Eltern-Solidarität mit Erziehern

Kreis Neunkirchen · Heute beginnt der unbefristete Streik des Betreuungspersonals kommunaler Kitas. Im Kreis Neunkirchen sind Einrichtungen in Neunkirchen, Ottweiler und Schiffweiler betroffen. Gestern Nachmittag trafen sich zahlreiche Eltern im Neunkircher Stadtpark und erklärten sich solidarisch mit den Streikenden.

 Zum Zeichen ihrer Solidarität mit den streikenden Kita-Mitarbeitern lassen Kindern und Eltern Luftballons steigen. Foto: Willi Hiegel

Zum Zeichen ihrer Solidarität mit den streikenden Kita-Mitarbeitern lassen Kindern und Eltern Luftballons steigen. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

. Das (optisch) Beste kam zum Schluss: 99 rote Verdi-Luftballons wurden gen Himmel geschickt. Versehen mit dem aktuellen Gewerkschafts-Slogan "Sozial- und Erziehungsberufe: richtig gut - aufwerten jetzt" sollen auch sie aufmerksam machen auf die Gründe für den aktuellen Streik der Erzieher . Initiator der Solidaritäts-Bekundung war die Elternvertretung der Neunkircher Kita Regenbogen, die unmittelbar am Stadtpark liegt. Der Einladung waren etliche Eltern und Erzieher - auch von anderen städtischen Einrichtungen - gefolgt. Für die Regenbogen-Eltern sprach Thomas Müller : "Es geht hier schließlich nicht nur um mehr Geld, sondern auch um mehr Wertschätzung für einen wichtigen Beruf". Und die Leiterin der Kita, Gabriele Wagner, hatte sich ihre Meinung auf einem großen Schild an den Körper gebunden: "Geiz ist nicht geil!". In dieselbe Kerbe schlug Stefan Schorr von der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi. Es könne nicht sein, dass Menschen, die in der Industrie mit Maschinen arbeiten, generell mehr verdienen als diejenigen, die mit Kindern arbeiten. Derweil unterhielten sich Mütter und Väter, wie sie in der nächsten Zeit die Betreuung ihrer Kinder organisieren. Wohl dem, der auf familiäre Netzwerke bauen kann, oder einen Platz in den Notgruppen ergattert.

In der Kreisstadt wird in den 13 Kindertageseinrichtungen und zwei Freiwilligen Ganztagsschulen (FTGS) gestreikt. Wie die Stadtpressestelle mitteilt, werden in der Kita Furpach und der Kita Weltentdecker am Steinwald je zwei Auffanggruppen (86 Plätze für Drei-bis Sechsjährige) angeboten. Die Öffnungszeiten in den Einrichtungen sind von 7.45 Uhr bis 16 Uhr. Die Eltern müssen ihre Kinder anmelden.

Die übliche Versorgung durch die hauseigenen Caterer entfällt. Die Eltern sind daher selbst für die Verpflegung der Kinder durch mitgegebene Speisen verantwortlich, so die Stadt. Zusätzlich bietet die Stadt Neunkirchen in der FGTS Furpach, wenn Bedarf besteht, ab Montag 30 Notfallplätze in der Zeit von 12.30 bis 16 Uhr an, jedoch nur für dort betreute Kinder. Auf Anfrage der SZ teilte die Stadt Neunkirchen mit, dass die von Verdi geforderte Lohnerhöhung um zehn Prozent im kommenden Jahr 380 000 Euro Mehrkosten (zu der eingerechneten erwarteten Lohnsteigerung um 2,4 Prozent) verursachen würde, was dann auch zu einer Erhöhung der Elternbeiträge führen werde. Zwischen zwölf und 38 Euro würde das je nach Platz und Einrichtung pro Kind und Monat mehr bedeuten.

In Ottweiler wird die städtische Kita Lehbesch schon seit gestern Morgen bestreikt. Es gibt dort nach Aussage der Stadt-Pressestelle keinen Notdienst. Die städtischen Kindergärten Fürth und Lautenbach würden aber nicht bestreikt.

In Schiffweiler stellt sich die Situation so dar: Ab heute wird die Kindertagesstätte Stennweiler geschlossen bleiben. Eine Notfallgruppe (für Kinder ab drei bis sechs Jahren) ist - nur für heute - eingerichtet, wie die Gemeinde Schiffweiler gestern mitteilte. Das Kinderhaus im Wiesengrund in Landsweiler-Reden wird ab Montag bestreikt. Hier besteht in dringenden Fällen die Möglichkeit der Betreuung in einer Krippe (zehn Plätze) und zwei Kindergartengruppen (50 Plätze) von 8 bis 16 Uhr. Die Anmeldung für die Notgruppe ist in der Kindertagesstätte erforderlich.

Zum Thema:

Auf einen Blick Erzieherinnen/Erzieher mit staatlicher Anerkennung und entsprechender Tätigkeit, beispielsweise als Gruppenleiterin einer Kindertages-Einrichtung, verdienen zurzeit in der Entgeltgruppe S 6 (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, TvöD) nach achtjähriger Tätigkeit im Beruf 2877,40 Euro in Vollzeit (39 Stunden). Verdi fordert Einstufung in Gruppe S 10 mit 3308,42 Euro. Leiterinnen/Leiter einer großen Einrichtung mit bis zu 99 Plätzen erhalten jetzt bei gleicher Berufserfahrung 3532,70 Euro (S 13), gefordert werden 3813,09 Euro (S 16). Da das Erziehungs-Personal oft nur in Teilzeit beschäftigt ist, ergibt sich ein bundesweiter Durchschnittsverdienst für die Berufsgruppe von 2195 Euro. (Quelle: verdi). sl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort