Mettlacher Runde soll zum Flanieren und Kaufen reizen

Mettlach · Markenshops von Villeroy & Boch und anderen Herstellern sollen bald in der Alten Abtei Einzug halten. Die Pläne für das Terrain und die Fußgängerzone werden beim Tag des Städtebaus am morgigen Samstag in Mettlach vorgestellt. Markus Warncke, Finanzchef von V&B, und Mettlachs Bürgermeister Carsten Wiemann haben SZ-Redakteurin Margit Stark die Ideen vorab erklärt.

 Die Mettlacher Runde als Wegverbindung wird in ihrem nördlichen Teil weitgehend neu angelegt. So sehen dies die Planer vor. Im Süden und an der Saar verläuft die Route weitgehend auf angelegten Wegen. Der Weg tangiert unterschiedliche Gestaltungsbereiche in dem Rundlauf – vom Ortskern durch den Abteipark, vorbei an der Alten Abtei und an das Ufer der Saar. Eingezeichnet in den Plan sind markante Punkte (mit Stern gekennzeichnet), wie das Schloss Saareck, das Schloss Ziegelberg, die Kapelle St. Josef und die Mettlacher Pfarrkirche. Foto: Team Stefan Laport & MESS

Die Mettlacher Runde als Wegverbindung wird in ihrem nördlichen Teil weitgehend neu angelegt. So sehen dies die Planer vor. Im Süden und an der Saar verläuft die Route weitgehend auf angelegten Wegen. Der Weg tangiert unterschiedliche Gestaltungsbereiche in dem Rundlauf – vom Ortskern durch den Abteipark, vorbei an der Alten Abtei und an das Ufer der Saar. Eingezeichnet in den Plan sind markante Punkte (mit Stern gekennzeichnet), wie das Schloss Saareck, das Schloss Ziegelberg, die Kapelle St. Josef und die Mettlacher Pfarrkirche. Foto: Team Stefan Laport & MESS

Foto: Team Stefan Laport & MESS
 Markus Warncke (l.) und Carsten Wiemann. Foto: V&B

Markus Warncke (l.) und Carsten Wiemann. Foto: V&B

Foto: V&B

Was sieht die Kooperationsvereinbarung zwischen der Gemeinde Mettlach und Villeroy & Boch konkret vor?

Carsten Wiemann : Die Kooperationsvereinbarung zwischen der Gemeinde und Villeroy & Boch regelt die städtebauliche Neuordnung und die Weiterentwicklung der Gemeinde Mettlach. Beide Seiten sind durch ihre 200-jährige gemeinsame Geschichte sehr eng miteinander verbunden. Die Entwicklung der Gemeinde ist eigentlich ein permanent stattfindender Prozess, den der Bürger auch in Mettlach bereits an vielen Stellen sehen kann. Im Hinblick auf die Gelände rund um die Alte Abtei sehen wir die Notwendigkeit, aufgrund der Größe und Lage diese Bereiche gemeinsam zu entwickeln. Hierbei sind unsere Ziele identisch - es geht um die Steigerung der Attraktivität für die Menschen, die hier leben, arbeiten und als Tourist zu Gast sind - um ein attraktives Zukunftsbild unserer Gemeinde. Gegenstand der Kooperationsvereinbarung zwischen der Grundstückseigentümerin, der Villeroy & Boch AG, und der Gemeinde sind neben einer verträglichen Ergänzung der Verkaufsflächen zum Kernort seine Verbindung mit dem Gelände der Alten Abtei und dem Bahnhof und die gemeinsame Wahrnehmung aller Geschäfte Mettlachs für die Kunden.

Was passiert auf dem Gelände der Alten Abtei?

Markus Warncke: Durch die Bündelung unserer saarländischen Tischkultur-Produktion am Standort Merzig hat die Gebäudenutzung in der Alten Abtei in vergangenen Jahren stark gewandelt. Es gibt zahlreiche freie Flächen, die modernisiert werden und eine neue Nutzung erhalten sollen. Im Fokus stehen moderne Bürowelten, aber auch neue Verkaufsflächen, die die Alte Abtei beleben und Mettlach als Einkaufsstandort bereichern sollen. Die Marke Villeroy & Boch soll am prominenten Hauptsitz für alle Mitarbeiter und Besucher neu und stärker erlebbar werden.

