Kolumne Nach Breitband braucht das Land auch Breitstraßen

Unsere Straßen sind zu schmal. Mit einem modernen Auto ist kaum noch ein Durchkommen. Die Landesregierung muss den Kreis Neunkirchen  zur Modellregion für den Breitstraßen-Ausbau machen!

Kolumne: Nach Breitband braucht das Land auch Breitstraßen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Der saarländische Landesvater und Münchwieser Tobias Hans hat schon zu Landratswahlkampf-Zeiten als moderner Christdemokrat den Breitband-Ausbau eingefordert. Mittlerweile sind überall die Straßen aufgerissen und es wird Kabel um Kabel in der Erde versenkt. Zeit, sich eines anderen drängenden Problems anzunehmen. Und es geht dabei um viel – ums Auto nämlich. Des Deutschen liebstes Kind hat in seiner modernen Ausprägung die Maße eines schönen Home-Swimming-Pools und verbraucht dennoch bei vielen Modellen nur so viel Sprit, wie Opas Augenweide aus den 80ern. Sensationell. Die Deutschen sind Spar-Weltmeister. Von solchen technischen Meisterleistungen – die ja auch das Klima schonen! – abgesehen, gibt es aber doch auch ein handfestes Problem. Die Breite unserer neuen Zweit- und Dritt-Autos, kurz SUV getauft, korrespondiert nur ungenügend mit der Größe von Parklücken und Straßenbreiten. Was zu kritischen Situationen führt. Etwa im Wendehammer der Neunkircher Bahnhofstraße: Reglos verharrt ein mittlerer Privatpanzer vorm Reisebüro. Der oder die Fahrende — aus Antidiskriminierungsgründen wollen wir auf eine Spezifizierung verzichten — sitzt gleichermaßen reglos hinterm Steuer. Kein Wunder. Auf der Straße scheint kein Durchkommen. Zwischen den belegten Parkplätzen in der Straßenmitte und dem Fußgängerstreifen, auf dem gerade regelwidrig ein Auto steht, sind höchstens drei Meter freier Raum. Wer wollte riskieren, rechts oder links anzuecken? Sekunden und Minuten verrinnen, während sich hinter SUV-Fahrendem ein Mini-Stau bildet. Bald platzt einem Paket-Service-Mann der Kragen. Er entsteigt seinem Laster, baut sich vor dem oder der Zagenden auf und deutet an, auf jeder Seite sei noch ein halber Meter Platz. Die Situation endet friedlich, ohne Eskalation. Zum Glück!

Ganz ähnlich jüngst auf dem Rückweg vom Supermarkt in Wemmetsweiler. Der Blick in die extra-fetten Rücklichter verheißt nichts Gutes. Und tatsächlich hält der Vordermann in seiner XXL-Karosse überall an, wo durch Parkende der Straßenraum ein wenig verengt ist. Er lässt alle, die am Horizont auftauchen, mit gütiger Ruhe durch, ehe er sich mit gebührendem Sicherheitsabstand - also fast komplett auf der Gegenfahrbahn - am Hindernis vorbeischiebt. Über Situationen auf Parkplätzen wollen wir gar nicht erst reden. Schon in der Ära vor den Privatpanzern nahm sich mancher Fahrer durch geschicktes Einparken gleich zwei Parkbuchten. Reden wir lieber über Lösungen, die die Politik bieten muss. Ein SUV-Verbot steht außer Debatte. Man bedenke die Auswirkungen auf die Wirtschaft und das mentale Wohlbefinden. Unser Landesvater könnte sich jedoch seiner alten Heimat erinnern und den Kreis Neunkirchen zur Modellregion für den Breitstraßen-Ausbau ausrufen. Wäre jede Autostraße nur ein Meterchen breiter, es gäbe wieder „freie Fahrt für freie Bürger“. Was wichtig ist, ehe politische Kräfte, die den allgemeinen Untergang zu jeder Zeit und an jeder Ecke wähnen, das Thema besetzen. Zu enge Straßen wären was für breitmäulige Populisten. Oder noch schlimmer bayrische Bundesminister. Das kann kein Christdemokrat wollen.

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