Vorläufiges Ergebnis Landtagswahl im Saarland 2022: Linke fliegt aus Parlament – „desaströses Ergebnis“

Update | Saarbrücken · Im Saarland hat am 27. März einen neuen Landtag gewählt. Die SPD feiert im Saarland mit ihrer Spitzenkandidatin einen Triumph, die CDU erlebt eine bittere Niederlage. Die Linke stürzt in ihrer einstigen Hochburg ab. Auch für Grüne und FDP reicht es laut vorläufigem Ergebnis nicht.

Landtagswahl 2022 im Saarland: Der Wahltag in Bildern
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Foto: dpa/Oliver Dietze

Als Spitzenkandidatin der Linken trat Barbara Spaniol in die Fußstapfen von Oskar Lafontaine, der kurz vor der Landtagswahl im Saarland die Partei verließ. Für Spaniol ging es ums Ganze: Bei Umfragewerten von vier bis fünf Prozent für die Linke musste sie um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Entsprechend hängte sie sich im Wahlkampf rein, kümmerte sich selbst viel um Organisatorisches. Das Wahlprogramm hatte sie zum Teil selbst getippt, auch viele Wahlprüfsteine beantwortete sie persönlich. 

Doch nun ist klar: Es fehlt meilenweit bis zur Fünf-Prozent-Hürde. Laut vorläufigem Endergebnis kommt die Linke auf 2,6 (minus 10,3 Prozentpunkte) der Stimmen. Die Linke-Spitzenkandidatin Barbara Spaniol nannte das schlechte Abschneiden ihrer Partei bei der Landtagswahl einen „Schlag". Sie fügte hinzu: „Das war vielleicht so nicht zu erwarten, es ist aber passiert.“ All dies müsse nun aufgearbeitet werden. „Es ist uns natürlich nicht gelungen, auch das ist klar, die Differenzen, die Auseinandersetzungen so beizulegen, um die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen.“ Es sei eine lange Entwicklung gewesen, die zu diesem Ergebnis geführt habe.

Die Linken-Bundesvorsitzende Janine Wissler hat sich sehr enttäuscht über das Abschneiden ihrer Partei bei der Landtagswahl im Saarland geäußert: „Das sind wirklich herbe Verluste, ein desaströses Ergebnis. Wir waren zweistellig im Saarland, wir kommen da von 21 Prozent“, erklärte Wissler. Das schlechte Wahlergebnis habe sicherlich auch an der „großen Zerstrittenheit“ der Linken im Saarland gelegen, sagte Wissler.

Es habe zuletzt zwei linke Fraktionen im Landtag gegeben. Das gesamte Auftreten ihrer Partei habe dort dazu geführt, „dass Leute uns nicht mehr vertraut haben“. Auch der kürzliche Austritt des ehemaligen Linken-Vorsitzenden und -Mitbegründers Oskar Lafontaine habe den Parteikollegen geschadet, so Wissler. „Das war natürlich ein harter Schlag für die Linke im Saarland.“ Das Ergebnis müsse nun „dringend Konsequenzen“ haben, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen.

Das Ergebnis spiegelt wohl auch den Zustand der Partei an der Saar. Seit Jahren war die Linke hier gespalten in zwei Lager um den Vorsitzenden Thomas Lutze und um einen der populärsten Linken bundesweit, Oskar Lafontaine. Wegen eines parteiinternen Streits kam es im November 2021 zum Zerwürfnis: Spaniol wurde aus der Fraktion ausgeschlossen - und gründete kurz darauf die neue Fraktion „Saar-Linke“, deren Vorsitz sie übernahm. Der Konflikt gipfelte darin, dass Lafontaine vor wenigen Wochen aus der Partei austrat: just an jenem Tag, an dem Spaniol das Wahlkampfprogramm vorstellte.

Landtagswahl Saarland 2022: Linke fliegt aus Parlament – „desaströses Ergebnis“
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2009, 2012 und 2017 waren die Linken stets mit Lafontaine als Spitzenkandidat in die Landtagswahl gegangen und hatten jeweils zweistellige Ergebnisse geholt.

Lafontaines Partei-Austritt vor der Wahl bezeichnete Lutze am Sonntag als gezielte Sabotage: „Wenn du solche Leute in den eigenen Reihen hast, kannst du kein Spiel gewinnen, das geht nicht.“

Die SPD hat bei der Landtagswahl im Saarland die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament erreicht. Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis erzielte die Partei der sozialdemokratischen Spitzenkandidatin Anke Rehlinger 43,5 Prozent (plus 13,9 Prozentpunkte) und kommt damit auf 29 von 51 Sitzen. Die SPD liegt damit weit vor der CDU. Die christdemokratische Partei von Amtsinhaber Tobias Hans erzielte mit 28,5 Prozent (minus 12,2 Prozentpunkte) ihr schlechtestes Ergebnis im Saarland seit Jahrzehnten. Sie hat nur noch 19 Sitze im künftigen Landtag in Saarbrücken. 

Ebenfalls in den Landtag kam nur die AfD mit 5,7 Prozent (minus 0,5 Prozentpunkte). Sie hat drei Sitze. Die Grünen verpassten den Einzug mit 4,99502 Prozent (plus 1,0 Prozentpunkte) extrem knapp. Die FDP verpasste mit 4,8 Prozent (plus 1,5 Prozentpunkte) erneut den Einzug ins Parlament.

Die Wahlbeteiligung lag bei 61,4 Prozent. 2017 hatten noch 69,72 Prozent der Saarländer ihre Stimme abgegeben.

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