HTW Saar Die neugeborenen Hochschulstudiengänge

Saarbrücken · Gleich drei neue Studiengänge hat die Hochschule für Technik und Wirtschaft in den Pflegeberufen auf die Beine gestellt. Dazu gehört auch die „Angewandte Hebammenwissenschaft“. Die Bewerbungsphase hat jetzt begonnen.

 Barbara Cattarius (links) leitet den neuen Studiengang „Angewandte Hebammenwissenschaft“ an der HTW. Das neue Duale Studium verzahnt Theorie und Praxis: Nadine Fuhrmann (Mitte) und Claudine Schmitt-Matysiak vom Caritas Klinikum werden mit den Studenten praktisch arbeiten.

Barbara Cattarius (links) leitet den neuen Studiengang „Angewandte Hebammenwissenschaft“ an der HTW. Das neue Duale Studium verzahnt Theorie und Praxis: Nadine Fuhrmann (Mitte) und Claudine Schmitt-Matysiak vom Caritas Klinikum werden mit den Studenten praktisch arbeiten.

Foto: Iris Maria Maurer

An der Situation der Pflegeberufe in Deutschland kann man verzweifeln. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) will die Lage verbessern.

Erster Ansatzpunkt ist die Schulung und Führung von Personal im Gesundheitswesen. Der neue Bachelor-Studiengang Management und Berufspädagogik im Gesundheitswesen mit Abschluss Bachelor of Arts, richtet sich an Menschen der Gesundheitsfachberufe, insbesondere der Pflegefachberufe. Die Bandbreite reicht von der Kinder- über die Altenpflege, bis zum Beruf des Physiotherapeuten, Logopäden und Rettungsassistenten. Sie alle können in dem HTW-Studium die Fähigkeiten erwerben, um selbst in Pflegeschulen zu lehren und Gesundheits-Einrichtungen erfolgreich zu führen.

„Die Berufspädagogik gibt den Studenten das Werkzeug zum Unterrichten in die Hände, dazu gehören Methodik, Didaktik und Lernpsychologie“, erklärt Dagmar Renaud, Professorin für Pflegewissenschaft und Verantwortliche des Studiengangs. Voraussetzung zur Aufnahme des Studiums ist eine abgeschlossene dreijährige Regelausbildung in einem Pflege-, Heil- oder Gesundheitsfachberuf. „Die Studenten, die Pädagogik machen, sollten selbstverständlich Persönlichkeit mitbringen. Als Lehrer muss man vor der Klasse stehen können und auch mit Unterrichtsstörungen umgehen können“, sagt Renaud.

Eine der größten Stärken des neuen Studiengangs sieht Renaud in dessen Schwerpunktsetzung. „Die Studenten können sich entweder für Management oder Pädagogik entscheiden oder beides kombinieren“, erklärt die Pflegewissenschaftlerin. Sie sieht das Studium als besonders wertvoll für Menschen in Pflegeberufen: „Erst im Studium lernt man, sich gesichertes Wissen anzueignen und es in die Praxis umzusetzen. Das ist in der Pflege von unschätzbarem Wert.“

Ins Studium, für das laut Renaud 30 Plätze vorgesehen sind und das im Wintersemester beginnt, ist auch eine dreimonatige Praxis-Phase integriert. Die Regelstudienzeit beträgt sieben Semester, wobei die in der Ausbildung erworbenen Kenntnisse im Umfang eines geleisteten Semesters anerkannt werden können. Auch Studieren in Teilzeit ist möglich. Zum Ende des Studiums wird den Studenten neben dem akademischen Grad ein Zertifikat verliehen, das den gewählten Studienschwerpunkt oder das schwerpunktübergreifende Studium bescheinigt.

Der zweite neue Studiengang an der HTW heißt Pflegeexpertise und Praxisanleitung. Auch dieses Bachelor-Studium beginnt ab jetzt jährlich zum Wintersemester, wird aber mit einem Bachelor of Science abgeschlossen. Zusätzlich erhalten die Studenten nach Ende des Studiums ein Zertifikat. Auch dieses Studium kann nur aufnehmen, wer bereits eine abgeschlossene dreijährige Regelausbildung in einem Pflege- oder Gesundheitsfachberuf vorweisen kann. Diese fachberufliche Bildung wird im Umfang von bis zu einem Semester bei der Regelstudienzeit von sieben Semestern angerechnet.