Welchen Stellenwert hat diese Kooperation für V&B?

Warncke: Villeroy & Boch befindet sich, wie zahlreiche andere Unternehmen heutzutage auch, im ständigen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Ein attraktiver Arbeitsplatz und ein angenehmes Wohnumfeld können dabei ein Wettbewerbsvorteil sein. Wir haben am Standort Alte Abtei sehr gute Voraussetzungen, die wir in Zukunft durch modernere Arbeitswelten noch stärker hervorheben möchten. Gleichzeitig müssen das Umfeld der Gemeinde, der Freizeitwert, die Nahversorgung und auch die umliegende Natur ins Gesamtbild passen. Mettlach 2.0 heißt für V&B, den Ort, an dem wir arbeiten und zum Teil auch leben, gemeinsam mit der Gemeinde fit zu machen für die Zukunft.

Welche zusätzlichen Maßnahmen regelt der neue Bebauungsplan, der derzeit offen liegt?

Wiemann: Der neue Plan sieht vor, dass auf dem Abteigelände Shops eröffnet werden dürfen. Die Größenordnung liegt bei 3000 Quadratmeter. Neben den Verkaufsflächen werden die Parkmöglichkeiten neu geregelt, die Stellplätze aus dem Abteipark werden zu Gunsten der Naherholung verlegt. Es soll neue Parkmöglichkeiten direkt an der Alten Abtei geben, sogar mehr als zuvor.

Welche Geschäfte sind auf dem Terrain der Alten Abtei geplant?

Warnke: Die wesentlichen Flächen werden durch eigene Markenshops von Villeroy & Boch belegt, wobei wir auch in Zukunft Verkaufsaktivitäten im Mettlacher Ortskern haben werden. Das weitere Angebot soll zur Marke Villeroy & Boch passen und idealerweise mit uns im direkten Zusammenhang stehen. Es sind aber nicht nur Tischkulturprodukte denkbar, sondern auch das V&B-Gartenmöbelsortiment oder Bad-Accessoires. Mit der Errichtung ist mittelfristig auch die Weiterentwicklung unseres Erlebniszentrums und des Keramikmuseums geplant, denn das Saarland und auch wir freuen uns über die steigenden Besucherzahlen im Land. Das Segment der Einkaufs- und Industriekultur-Touristen steigt, auch hier sehen wir Potenziale.

Sind es nur Outlet-Geschäfte oder auch Shops für Lebensmittel oder eine Tankstelle?

Warncke: Zulässig sind maximal zehn Prozent sogenannter Randsortimente der gesamten Verkaufsfläche, also 300 Quadratmeter. Diese sollen das Produktsortiment des Factory Outlets bereichern. Beispielsweise könnte man zum Cognac-Glas auch den passenden Cognac verkaufen. Weitere Verkaufsflächen außerhalb des Sondergebiets sind auf eine gewerbliche Hauptnutzung im Bereich des Handwerks untergeordnet zugelassen bzw. ausgeschlossen worden. Eine Tankstelle war und ist selbstverständlich nicht geplant, ist aber in der Baunutzungsverordnung als Beispiel genannt, wenn es um die klassische Nutzung in dem ausgewiesenen Gewerbegebiet entlang der Bahnlinie geht.

Ist bereits ein Zeitplan festgezurrt, wann die Geschäfte öffnen?

Warncke: Für uns war zunächst wichtig, durch die Kooperationsvereinbarung die Grundlage für eine gute Entwicklung zu schaffen. Einige Rückbauarbeiten und die Fassadensanierungen des Abteigebäudes sind in Teilbereichen bereits abgeschlossen. Die Detailplanungen haben begonnen. Wir rechnen damit, dass wir unseren Mitarbeitern und selbstverständlich auch der Öffentlichkeit im Herbst erste Nutzungskonzepte präsentieren können.

Der vorliegende Leitentwurf gibt dabei eine gute Richtung, dennoch wird die Nutzung sicher nicht eins zu eins übernommen werden können. Einen ersten Blick auf die Baustelle auf dem Abteigelände können alle Interessierten am Tag der Städtebauförderung werfen.

Gibt es schon einen Plan, wie die Fußgängerzone an dieses Terrain angeschlossen wird?

