Cavaliere mit Herz für andere

Ludweiler. Im Jahr 1986 zog Carmelo Vitello von Fürstenhausen nach Ludweiler. "Ich bin mit offenen Armen empfangen worden", erinnert sich der Italiener. Und weil er selbst auch immer offen auf die Menschen zuging, wurde er schnell heimisch. Heute ist der Sozialdemokrat stellvertretender Ortsvorsteher von Ludweiler und Sprecher des Völklinger Integrationsbeirates

 In seiner Heimat Italien, in die er auch noch familiäre Kontakte unterhält, würde der stets elegant auftretende Carmelo Vitello als Mann, der eine "bella figura" macht, gelten. Foto: Becker & Bredel

In seiner Heimat Italien, in die er auch noch familiäre Kontakte unterhält, würde der stets elegant auftretende Carmelo Vitello als Mann, der eine "bella figura" macht, gelten. Foto: Becker & Bredel

Ludweiler. Im Jahr 1986 zog Carmelo Vitello von Fürstenhausen nach Ludweiler. "Ich bin mit offenen Armen empfangen worden", erinnert sich der Italiener. Und weil er selbst auch immer offen auf die Menschen zuging, wurde er schnell heimisch. Heute ist der Sozialdemokrat stellvertretender Ortsvorsteher von Ludweiler und Sprecher des Völklinger Integrationsbeirates. Sein Engagement blieb auch in Rom nicht unbemerkt. 2003 wurde Vitello von der italienischen Regierung mit dem "Verdienstorden der Republik" ausgezeichnet - seitdem darf er sich offiziell "Cavaliere" (zu Deutsch "Ritter") nennen.In Ludweiler fühlt sich Vitello wohl. Er erinnert an den neu gestalteten Marktplatz und an das intakte Vereinsleben. "In Ludweiler gibt es mehr Vereine als Einwohner", berichtet der 66-jährige Rentner augenzwinkernd. Statt auf Konkurrenz, so seine Erfahrung, setze man auf gegenseitige Unterstützung: Wenn ein Verein feiert, feiern die anderen mit. Vitello kann sich nicht vorstellen, woanders zu leben. Außer vielleicht in seinem Geburtsland. Es gibt noch intensive familiäre Kontakte in den Süden. Während unseres Gesprächs meldet sich sein Bruder telefonisch aus Italien.

Die ersten Jahre in Deutschland waren für Vitello nicht einfach. Im September 1960 kam der 14-jährige Sizilianer zum Geldverdienen nach Saarbrücken. Zehn Italiener lebten damals in drei Zimmern. Carmelo schlief mit seinem Vater in einem Bett in der Küche. Mit Hilfe eines kleinen Wörterbuchs schlug sich der Gastarbeiter durch. Zunächst stapelte er Kästen in einem Bier-Großhandel, danach arbeitete Vitello in einer Rollladenfirma. Die Burbacher Hütte und die Kokerei in Fürstenhausen waren weitere Stationen seines Berufslebens. 1969 lernte der Schlosser seine Frau Ursula kennen, ein Jahr später heirateten die beiden und kauften ein großes Haus in Fürstenhausen. Dort lebten sie gemeinsam mit Vitellos Familie, die nachgekommen war.

Auch wenn er sich manchmal durchboxen musste - die Fäuste ließ der Italiener immer nur im Ring fliegen. Schon als Junge in Sizilien war er ein leidenschaftlicher Boxer. In Völklingen trainierte Vitello den Nachwuchs, noch heute achtet er als Ringrichter auf die Einhaltung der Regeln. Aber der Italiener ist natürlich auch Fußballfan. Bei der Europameisterschaft im Sommer drückt er Deutschland und Italien die Daumen. Und wenn beide Teams aufeinander treffen? "Der Bessere soll gewinnen!", sagt Vitello diplomatisch. Verrät dann aber doch noch , für wen sein Herz stärker schlägt: Die Italiener sollen den Titel holen!

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