Der Studiengang richtet sich an Mitarbeiter der Pflege- und Gesundheitsfachberufe, insbesondere Pflegefachkräfte, Gesundheits- und Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger und Altenpfleger. Je nach Schwerpunkt, ein schwerpunktübergreifendes Studieren ist möglich, unterscheiden sich die Lehrinhalte.

Der Schwerpunkt Pflegeexpertise vermittelt beispielsweise Wissen für die akut-, teil- und langzeitstationäre sowie die häusliche Patientenversorgung. Studenten sollen laut Prüfungsordnung dazu befähigt werden, ihr neues Fachwissen stets in ihren Versorgungsalltag einbringen zu können. Wie der Studiengang „Management und Berufspädagogik im Gesundheitswesen“ umfasst auch dieses HTW-Studium eine zwölf-wöchige Praxis-Phase.

Dritter neuer Studiengang im Bunde ist die „Angewandte Hebammenwissenschaft“. Angelegt als sogenanntes Duales Studium, verzahnt sie Hochschul-Theorie und Berufspraxis. Mindestens 2200 Stunden praktisches Arbeiten sollen in dem siebensemestrigen Studiengang anfallen. Wer Hebammenwissenschaften studieren möchte, benötigt daher einen Platz an einer der folgenden Einrichtungen, die mit der HTW kooperieren: am Caritas Klinikum Saarbrücken, am Klinikum Saarbrücken, am Städtischen Krankenhaus Pirmasens oder am Uniklinikum des Saarlandes in Homburg. Noch vor ihrer Immatrikulation an der HTW schließen die Studenten mit der Einrichtung ihrer Wahl einen Vertrag und erhalten von dieser eine monatliche Vergütung.

Daneben werden für die Aufnahme des Studiums eine zwölf-jährige allgemeine Schulbildung und ein geburtshilfliches hebammenspezifisches Praktikum von mindestens vier Wochen vorausgesetzt. Es kann an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Zeitintervallen vor Studienbeginn geleistet werden.

Barbara Cattarius, Professorin für Angewandte Hebammenwissenschaft, hat den Studiengang mit den Koordinatorinnen Juliana Parino und Lisa Apini-Welcland aufgebaut. „Als Hebamme darf ich den Beginn neuen Lebens begleiten. Für mich sind mit diesem Beginn stets Visionen verbunden, die mich fortwährend beflügeln“, erklärt Cattarius ihre Motivation den Beruf auszuüben. Visionen in Form von Forschungsideen, erklärt Cattarius. Sie kennt die Praxis, war selbst 20 Jahre lang als Hebamme tätig. „Viele fühlen sich zu dem Beruf berufen“, meint die Professorin und sagt: „Man muss belastbar und sich bewusst sein, welch’ große Verantwortung man trägt.“

Das Aufgabenfeld von Hebammen ist ein weites: von der Schwangerschaft bis zum ersten Lebensjahr des Neugeborenen umsorgen sie Familien, geben Hilfe und Sicherheit im Übergang zur neuen Lebensphase. In der Akademisierung des Berufs sieht Cattarius Chancen: „Sie eröffnet neue Karrieremöglichkeiten, etwa als Wissenschaftler tätig zu sein und der Bachelor-Abschluss sorgt dafür, dass Absolventen auch im Ausland arbeiten können.“

Im Studium wird die Theorie an der HTW gelehrt. In den praktischen Studienphasen begleiten erfahrene Praxisleiter die Studenten. Lernen werden die Studenten dort, wo sie später einmal arbeiten können: im Kreißsaal, auf der Wochenbettenstation, in der Neonatologie (Neugeborenen-Medizin) und der Gynäkologie, in Hebammenpraxen und Geburtshäusern. Ein extra eingerichtetes Labor an der HTW holt die Praxis zudem an die Hochschule: Hier sollen die Studenten mit modernsten Geräten ihr Wissen praktisch an Puppen anwenden können.

Absolventen der Angewandten Hebammenwissenschaft wird der akademische Grad Bachelor of Science verliehen.

Bewerbungen für die vorgestellten Studiengänge sind ab sofort bis 31. Juli möglich.

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