Wiemann: Ja, dies war Aufgabenstellung der so genannten Mehrfachbeauftragung dreier Planungsteams. Der Siegerentwurf sprach die Jury, bestehend aus Vertretern der Politik und von V&B, durch den gemeinsamen "Gestaltungskanon" von Fußgängerzone, Marktplatz und Alter Abtei im Januar besonders an. Daraus wurde das Ziel der Kunden- und Besucherführung entwickelt, der den besonderen Reiz von Mettlach betont. Im Grunde ein Spazierweg von weniger als 1500 Metern als Rundgang durch Mettlach über den Marktplatz zur Alten Abtei durch den Park zur Fußgängerzone zurück. Unmittelbar angebunden an diesem Spazierweg liegen zukünftig alle zentrumsnahen Parkplätze wie auch der Mettlacher Bahnhof. Ein wichtiger Aspekt beim erfolgreichen Zusammenspiel aller Nutzungen.

Sind neue Zufahrten oder Wege im Visier?

Wiemann: Ja, besonders wichtig für alle Entscheidungsträger war die direkte Verbindung Bahnhof zum Ortskern durch das Abteigelände. Diese Freiraumachse mit einem öffentlichen Platz an der Bahnhofstraße wird eine besondere städtebauliche Ordnungsmaßnahme zugunsten der Gemeinde werden, da sie auch die oben genannte Runde erst ermöglicht.

In welcher Höhe plant V&B Investitionen?

Warncke: Villeroy & Boch plant, über die nächsten Jahre 20 Millionen Euro in das Projekt zu investieren. Diese Zahl erscheint zunächst hoch, man sollte sich aber die Größe der Aufgabe vor Augen führen. Insgesamt sprechen wir hier immerhin über ein Gelände von rund 60 000 Quadratmetern. Für uns ist diese Investition auch auf Konzernebene relevant. Daher nehmen wir uns auch Zeit für die Entwicklung, wir investieren hier quasi schon für die nächste Generation.

Wie teuer wird dieser Umbau der Gemeinde kommen?

Wiemann: Eine Kostenschätzung liegt vor, sie übersteigt bei weitem die möglichen Eigenleistungen der Gemeinde Mettlach. Deshalb sind sinnvolle und realistische Abschnitte über die nächsten Jahre zu bilden. Das Projekt kann nur mit Unterstützung der Städtebauförderung , sprich mit Bundes- und Landesmitteln, gelingen; alle öffentlichen Maßnahmen werden einen mittleren siebenstelligen Betrag kosten. Stadtumbau ist nicht billig zu haben, er vermeidet aber, Flächen der Naturlandschaft zu entreißen, wie bei bekannten Outlet-Zentren auf der grünen Wiese, und ermöglicht, ehemalige Industrieflächen ortskernnah zu einem Zentrum verschmelzen zu lassen.

Wurde schon signalisiert, wie hoch die Zuschüsse sein werden?

Wiemann: Ja, die Städtebauförderung ist eine projekt- und maßnahmenorientierte Förderung auf Basis einer Zwei-Dittel-Förderung von Bund und Land bei einem Drittel Eigenmitteln der Gemeinde bei öffentlichen Maßnahmen . Dieses eine Drittel kann durch weitere Mittel aufgestockt werden, letztlich können weitere Drittmittel den Eigenanteil der Gemeinde auch ersetzen.

Wer hat Zuschüsse in Aussicht gestellt?

Wiemann: Zuständig für die Städtebauförderung ist das Innenministerium des Saarlandes. Weiterhin gibt es eine Verhandlungsposition mit der Villeroy und Boch AG für Flächen im Eigentum der AG, welche eine mindestens 25-jährige öffentliche Gestattung zugunsten der Gemeinde Mettlach erhalten. Diese Flächen werden anhand des rahmengebenden Bebauungsplans noch festgelegt.

Wann rechnen Sie mit der Fertigstellung des gesamten Projektes?

Wiemann: Nicht vor meinem geplanten Ruhestand in 18 Jahren, Scherz, Städtebau ist Daueraufgabe, wir werden nicht mit "einem gesamten Projekt" fertig werden. Realistisch halte ich die Umsetzung im Bereich der Abtei und der Fußgängerzone in den nächsten fünf Jahren.

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