Bauhof wird kaum Herr übers Grün

Illingen · Immer wieder beschweren sich Bürger über wucherndes Grün, ungepflegte Stellen am Friedhof etc. Bürgermeister Armin König verweist auf die hohe Arbeitsbelastung der Bauhof-Mitarbeiter einerseits, auf Sparzwänge andererseits.

 Illingen ist reich an Grünanlagen, die von Mitarbeitern des Bauhofes gepflegt werden. Unser Foto wurde gestern im Bereich der Burg Kerpen aufgenommen. Foto: Andreas Engel

Illingen ist reich an Grünanlagen, die von Mitarbeitern des Bauhofes gepflegt werden. Unser Foto wurde gestern im Bereich der Burg Kerpen aufgenommen. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Auf den Bauhof der Gemeinde lässt Armin König nichts kommen. Dem Illinger Bürgermeister ist das Thema wichtig genug, um dafür zu einer Pressekonferenz ins Rathaus zu laden, nachdem jüngst ein SZ-Leser-Reporter den Zustand des Illinger Friedhofs bemängelt hatte. Einige Rathaus-Mitarbeiter hat der Verwaltungschef ebenfalls an den Tisch geholt. Der Bauhof leiste sehr gute Arbeit bei all den Aufgaben, die er zu erledigen habe, betont König.

Das Rathaus hat einen ganzen Berg an Zahlenmaterial zusammengetragen, um dies zu untermauern. Fünf Kolonnen hat der Baubetriebshof, wie er ganz genau heißt, mit den Bereichen Gebäude, Bauinstandsetzung, Friedhof, Grünflächen und eigener Werkstatt. Zuständig sind die für 46 Gebäude und Hallen, ein Straßennetz von 82,5 Kilometern inklusive Gehwegen, weiteren knapp 17 Kilometern Gehwegen an Landstraßen und 42,5 Kilometern Wirtschaftswegen. Zuständig sind sie auch für 94 öffentliche Abfallbehälter und 30 Containerstellplätze, für 21 Spielplätze und rund 600 Ruhebänken in der Gemeinde. Hinzu kommen 46 Hektar Grünfläche und 5100 Bäume, die in öffentlichen Anlagen und auf Friedhöfen stehen. Der Botschaft all der zusammengetragenen Zahlen ist klar: Der Bauhof mit seinen 43 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat eine Menge Arbeit.

"Wir haben einen sehr qualifizierten Bauhof", betont König. Und noch dazu habe man einen sozialen. Der Rathauschef betont, die Gemeinde lebe das Wort Inklusion. In der Verwaltung arbeiteten rund zehn Prozent Menschen, die diverse Einschränkungen haben: "Das Gemeinwohl ist wichtig, aber auch die Unterstützung von Menschen, die sonst nur wenig Chancen haben." Ob nachts beim Feuerwehreinsatz oder wenn es darum gehe, irgendwo eine Tür zu öffnen, der Bauhof sei rund um die Uhr und über das ganze Jahr für die Menschen da. Die Überschwemmungen im Frühjahr zum Beispiel hätten das ganz deutlich gezeigt. Selbst eine Hundebereitschaft gibt es, die sich um Tiere kümmert, wenn das sein muss. Viel Arbeit, gute Arbeit - so beschreibt König seinen Bauhof. Bei aller Begeisterung gibt es dennoch ein "aber". Die Mitarbeiter kämen immer wieder auch an ihre Leistungsgrenzen. Und wenn es dann zum Beispiel um den Friedhof oder Grünflächen gehe, könne er die Bürger nur ermuntern, selbst Hand anzulegen, wenn es einmal klemme.

Hartwig Krass, Vorarbeiter der Friedhofs-Kolonne: "Vergangenes Jahr war der Sommer sehr trocken. Da sah alles anders aus." Dieses Jahr wachsen Sträucher und Pflanzen bei viel Regen derart, dass die Mitarbeiter nicht mehr hinterherkommen. Doris Mittermüller, im Rathaus unter anderem für Umwelt zuständig, spricht in diesem Zusammenhang die über 70 Pflegepatenschaften an, die es in der Gemeinde gebe. Das entlaste auf alle Fälle. Ihr Chef erinnert an die Saisonarbeiter , die es früher in größerer Zahl gab, und an die Ein-Euro-Jobber, die fast komplett gestrichen seien. Apropos streichen: Das zur Verfügung stehende Geld für "Pflegeleistungen durch Dritte" auf öffentlichen Flächen und Friedhöfen ist reduziert worden. Mittermeier erläutert, 2009 habe das Budget noch bei 86 000 Euro gelegen. Heute seien es 60 000 Euro. König dazu: "Man muss den Bürgern ganz klar die Wahrheit sagen. Wir sind gezwungen, unseren Haushalt zu konsolidieren. Das wird der Bürger früher oder später spüren." Gute Arbeit zu leisten scheitert zuweilen auch am Unverstand mancher Zeitgenossen. Bauhof-Leiter Andreas Peter spricht die Containerstellplätze an. Jede Woche seien seine Leute dort unterwegs. Er berichtet von Saubermach-Aktionen, nach denen es 24 Stunden später schon wieder so ausgesehen habe, als wäre niemand da gewesen. In solchen Fällen sei auch die Verwaltung - abgesehen von Anzeigen gegen Müllsünder - mehr oder minder machtlos.

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