Schutz für Obstbäume in der Region Romantische Mistel ist eigentlich ein Baum-Vampir

Rehlingen-Siersburg · Die Schmarotzer-Pflanze gefährdet Obstbäume und wird nun im Saarland in einem Modellprojekt mit EU-Förderung entfernt.

  Umweltminister Reinhold Jost (SPD) und Gartenbau-Verbandsgeschäftsführerin Monika Lambert-Debong bei der Mistel-Beseitigungsaktion.

Umweltminister Reinhold Jost (SPD) und Gartenbau-Verbandsgeschäftsführerin Monika Lambert-Debong bei der Mistel-Beseitigungsaktion.

Foto: Udo Lorenz

Gerade zur Weihnachtszeit ist er sehr beliebt, der Mistelzweig. Die Mistel wird als Glücksbringer für Liebespaare und Heilpflanzen verehrt, doch für Obstbauern und Umweltschützer im Saarland werden Misteln täglich mehr zum gefürchteten Feind. Denn als Halbschmarotzer nisten sich die immergrünen Sträucher mit ihren klebrig-weißen kugeligen Früchten in die hohen Äste von Obstbäumen ein und entziehen ihnen so Wasser und Nährsalze – bis hin zum Absterben des Baumes.

Als Gegenmaßnahme haben nun der Verband der Gartenbauvereine Saarland/Rheinland-Pfalz und das Saar-Umweltministerium mit finanzieller Unterstützung des Landes und der Europäischen Union (EU) ein Modellprojekt gestartet. Dabei werden die Misteln von einer Baumpflegefirma mit Hilfe von Teleskopstiel-Sägen und anderen Wekzeugen entfernt. Zur späteren, alle zwei bis drei Jahre notwendigen „Nachsorge“ erhalten die Besitzer der Obstwiesen dann Schulungen und Kurse, so dass viele Obstbäume gerettet und Streuobstwiesen als wertvolle Oasen für bis zu 5000 diverse Tier- und Pflanzenarten erhalten werden können.

 Zu Beginn der Schnittmaßnahmen in der Region Warndt/Saargau gaben am Montagmittag an der Landstraße L172 in der Gemarkung Siersdorf der Gemeinde Siersburg-Rehlingen Gartenbau-Verbandsgeschäftsführerin Monika Lambert-Debong und Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) den Startschuss zu der Aktion. Diese ist ein sogenanntes „Leader“-Projekt des Europäischen Landwirtschaftsfonds für nachhaltige landwirtschaftliche und waldwirtschaftliche Nutzung und trägt den sperrigen Namen „Befallsdruckminderung der Mistel“. Der renommierte Saar-Volkskundler Gunter Altenkirch hatte dies kürzlich auf die viel anschaulichere Formel gebracht: „Die Mistel ist der Vampir der Obstbäume.“

„Besitzer von Obstwiesen sollen nun mit Hilfe unserer Aktion dazu animiert werden, ihre eigenen Flächen zu pflegen und dadurch mit zu einer Minimierung des Mistelbefalls beizutragen“, erklärt Lambert-Debong. „Als Ansprechpartner stehen die Streuobst-Koordinierungstelle beim Verband der Gartenbauvereine mit Philipp Klein sowie die Obst- und Gartenbauvereine vor Ort zur Verfügung“, ergänzt Lambert-Debong.

Das gesamte Mistelbeseitigungsprojekt wird mit Mitteln des Landes und der Europäischen Union mit rund 60 800 Euro bezuschusst. Dank der Fördersumme werden so 80 Prozent der Kosten für die professionelle Pflege der Streuobstwiesen getragen, so dass Flächenbesitzer bei der Beseitigung der Misteln enorm entlastet werden. „Wir hoffen, mit unserem Projekt Nachahmer zu finden und das Bewusstsein für die Problematik der Mistelverbreitung in den Obstbäumen bei der Bevölkerung zu wecken“, betonen Lambert-Debong und Minister Jost. „Und wir wollen noch viele weitere Projektpartner gewinnen“, sagen sie. „Streuobstwiesen sollen als Kulturgut im Saarland erhalten bleiben.“

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