Ein Saarländer im Aufwind

Marpingen. Über den Wolken ist die Freiheit alles andere als grenzenlos. Vielmehr gibt es für große wie für kleine Flugzeuge fest vorgeschrieben Flugrouten

Marpingen. Über den Wolken ist die Freiheit alles andere als grenzenlos. Vielmehr gibt es für große wie für kleine Flugzeuge fest vorgeschrieben Flugrouten. Besonders penibel auf das Einhalten der Wegstrecke und das Abfliegen der Eckpunkte wird derzeit bei den offenen südwestdeutschen Meisterschaften im Segelflug geachtet, die seit dem vergangenen Wochenende und bis zum kommenden Sonntag in Marpingen im Landesleistungszentrum für Segelflug ausgetragen werden. Der Kampf um die Thermik Der Wettbewerb, an dem 45 Teams teilnehmen, findet in drei Klassen statt - Club-Klasse, 18-Meter-Klasse und Doppelsitzerklasse (Dosi) - und ist Qualifikationswettbewerb für die deutsche Meisterschaft im kommenden Jahr. "Die Qualifikation für die deutschen Meisterschaften sind klar das Ziel", sagt der in Urexweiler geborene und in Eppelborn lebende Markus Barrois, der nach zwei Wettbewerbstagen in der 18-Meter-Klasse hinter Bernd Sauter auf dem zweiten Platz rangiert. Der Lokalmatador, im normalen Leben Jet-Pilot bei Cargo-Lux, erzählt: "Bis jetzt ist es ganz gut gelaufen, allerdings hatte ich am Samstag bei Ludwigshafen ein paar Probleme und den ersten Aufwind verpasst. Dadurch musste ich kämpfen und mir einen anderen Aufwind suchen, was letztlich doch einiges an Zeit gekostet hat." Am Ende hatte der 33-Jährige, der mit 14 Jahren über seinen Papa zum Flugsport kam, dann aber dennoch noch einen guten Luftstrom erwischt. "Jetzt hoffe ich, dass es im Laufe der Woche ein paar schöne Wettkampftage haben", sagt Barrois, der wie alle seine Segelflug-Kollegen von schönem Wetter und guter Thermik abhängig ist. Am Sonntag stimmten die Voraussetzungen vermeintlich nicht so ganz: "Der Wetterdienst hatte uns lediglich ein Zeitfenster von einer, höchstens zwei Stunden zusichern können, was zeitlich einfach zu wenig war, um die Flugzeuge in die Luft und einen Streckenflug zuwege zu bringen", erklärt Peter Schmitt vom Aero-Club Saar, der gemeinsam mit Marion Barrois den Wettbewerb leitet. So stand am Sonntag statt des Fliegens mehr die Pflege der Fluggeräte im Vordergrund, obwohl sich die Wettervorhersage im Nachhinein als zu pessimistisch herausstellte - es hätte geflogen werden können. Doch die Sicherheit geht nun einmal vor. Mit Sicherheit geärgert hatten sich am Samstagnachmittag die Saarländer Karl-Heinz Six und Roman Missler, die gemeinsam in einem Dosi am Start sind. "Gestern Abend war ich richtig niedergeschmettert", gesteht Berufsschullehrer Six. Was war passiert? "Wir haben die falsche Abfluglinie erwischt und haben das erst nach der Landung gemerkt." Zum besseren Verständnis: Am Morgen eines Wettkampftages wird von der Wettbewerbsleitung die zu fliegende Strecke festgelegt. Wichtig sind die Eckpunkte, deren Überfliegen mittels GPS ermittelt wird. "Früher mussten die Piloten Beweisfotos machen, heute hat die Technik auch hier Einzug gehalten", erklärt Wettbewerbsleiter Schmitt, der zehn Jahre Chef des Flughafens Zweibrücken war.Streckenänderung übersehenJedenfalls war aufgrund der Wettervorhersage die Streckenführung mit den Eckpunkten verändert worden, einschließlich der "himmlischen" Startlinie. Die war von Wustweiler nach Eppelborn verlegt worden. "Aber das haben wir glatt übersehen, was so erfahrenen Piloten eigentlich nicht passieren darf", gesteht Six, der mehr als 30 Jahre Flugerfahrung hat. So standen sie mit null Punkten auf dem letzten Platz. "Wir werden die Woche jedenfalls alles versuchen, uns noch ein paar Plätze vorzuarbeiten." Wer Six, Missler, Barrois und Co zusehen oder einfach nur Segelflugluft schnuppern möchte, kann dies am besten beim Start oder der Landung tun. Gestartet im Pulk wird bei gutem Flugwetter täglich zwischen elf und 13 Uhr, die Landungen erfolgen gewöhnlich ab 16 Uhr. "Wir werden die Woche jedenfalls alles versuchen, uns noch ein paar Plätze vorzuarbeiten."Karl-Heinz Six nach seinem Missgeschick

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