Baustellenrunde ist heiß begehrt

Mettlach · Dicht an dicht drängten sich die Gäste am Samstag, als beim Tag der Städtebauförderung Villeroy & Boch mit Verantwortlichen der Gemeinde Mettlach die Pläne für die Neugestaltung der Alten Abtei vorstellten.

 Jan Preußer und Rupert Schreiber (von links) erläutern die Maßnahmen der Städtebauförderung in Mettlach. Fotos: Rolf Ruppenthal

Jan Preußer und Rupert Schreiber (von links) erläutern die Maßnahmen der Städtebauförderung in Mettlach. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Geplant ist, den Erdgeist vom Alten Turm wegzurücken.

Geplant ist, den Erdgeist vom Alten Turm wegzurücken.

 Ein Schwätzchen im Schatten des Alten Turmes.

Ein Schwätzchen im Schatten des Alten Turmes.

Fast andächtig betrachten die Besucher die prächtigen Fliesen am Ausgang des Kreuzganges, während Dieter Austgen "Familiengeheimnisse" verrät - etwa, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Wendelin von Boch, in dem Zimmer geboren wurde, in dem heute Vorstandsvorsitzender Frank Göring sein Büro hat. "Das Refektorium, in dem Innenminister Klaus Bouillon die Zuschüsse an die Bürgermeister verteilt hat, diente der Familie einst als Wohnzimmer" - Interna, die die Zuhörer des Projektleiters Mettlach 2.0 aufsaugen ebenso wie Austgens Erläuterungen, wie das Unternehmen mit der Gemeinde Mettlach sein Gesicht verändern will. Die Idee: .Markenshops von Villeroy & Boch und anderen Herstellern sollen bald in der Alten Abtei Einzug halten. Im Fokus stehen moderne Bürowelten, die die Alte Abtei beleben und Mettlach als Einkaufsstandort bereichern sollen.

Den Tag der Städtebauförderung am Samstag nutzen die Verantwortlichen, um die Entwürfe für das Terrain und die Fußgängerzone in Mettlach vorzustellen - mit Erfolg. Dicht an dicht drängen sich die Besucher bei den Baustellenrunden, wie die Verantwortlichen die Führung genannt haben, wenn Austgen das Konzept erläutert. "Es wird eine freie Sicht vom Bahnhof zur Alten Abtei geben." Dafür wird nach seinen Worten das ein oder andere Gebäude weichen müssen. Überhaupt sollen mehr Wege durch das Terrain geschaffen werden. Auch die Fußgängerunterführung von der Freiherr-vom-Stein-Straße zu dem Park mit dem Alten Turm soll laut Austgen aufgepeppt werden.

Denn die Fußgängerzone soll nicht abgehängt werden - im Gegenteil. "Wir wollen die Alte Abtei als Markenzeichen stärken", macht er den Besuchern die Marschrichtung klar. Die Erlebniswelt von V&B mit Museum Keravision und den Produktpräsentationen werde neu gestaltet, ebenso die Innenhöfe und der Abteipark. So wird sich der Erdgeist bald von dem Alten Turm verabschieden müssen. Das einstige Wahrzeichen der Expo von Hannover, geschaffen von André Heller , wird einen anderen Platz erhalten - ein Geheimnis, das Landesdenkmalschützer Rupert Schreiber bei einer Führung durch den Ort gelüftet hat. "In dem Park der Bochs hat der saarländische Umweltschutz im 19. Jahrhundert begonnen", meint er mit Blick auf die Freundschaft zwischen dem Unternehmer Eugen von Boch und dem Altertumsforscher Karl August von Cohhausen. "Von Boch hat sich von ihm beraten lassen."

Derweil freut sich Mettlachs Bürgermeister Carsten Wiemann über den Zuschuss von 1,7 Millionen Euro, die ihm Innenminister Klaus Boullion am Morgen übergeben hatte. Der Kooperationsvertrag zwischen der Gemeinde und V&B ist ebenfalls unterzeichnet. Sein Inhalt unter anderem: die Regelung der Verkaufsflächen, die Anbindung an den Kernort, die Verbindung mit dem Gelände der Alten Abtei und dem Bahnhof.

Während viele Gäste Getränke, Schwenker und den Blick auf den Alten Turm genießen, sich mit Info-Material über das künftige Gesicht der Gemeinde eindecken, streift sich der Verwaltungschef die Schürze ab, verlässt den Bierstand, um mit Jan Preußer und Mitgliedern des Gemeinderates Mettlacher die Runde zu starten. Preußer von der Landesentwicklungsgesellschaft ist seit 1981 für Städtebauförderung in Mettlach zuständig und kennt den Ort - gestern wie heute. Und hat viel auch über privates Engagement zu berichten.

Die Alte Abtei kennt Karl-Heinz Weidig aus Nohn wie seine Westentasche. 40 Jahre lang hat der Nohner bei V&B in Mettlach gearbeitet. Seine Hoffnung: dass der Plan auch Wirklichkeit wird. "Es wäre schön, wenn er realisiert wird", sagt er bei der Baustellentour durch die Alte Abtei. "Es wäre traurig, wenn mal die Fördergelder ausgehen, dass dann Schluss ist."

"Es ist gut für Mettlach , dass was passiert und gemacht wird", freuen sich Agnes Petry und Tochter Andrea über die Pläne. "Ich kenne die Alte Abtei, ich habe 50 Jahre hier gearbeitet. Ich wünsche, dass der Plan auch in Erfüllung geht."

Begeistert zeigt sich auch Alfred Streit aus Hilbringen. "Dass eine Traditionsfirma wie Villeroy und Boch so etwas wagt, finde ich toll." Über die gute Idee, dass ganz Mettlach sein Gesicht verändern werde, gerät der Mann, der nach seinen Angaben beruflich mit dem Unternehmen verbunden ist, ins Schwärmen.

"Ich bin begeistert", kommentiert auch Kerstin Setter, Geschäftsführerin des Outlet-Centers Bassetti in Mettlach , die Infos bei der Baustellentour. Eine Bedingung knüpft sie daran: "Der Ortskern darf darunter nicht leiden."

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