Förderung für Schülerinnen und Schüler Land legt Corona-Aufholprogramm neu auf – aber nicht für berufliche Schulen

Saarbrücken · Die Förderangebote an Schulen im Zuge der Pandemie gehen nahtlos weiter und sind gesichert bis Ende 2023: Das Saarland legt ein neues Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche auf – allerdings nicht für die beruflichen Schulen.

Viele Schülerinnen und Schüler, vor allem an Grund- und Gemeinschaftsschulen, brauchen Unterstützung und Förderung. Die Pandemie hat die Probleme verschärft.

Viele Schülerinnen und Schüler, vor allem an Grund- und Gemeinschaftsschulen, brauchen Unterstützung und Förderung. Die Pandemie hat die Probleme verschärft.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Das erste Bund-Länder-Corona-Aufholprogramm läuft am 31. Januar nach zwei Jahren aus. Die Herausforderungen bleiben – und so hat die Saar-Landesregierung ein eigenes Programm auf die Beine gestellt. „Damit kann an den Schulen weiterhin bewährtes Unterstützungspersonal über externe Träger zur Förderung der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden“, kündigte Kultusministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Dienstag in der Landespressekonferenz in Saarbrücken an.

4,7 Millionen Euro Fördermittel von der EU

4,7 Millionen Euro konnten dafür aus dem Europäischen Sozialfonds akquiriert werden. Dafür hätten das Bildungsministerium und das Sozialministerium eng zusammengearbeitet, sagte Streichert-Clivot. Letzteres wird in Zukunft zuständig für die Bewilligung der Förderanträge sein.

Auch für die verstärkte Schulsozialarbeit ist die Anschlussfinanzierung mit 1,5 Millionen Euro sichergestellt. Und zwar – anders als zuvor – nicht paritätisch (Land und Kommunen), sondern allein aus Landesmitteln. Zumindest bis Ende des Jahres 2023.

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Schwerpunkt liegt auf Lesen, Schreiben und Rechnen

Für Grund- und Förderschulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien ändert sich also erst mal nichts. Sie erhalten weiterhin ein Schulbudget von 10 000 Euro als Sockelbetrag für standortspezifische Fördermaßnahmen. Damit können sie weiterhin Extra-Angebote im musischen, sportlichen oder sozial-emotionalen Bereich machen und vor allem die Schlüssel-Kompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen stärken.

Der Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) vom Oktober 2022 habe deutlich gezeigt, dass der Bedarf an solcher Förderung nach wie vor hoch und sogar gestiegen sei, betonte die Ministerin. Daher fokussiere man sich auch bei den Angeboten zu Zweidritteln auf diese Schlüsselkompetenzen.

Viele Kriegsflüchtlinge ins Schulsystem integriert

Der Fokus liege zudem auf den Grund- und Gemeinschaftsschulen, denn deren heterogene Schülerschaft habe den größten Aufholbedarf, wie Studien zeigten. Allein im vergangenen Jahr seien rund 2500 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine ins saarländische Schulsystem integriert worden, bemerkte Streichert-Clivot. Hinzu kommen Kinder aus anderen Teilen der Welt. Das stelle das System räumlich wie personell vor enorme Herausforderungen.

Und so liegt ein Schwerpunkt zwangsläufig auf der Sprachförderung. Zu Beginn des Schuljahres hatte das Land 220 Sprachförderlehrkräfte von der externen Trägerschaft in den Landesdienst geholt – und sie damit aufgewertet. Allein 125 von ihnen sind an Grundschulen eingesetzt, 48 an Gemeinschaftsschulen. Der Rest verteilt sich auf Gymnasien und Förderschulen. Die Lehrerwochenstunden wurden von 4000 auf 6200 erhöht, teilte das Ministerium mit.

Berufliche Schulen fallen aus dem Programm

„Leider profitieren die beruflichen Schulen nicht von diesem Nachfolge-Programm“, bedauerte Streichert-Clivot. Das liege an der Finanzierung, denn die EU-Förderung gebe das nicht her. Man arbeite aber mit dem Finanzministerium an einem Parallelangebot für die beruflichen Schulen, betonte die Ministerin. Hier gehe es vor allem um passgenaue Berufsberatungsangebote und Begleitung und um Sprachförderung vor allem für eine zunehmende Zahl von jungen Menschen, deren Erstsprache nicht deutsch ist.

Damit diese heiß begehrten, potenziellen Fachkräfte Fuß fassen können in der dualen Berufsausbildung, biete das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erstmals Azubi-Berufssprachkurse (in Präsenz und digital) im Saarland an. Rund 60 junge Menschen werden diese demnächst besuchen können, kündigte Streichert-Clivot an.

Schließlich erhalte jede Schule pauschal 1300 Euro für Diagnoseinstrumente, um überhaupt feststellen zu können, wo die Schwierigkeiten und Defizite der Schülerinnen und Schüler liegen. Weitere 450 000 Euro wird es für Förder-Materialien, auch in digitaler Form, geben.

Herausforderung: Anspruch auf Ganztagsschule

Als neue Vize-Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) umriss Christine Streichert-Clivot, was bildungspolitisch auch bundesweit ansteht: „Die Digitalisierung, der Fachkräftebedarf an Schulen und Kitas und der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung sowohl im Kita- als auch Grundschulbereich gehören für mich an vorderster Stelle dazu.“ 2024 wird die saarländische Bildungsministerin dann den KMK-Vorsitz übernehmen.

Interesse an Französisch nimmt ab

In der anschließenden Fragerunde ging es dann noch um die Frankreich-Strategie und den Fremdsprachenerwerb, gerade vor dem Hintergrund des Elysée-Jubiläums am 22. Januar (60 Jahre deutsch-französischer Freundschaftsvertrag). Wie kann man dem schwindenden Interesse am Erlernen der französischen Sprache entgegenwirken?

Hier werde Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD), die gerade für vier Jahre das Amt der Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für die deutsch-französischen Bildungs- und Kulturbeziehungen übernommen hat, Impulse geben, kündigte Regierungssprecher Julian Lange an.

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