Arbeiterkultur Wenn der Bergmann ruhte, musste seine Frau ackern

Saarbrücken · Die „Saarländische Volkskunde“ des Alltagskultur-Forschers Gunter Altenkirch ist auf 24 Bände angelegt. Der jüngst erschienene zwölfte Band beschäftigt sich mit Arbeiterkultur.

Wie immer greift Altenkirch, der in Rubenheim das Museum für dörfliche Alltagskultur betreibt, auf seine Zeitzeugen-Sammlung zurück: hier also auf unzählige von ihm geführte Interviews mit Arbeitern und ihren Frauen. Über weite Strecken  kommen im Buch, das eher einem gebundenen  Manuskript gleicht, also diejenigen mit Originalzitaten zu Wort,  über die Historiker meist aus analysierender Distanz berichten.

Altenkirchs „Volkskunde“ führt dem hingegen konsequent zurück zu den mündlichen Quellen. Deshalb tauchen in dessen Veröffentlichungen immer wieder überraschende Details auf, die landläufige Vorstellungen oder auch Geschichtsbuch-Darstellungen zurechtrücken. Der jüngste Band beispielsweise belegt einmal mehr Altenkirchs Erkenntnisse über Bergmannsbauern, die offensichtlich eher Bergmannsbäuerinnen waren – Ehefrauen von Bergmännern. Denn die Arbeiter lagen nach ihrer anstrengenden Schicht ab 16 Uhr erst mal auf dem „Schäßlong“, also auf dem Sofa, wie eine Zeitzeugin im Altenkirch-Buch berichtet.

Wo blieb da die Zeit für aufwändige Stall- und Ackerarbeit? Die hatten in Abwesenheit der Männer die Frauen erledigt. Es sind Alltags-Beobachtungen wie diese, die Altenkirchs „Volkskunde“ wertvoll machen, sei sie auch nicht mit dem wissenschaftlich-universitären Prüfsiegel versehen.

Gunter Altenkirch: Saarländische Volkskunde, Teil 12: Die Arbeiterkultur im Saarraum“, 19,95 Euro. Zu beziehen über: G. Altenkirch, Erftweilerstraße 3, 66453 Gersheim.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort