Vom Versuch, die Zeit zu bewahren

Merzig · Mit einer feierlichen Vernissage beginnt am Sonntag, 12. Oktober, im Beisein des Künstlers die Ausstellung „Dietmar Binger – fotografische Arbeiten 1990 bis 2014“ im Museum Schloss Fellenberg in Merzig.

 Aus dem Werksatz „Erinnerte Jetzt-Zeit, Seefahrt und Freundschaft: oftmals unbekömmlich“ stammt diese Arbeit von Dietmar Binger. Foto: Binger

Aus dem Werksatz „Erinnerte Jetzt-Zeit, Seefahrt und Freundschaft: oftmals unbekömmlich“ stammt diese Arbeit von Dietmar Binger. Foto: Binger

Foto: Binger

Mit der aktuellen Ausstellung, die ausschließlich fotografische Arbeiten zeigt, endet eine gestreckte Werkrückschau der Arbeiten Bingers. Bereits 2011 zeigte der Dillinger Kunstverein "Werkproben, 1961 bis 1981". Es folgten 2013 die Ausstellungen "Fein sortiert - aus den Werksätzen 2000 bis 2012" im Museum St. Wendel und die Ausstellung "Werkproben 1982 bis 1984" in der Galerie des Kulturzentrums am Eurobahnhof (KUBA), Saarbrücken.

Die Arbeit mit der Kamera bedeutete für Dietmar Binger zu Beginn der 1990er Jahre zunächst ein fast sachliches Dokumentieren, Bilanzziehen des bisher Geleisteten, Ergänzen des Archivs - gewissermaßen die dingliche Sicherung des Erinnerns. Es war ein Prozess, den Binger im Atelier vollzog. Seit seiner Beschäftigung mit dem flüchtigen Material Isofloc (Recycling-Papierflocken) und ortsbezogenen Installationen an anderen Orten erweiterte sich der Wirkungskreis nach außen. Die Kleinbild-Kamera wurde von da an Bingers ständiger Begleiter. Schon bald war für mehrere Jahre parallel die Polaroid-Kamera dabei, die es ihm ermöglichte, das im konkreten Augenblick Wahrgenommene zu bewahren. Es entstand damit ein gleichsam nach außen gestülptes Gedächtnis, zugriffsbereit, archivarisch versorgt.

Mit dem Langzeit-Projekt "Backstage" begleitete Dietmar Binger über sieben Jahre hindurch Künstler beim Ausstellungsaufbau in der Stadtgalerie Saarbrücken mit der Kamera. Ziel war dabei nicht das Erstellen einer Dokumentation, sondern das Einfangen, bildliche Vermitteln von der Atmosphäre einer noch unfertigen Situation. Während der 2000er Jahre führte die Beschäftigung mit der eigenen Lebens- und Werkgeschichte Dietmar Binger zur Nutzung eigener und fremder Fotografie, indem er die Möglichkeiten des Computers zur Hilfe nahm.

Die aktuelle Ausstellung "Dietmar Binger - fotografische Arbeiten 1990 bis 2014" zeigt Beispiele der angesprochenen Werkschritte. Es ist ein sehr persönlicher Exkurs über Erinnern und Gedächtnis, über Zeit, Vergänglichkeit und den Versuch des Bewahrens. Zur Eröffnung der Ausstellung spricht Jürgen Junges, Vorstandsmitglied der Sparkasse Merzig-Wadern. Die Werkeinführung übernimmt Anna Gabriela Henné. Im Anschluss daran haben die Gäste die Möglichkeit, sich bei einem Umtrunk mit dem Künstler zu unterhalten.

Weitere Informationen zur Ausstellung gibt's im Museum Schloss Fellenberg , Torstraße 45a in Merzig , Telefonnummer (0 68 61) 79 30 30.

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Zur PersonDietmar Binger wurde 1941 in Königsberg (Kaliningrad, Russland) geboren. Von 1962 bis 1969 absolvierte er ein Studium verschiedener Fachrichtungen. Seit 1969 arbeitet er freischaffend, als Künstler und Fotograf. Seine Arbeiten sind bereits seit 1973 in Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zu sehen. Von 1986 bis 1989 entstand der Werksatz "Fundus", 404 mit Kautschuk-Kleber versiegelte Objekte. In den Jahren 1990 bis 2000 entstand der Werksatz "Die Entdeckung der Welt" mit Isofloc- und Foto-Installationen. Seit 1990 arbeitet Binger im Bereich der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie. Seit 1994 gehören fotojournalistische Arbeiten zu seinem Portfolio. Seit 1999 beschäftigt sich Dietmar Binger mit der digitalen Fotografie. Es folgten weitere größere Werk-sätze und Arbeiten mit verschiedenen Themen und Techniken. Der Künstler lebt und arbeitet in Saarbrücken.syr

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