Kolumne Der Erwin und die Heidi und das Dschingderattabum

Es ist ja nun mal so, dass es hierzulande an schmettertauglichem Liedgut arg mangelt. Trällern sie in Italien, England, Frankreich zu jedem Anlass mindestens zwei, drei Hymnen, die hektoliterweise Freuden- oder Trauertränen plätschern lassen, pfeifen wir höchstens mal den „Westerwald“ durch die Schneidezähne.

Weihnachtslieder geben unserem Kolumnisten Rätsel auf
Foto: SZ/Robby Lorenz

So weit, so schlimm. Aber alles, was musikalisch übers Jahr gesehen verdaddelt wird, kann an Weihnachten nachgeholt werden. Da wird jede Kleinigkeit besungen, die auch nur annähernd was mit Heiligabend zu tun hat. Zum Teil mit verheerenden Folgen. So ist mir beispielsweise auch nach Jahrzehnten noch immer rätselhaft, was es mit jener Zeile auf sich haben könnte: „Aber heidschi bumbeidschi bum bum, aber heidschi bumbeidschi bum bum.“ Gemessen an der Trauer, die die dazugehörige Melodie versprüht, muss hier was ganz, ganz Schlimmes passiert sein. Das arme Heidschi Bumbeidschi irrt sicher spärlich bekleidet durch den tiefen Schnee, in seiner Verzweiflung und Trauer einzig noch Halt findend im Klang seines reinen Herzens: Bum, bum. Armes Heidschi, wenn ich doch nur wüsste, wie ich dir helfen kann. Vielleicht würde dich ja ein Geschenk erheitern. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Muh? Oder noch besser: einer Mäh. Das sollte dich etwas fröhlicher stimmen. Oder doch lieber eine Täterätätä? Eine Tute oder eine Rute vielleicht? Nein? Eine Hop, hop, hop, eine Dideldadeldum oder eine Wau, wau, wau. Wie? Alles nix für dich? Dann zieh ich noch ein Ass aus dem Ärmel und packe in buntes Glanzpapier eine nigelnagelneue Ratadschingderattabum. Ja, ganz genau: Das hört sich irgendwie ziemlich plemplem an, wird aber unterm Christbaum geträllert, wie „Das rote Pferd“ auf der Ballermann-Party. Hinzu kommen diverse phonetische Patzer, die zumindest mir lange Zeit zu schaffen machten. Wie etwa die Frage nach jenem Hol. Hol, der Knabe im lockigen Haar. Wacht der jetzt mit dem hochheiligen Paar oder schläft der in himmlischer Ruh? Und wo kommt der Kerl überhaupt her. Ich weiß es doch auch alles nicht. Und dann ist da natürlich noch das Rätsel aller Rätsel: „Maria durch ein Dornwald ging. Kyrieleison!“ Curry lei was? Curry lei Wurst, das hätte ich mir ja irgendwie noch zusammenschustern können. Maria geht durch den Dornwald, hat Hunger, sehnt sich nach ’ner Curry-lei-Wurst. Aber so... Was soll’s: Noch ein paar Tage darf geheidschibumbumt werden, dann steht ja auch schon wieder die Fastnacht vor der Tür. Und wenn Erwin der Heidi von hinten an die Schultern fasst, weiß man wenigstens, was gemeint ist. Oder?

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