„Exquisit“ sorgt für Rechtsstreit

Merzig/Bonn · Familie Etringer hatte für 22 500 Euro ein Springpferd gekauft. Allerdings war die Stute nicht – wie zugesagt – gesund, sondern hatte einen Tumor im Auge. „Exquisit“ sollte zurückgegeben werden. Doch dazu kam es nicht.

 „Exquisit“ musste eingeschläfert werden. Foto: Jessica Backhaus

„Exquisit“ musste eingeschläfert werden. Foto: Jessica Backhaus

Foto: Jessica Backhaus

Ein Springpferd für den Teenagersohn war gesucht und gefunden worden, als Familie Etringer aus Merzig mit einem Pferdehändler aus Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) ins Geschäft kam. 22 500 Euro ließen sich die Eltern den neuen Sportpartner für Alexander (heute 17, hat gerade Abitur gemacht) kosten. Doch das böse Erwachen ließ nicht lange auf sich warten, denn Apfelschimmel-Stute "Exquisit" war längst nicht so gesund, wie das Ankaufgutachten vermeintlich versprochen hatte.

Was die Etringers damals noch nicht wussten: Die tierärztliche Begutachtung war offenbar manipuliert worden. Fakt ist: "Unsere arme Stute hatte eine bösartige Veränderung am Auge", berichtet Familienoberhaupt Hermann Etringer (52). Man ließ das Springpferd noch einmal in einer Tierklinik untersuchen.

Ergebnis: "Exquisit" hatte ein Melanom am linken Auge, einen Tumor.

Der Euskirchener Pferdehändler wollte das Tier nicht zurücknehmen. Erst vor Gericht setzte Hermann Etringer durch, dass der Kaufvertrag rückabgewickelt werden sollte.

Doch dazu kam es nicht: Nur knapp vier Wochen, nachdem der gerichtliche Vergleich geschlossen worden war, wurden der Stute in ihrer Box die Sehnen durchschnitten. "Exquisit" musste nach einer Not-OP eingeschläfert werden. "Das ist alles so furchtbar. Mein Sohn ist regelrecht traumatisiert und hat die Geschichte völlig verdrängt", sagt Gudrun Etringer.

Am Landgericht Bonn hat die saarländische Familie jetzt auf Schadenersatz geklagt. Die 22 500 Euro , die man für die Oldenburger-Stute bezahlt hatte, wurden zurückgefordert. In einer langen Beweisaufnahme stellte der Richter fest: Seite 12 des Ankaufgutachtens, auf dem im Original von einer Veränderung an "Exquisits" Auge die Rede ist, wurde manipuliert. In dem Fax, das den Käufern übermittelt wurde, fehle die betreffende Passage völlig, stellte der Vorsitzende fest. Ermittlungen bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Bonn wegen Betrugs und Urkundenfälschung laufen. Der Händler beteuerte immer wieder, von der Augenerkrankung des Pferdes nichts gewusst zu haben. Allerdings hatte die begutachtende Tierärztin ausgesagt, seine Frau habe sich von ihr den Befund telefonisch erklären lassen. Und das gerade einmal zehn Tage, bevor die Unterlagen den Käufern übergeben worden waren.

Einen Teilerfolg haben Etringers bereits errungen: Das Bonner Gericht gab der Klage der Familie statt, der Pferdehändler muss 30 000 Euro (Kaufpreis plus Unterbringungs- und Behandlungskosten) zurückerstatten. "Ob wir uns wirklich Hoffnung auf das Geld machen können?", fragt sich Gudrun Etringer. "So weit wir wissen, ist bei dem nichts zu holen. Der letzte Prozess wird es wohl auch nicht gewesen sein, und vermutlich sind wir auch nicht die einzigen Opfer."

Die Familie hat lange überlegt, ob sie mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit geht. Die Mutter: "Unsere Stute hat unnötig lange Zeit Schmerzen gelitten. Pferde haben keinen Laut für Schmerz und erst recht keine Lobby, die sich für sie einsetzt. Aber wir haben inzwischen von vielen gehört, die auch Opfer dieses Händlers geworden sind, sodass es uns wichtig war, andere Pferdefreunde zu warnen."

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