Kämpferherz ist nun in den 70er Jahren

Dillingen · Mohammed Ghodstinat hat seinen 70. Geburtstag gefeiert. Der Dillinger ist Gründer der Initiative Hilfe für Einzelschicksale International. Sein Einsatz für schwerkranke Menschen hat auch mit seiner eigenen Biografie zu tun.

 Mohammed Ghodstinat feierte Geburtstag. Foto: Seeber

Mohammed Ghodstinat feierte Geburtstag. Foto: Seeber

Foto: Seeber

Eine vage Vorstellung von den Farben Schwarz, Weiß, Rot hat Mohammed Ghodstinat noch. Grün, die Farbe der Hoffnung, war seine Lieblingsfarbe, erklärt er.

Seit seinem sechsten Lebensjahr ist Ghodstinat blind. Als Baby entzündete sich sein rechtes Auge, wahrscheinlich auf Grund einer Infektion. Nach einer gescheiterten Operation und skurrilen Behandlungsmethoden einer Heilerin erblindete er beidseitig.

In Teheran, seinem Geburtsort, konnte Ghodstinat erst als Jugendlicher eine Blindenschule besuchen. "Mit 15 Jahren saß ich in der ersten Klasse", erzählt er. Doch die Schule schloss nach drei Jahren wieder.

Sein Cousin nahm ihn mit nach Wien, wo er trotz Sehbehinderung und fehlender Sprachkenntnisse sein Abitur nachholte. Dann kam er nach Deutschland, studierte in Marburg Anglistik, Erziehungs- und Sozialwissenschaften und promovierte. In Saarlouis arbeitete er als Ehe- und Familienberater, kam sich aber überflüssig vor. "Ich wollte etwas anderes, Sinnvolles tun", erklärt er. Also gründete er 1993 die Initiative Hilfe für Einzelschicksale International, die schwer kranken oder verletzten Menschen aus dem Ausland eine Behandlung ermöglicht.

Mit seiner Arbeit in der Organisation hat Ghodstinat bereits vielen Menschen die Hoffnung auf Gesundheit wiedergegeben. Für sein soziales Engagement erhielt der Iraner Anfang des Jahres das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. "Natürlich freut man sich", sagt er. Es wäre ihm allerdings lieber, die Politik würde die Voraussetzungen für seine Arbeit verbessern. Die Bürokratie nehme manchmal enorm viel Zeit in Anspruch. "Das ist Zeit, die schwer kranke Menschen nicht mehr haben", sagt er. "Manchmal ist es frustrierend."

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