"Frohsinn-Echo" Nummer 100 ist letzte Ausgabe

Hassel. Ein Jubiläum kann die unterschiedlichsten Gefühle auslösen. Was hat man erreicht, was kommt noch oder wie geht es weiter? So wird es auch Dieter Wirth gegangen sein, bevor er die 100. Ausgabe des "Frohsinn-Echos" in Händen hielt. Er entschied sich fürs Aufhören, wenn es auch nicht ganz einfach war

 Dieter Wirth beendete mit der 100. Ausgabe des Frohsinn-Echo seine Arbeit als Herausgeber. Foto: Cornelia Jung

Dieter Wirth beendete mit der 100. Ausgabe des Frohsinn-Echo seine Arbeit als Herausgeber. Foto: Cornelia Jung

Hassel. Ein Jubiläum kann die unterschiedlichsten Gefühle auslösen. Was hat man erreicht, was kommt noch oder wie geht es weiter? So wird es auch Dieter Wirth gegangen sein, bevor er die 100. Ausgabe des "Frohsinn-Echos" in Händen hielt. Er entschied sich fürs Aufhören, wenn es auch nicht ganz einfach war. Doch 100 ist eine runde Zahl, genauso wie die Erfolgsstory des Vereinsblattes eine runde Sache war.

1976 wurde er vom Vereinsvorsitzenden des MGV "Frohsinn", Willi Becker, gefragt, ob er und sein Schulfreund Michael Müller mit ihrer Erfahrung als Redakteure einer Schülerzeitung nicht Lust hätten, "eine Vereinszeitung herauszubringen". Bis dahin wurden die Mitteilungen noch auf einem Handzettel zu den Mitgliedern gebracht. "Macht euch mal Gedanken, dann gucken wir …", so Willi Becker zu den beiden. "Gucken" musste Dieter Wirth ab Ausgabe zwei alleine, da sein Mitstreiter wegzog. "Mit Fotografie hatte ich damals gar nichts am Hut und Texte schreiben, du liebe Zeit, das ist mir am Anfang gar nicht so leicht von der Hand gegangen", so der 54-jährige. Anfänglich musste die Kamera seines Vaters herhalten und zwei Sänger borgten ihre Schreibmaschinen aus. Sie mussten abwechselnd benutzt werden, da jeder seine Maschine beruflich brauchte.

Nach zehn "verschlissenen" Computern lässt es sich nur noch schwer vorstellen, wie damals "geschafft" wurde. "Wir haben Collagen ,gepappt' und mit Reibebuchstaben von einer Folie andere Schrifttypen gemacht", erinnert sich auch seine Frau, die immer fleißig mithalf. Blocksatz wurde von Hand erzeugt. "Versuchen Sie mal, mit einer Schreibmaschine so was hinzukriegen, das ist Rechenarbeit. Und dann musste man schauen, dass in der Zeile drunter nicht an der gleichen Stelle ein Leerzeichen war. Das gab ein Loch und sah nicht gut aus", so das Ehepaar. Dieter Wirth ist eben auch Schrift-Ästhet und wollte irgendwann mehr als nur ein "Bläddche".

Viel Freizeit hat das "Vereins-Sprachrohr" gekostet, damals an die 100 Stunden pro Ausgabe, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Mit einem Lächeln erinnert sich das Ehepaar Wirth an die heißen Stunden vorm Binden: "Wir sind um den Tisch gerannt, haben die Seiten sortiert, geklebt und später wieder auseinandergeschnitten."

Selbst Freunde mussten ran, die auch später noch als treue Helfer kamen. Manchmal lagen die Einzelteile des "Echo" über die ganze Treppe verteilt, bevor es endgültig zusammengestellt wurde. Dann durften auch die Kinder nicht in diese "Gefahrenzone".

Die Einführung des Computers 1985 brachte Erleichterung, aber selbst heute benötigt eine Ausgabe noch rund 70 Stunden Arbeit und kostet so manche Stunde Schlaf. So wurde Dieter Wirth eines Nachts vor einem Urlaub von seiner Frau vermisst. Nirgendwo ein Zettel, also wurde die Polizei informiert. "Ich musste schauen, dass die Druckvorlage noch rechtzeitig vor unserer Abfahrt in die Druckerei nach Saarbrücken kam und da bin ich eben schnell hingefahren", lautet die einfache Erklärung von Dieter Wirth.

Dieter Wirth ist so etwas wie das "Gedächtnis" des Vereins, auch wenn er selbst gar nicht mehr singt. Sein Beruf als Archivar ist auch eine Berufung und ein Hobby, denn selbst in seinem Privathaus wird alles gesammelt und archiviert, was auch nur im Entferntesten mit St. Ingbert zu tun hat. 1992 hatte die Arbeit solch einen Umfang angenommen, dass er mit dem Dengmerter Heimatverlag eine eigene Firma gründete und fortan alles unter dem eigenen Dach bündelte. Es wird also nicht langweilig. "Wir sind um den Tisch gerannt, haben die Seiten sortiert, geklebt und später wieder auseinander geschnitten."

Dieter Wirth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort