwester auf einer Intensivstation. Dort hat lernte sie eine Patientin kennen, die nur wegen ihrer Schmerzspritzen in der Klinik lag. Inge Gergen machte ihr den Vorschlag, ihr die Spritzen zuhause zu geben. So konnte die kranke Frau bei ihrem Mann sein. Letzterer war bald mit der Pflege überfordert und konnte nicht mehr schlafen. Auch hier war Inge Gergen zur Stelle und wachte nachts am Bett der Sterbenden. "Ich weiß noch, dass sie mit dem Rücken zu mir lag und mich nicht anschaute", erinnert sich Gergen. Da sie nicht wusste, was sie tun sollte, sprach sie den Rosenkranz. Plötzlich schaute sie die Frau an, und am nächsten Tag ist sie gestorben. "Mit dem Rosenkranz habe ich ihr die Angst genommen", weiß Gergen heute. Das habe sie geprägt. "Jedes Erlebnis ist eine Bereicherung und keine Belastung. Sterben ist die Krone des Lebens und kein Tabu."

AUF EINEN BLICK

Die Ökumenische ambulante Hospiz-Gruppe in Ottweiler veranstaltet ab dem 7. Januar 2011 wieder eine Ausbildung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer. Die Ausbildung dauert zwölf Monate und beinhaltet verschiedene Unterrichtseinheiten sowie ein Pflegepraktikum. Die Ausbildungstermine finden immer samstagvormittags ab 10 Uhr im katholischen Pfarrheim in Ottweiler statt. Für die Teilnehmer ist die Ausbildung kostenlos, den Unkostenbeitrag übernehmen die Pflegekassen. Weitere Informationen und Anmeldung bei Inge Gergen von der Ökumenisch ambulanten Hospiz-Gruppe in Ottweiler, Tel. (06824) 9 31 42 26. evy

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