Bezahlstudium Bildungsforscher plädiert für Studiengebühren

Berlin · Andreas Schleicher, Bildungsforscher und Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat sich zum Start des Wintersemesters erneut für Studiengebühren ausgesprochen.

 Studiengebühren sind unter Studenten ein Reizthema. Viele haben Angst vor Verschuldung.

Studiengebühren sind unter Studenten ein Reizthema. Viele haben Angst vor Verschuldung.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Die Realität sei, dass Deutschland zu den wenigen Staaten gehöre, in denen die Ausgaben pro Student in den vergangenen Jahren gesunken seien. „Viele der Hochschulen verfügen nicht mehr über ausreichende finanzielle Mittel, um im Zeitalter der Massenuniversität wirklich qualitativ hochwertige Studienbedingungen zu gewährleisten“, sagt Schleicher.

Er plädiert vor diesem Hintergrund für ein Modell der Studienfinanzierung wie in Australien oder England. Dort würden die Hochschulen über Studiengebühren finanziert. „Nach diesem Modell erhalten Studierende ein staatlich garantiertes, unverzinstes Darlehen, aus dem sie die Studiengebühren bezahlen und das sie erst und nur dann zurückzahlen müssen, wenn sie ein bestimmtes Einkommensniveau erreicht haben“, sagte Schleicher.

Nach Ansicht des OECD-Experten wären solche Studiengebühren sozial gerechter als das heutige gebührenfreie Studium, da Geringverdiener sie gar nicht oder nur teilweise zurückzahlen müssten. Absolventen mit größeren privaten Einkünften würden so weniger öffentliche Subventionen erhalten, sagt der Bildungsexperte. Beim gebührenfreien und aus Steuergeldern finanzierten Studium zahlten dagegen am Ende „die Facharbeiter für das Studium der Kinder wohlhabenderer Eltern“, so Schleicher weiter.

Das Deutsche Studentenwerk lehnt laut Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde allgemeine Studiengebühren ab. Gerade einkommensschwächere Studienberechtigte entschieden sich wegen der Gebühren gegen ein Studium oder finanzierten diese nicht durch die angebotenen staatlichen Darlehen, sondern durch zusätzliche Erwerbstätigkeit. Das wiederum gehe zu Lasten ihres Studiums.

(dpa)
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