Merzig. Das bunte Bild versinkt im Halbdunkel, als ein Glöcklein erklingt. Es ist 20.11 Uhr, die Galakappensitzung der KG Humor Merzig von 1878 beginnt. Angeführt von der Stadtgarde erscheinen die Merziger Prinzenpaare, die Garden, der Elferrat und Kurfürst Christoph von Sötern (Dieter Wacht), ehedem Herr in Merzig. Die Bühne erstrahlt nun in hellem Licht. "Einmal muss man lustig sein, die Sorgen kommen ganz allein!" meint der Trierer Kurfürst und fordert die Narren zur Ausgelassenheit auf. Die antworten prompt mit dem ersten "Merzig - da je" eines langen Abends und bekunden aus voller Kehle ihre guten Absichten mit dem Merziger Karnevalsschlager. Das Kinderprinzenpaar Justine I. und Florian II. proklamiert seinen Herrschaftsanspruch, und Präsident Thomas Klein verspricht tolle Büttenredner und erfolgreiche Tanz-Garden.Die Mariechen Vanessa Pritzkau und Annika Finger führten 26 Knirpse, Stüppcher und die Garde an, ein erstes farbenprächtiges Bild, das die Zuschauer begeisterte. Die "Putzfrauen der Stadtverwaltung" (Dirk Dillschneider und Helga Berty) mussten erst mal den Senat abstauben, bevor eine Pause angebracht schien. Merziger Kneipen, Urlaub auf Mallorca und Eheepisoden waren ihre Themen, mit Pointe auf Pointe. "Ihr Männer in dem weiten Rund, wir kommen langsam auf den Hund", warnte Wolfgang Steinmetz in seiner Doppelrolle als "Angela Schröder oder Gerhard Merkel" mit geschliffenen Pointen. Von Lokal-Politik allerdings auch hier keine Spur, sonst Spezialität von "Porretsche Liss" (Marianne Lorreng). Auf Drängen des Präsidenten entstand die "Mama-Show". Er wollte immer schon die Mütter der kleinsten Merziger Ballettratten auf der Bühne sehen. Eine gute Idee, die prima ankam. Aldi-Chef Karl-Josef Schirra verteilte als "Schnisspitter von Merzig" am Eingang Viagra an die Männer. "Damit die Frauen auch mal ein paar schöne Stunden haben." Die "Rentner vom Bauhof" (Bernd Seiwert und Hans Kollmann) gehören nach wie vor zur Merziger Fastnacht, wenn auch hier der giftige Biss in der Lokalpolitik vermisst wurde. Der Senat zog sich lieber noch weiter in die Vergangenheit zurück: Waren sie im Vorjahr noch Römer, kamen sie jetzt als Neandertaler. Ein großer Teil des Programms gehört in Merzig dem Tanz. Die Garden und Solisten gehören zur Spitze im Saarland und sind der Stolz der KG Humor. Präsident Thomas Klein vergaß nicht ein einziges Mal, auf die Titelsammlung seiner Schäfchen hinzuweisen, die immer wieder wahre Begeisterungsstürme entfachten, bis hin zum Final-Tanz der Grün-Weißen Funken. Merzig. Das Thema, das 2008 für den meisten Wirbel in Merzig gesorgt hatte, spielte bei der Kappensitzung der KG Humor keine Rolle: die Vorfälle im städtischen Kulturamt. KG-Präsident Thomas Klein sagte der SZ, da es sich um ein schwebendes Verfahren handele, seien die Büttenredner der KG schon im Oktober von sich aus übereingekommen, das Thema auszuklammern. Druck von außen sei dabei nicht im Spiel gewesen. Dies bestätigte Bernd Seiwert, Chef der CDU-Stadtratsfraktion, der selbst in die Bütt stieg: "Es war eine interne Entscheidung." Es sei legitim, das Thema auszublenden. cbe "Einmal muss man lustig sein, die Sorgen kommen ganz allein!" Der "Kurfürst aus Trier"Meinung