Grundschule testet neues Zeugnis

Saarbrücken. "Blau, blau, blau blüht der Enzian" könnte es aus deutschen Klassenzimmern schallen. 2005 machte der Sänger Heino den Vorschlag, das Fach "Volksmusikkunde" auf den Stundenplan zu setzen - bislang vergeblich

 Ein Grund zum Jubeln: Morgen gibt es Halbjahreszeugnisse. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Ein Grund zum Jubeln: Morgen gibt es Halbjahreszeugnisse. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Saarbrücken. "Blau, blau, blau blüht der Enzian" könnte es aus deutschen Klassenzimmern schallen. 2005 machte der Sänger Heino den Vorschlag, das Fach "Volksmusikkunde" auf den Stundenplan zu setzen - bislang vergeblich. Doch auch zahlreiche Verbände versuchen ihre Interessen im Lehrplan zu verankern und fordern die Einführung von Fächern von Gesundheit/Ernährung bis Medienkunde. "Glück" hat es geschafft und wird seit 2007 an einer Heidelberger Schule unterrichtet. "Es könnte das Fach "Lernen lernen" geben", findet die stellvertretende Landesvorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV), Lisa Brausch. "Darin sollte die Frage behandelt werden, wie sich Schüler selbst Wissen aneignen können."Neben dem Fächerkanon steht in manchen Bundesländern auch die Art der Notengebung zur Diskussion. So haben sich bei einer Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), dem der SLLV als Landesverband angegliedert ist, in Rheinland-Pfalz 60 Prozent der befragten Grundschullehrer für die Einführung von Kompetenzstufenzeugnissen für die ersten beiden Schuljahre ausgesprochen. Hier werden die einzelnen Fähigkeiten durch Ankreuzen mit "Das kannst du schon prima" bis "Das musst du noch lernen" bewertet. "Ich persönlich bin der Meinung, dass Eltern besser mit Noten klarkommen als mit verbalen Abstufungen", findet Brausch. Jedoch müssten in Zeugnissen im Saarland in Zukunft differenzierte Bewertungen auftauchen - "auch im Sinne der Inklusion behinderter Schüler". Dort könne nicht der gleiche Maßstab für alle gelten. Wie ein solches Zeugnis aussehen könne, sei jedoch noch nicht diskutiert.

Die Grundschule am Ordensgut in Alt-Saarbrücken ist hier schon einen Schritt weiter. Im Rahmen des Projekts "Selbstständige Schule", verteilt sie morgen zum ersten Mal Halbjahreszeugnisse in Form von Ankreuzzeugnissen an die Zweitklässler. Zuvor hatten das Bildungsministerium, das Lehrerkollegium sowie die Eltern die Änderung genehmigt. Die Erstklässler, die kein Zwischenzeugnis erhalten, sollen zum Schuljahresende einen solchen Lernbericht bekommen. Dritt- und Viertklässler erhalten weiterhin Noten.

Als Vorlage diente ein Ankreuzzeugnis aus Berlin. "Die neuen Zeugnisse sind vier Seiten lang und sollen ein differenzierteres Bild von den einzelnen Kompetenzen der Kinder geben", sagt Schulleiterin Doris Burkhardt. So gibt es beispielsweise für das Fach Deutsch eine eigene Seite, die in die vier Themenbereiche Sprechen/Zuhören, Lesen/Mit Texten und Medien umgehen, Schreiben/Texte verfassen/Rechtschreibung und Sprache/Sprachgebrauch eingeteilt ist. Zu jedem Bereich gibt es bis zu acht Einzelkompetenzen, wie "beteiligt sich mit sachgerechten Beiträgen am Gespräch", "vollzieht Zusammenhänge", "äußert eigene Meinungen" oder "verwendet grammatikalisch richtige Sätze". Bewertet wird anhand von vier Symbolen, teilweise bis ganz ausgefüllten Kreisen, die für "Kompetenz sehr ausgeprägt, ausgeprägt, teilweise ausgeprägt, gering ausgeprägt", stehen.

"Wenn bei Lesen bloß die Note 'gut' steht, weiß doch niemand, was das konkret heißt. Liest der Schüler sinnbetont? Versteht er, was er liest? Kann er das Gelesene nacherzählen?", sagt Doris Burkhardt. Im Fach Sport werde nicht nur Können, sondern auch Fairplay und Engagement bewertet. Eine ganze Zeugnisseite widmet sich der sozialen Kompetenz der Schüler. Neben Teamfähigkeit und sozialem Verhalten werden hier die individuelle Motivation und die Gewissenhaftigkeit beim Erledigen von Arbeitsaufträgen bewertet.

Eine Präzisierung der Kopfnoten Verhalten und Mitarbeit in Form ausformulierter Bewertungen, würde auch Psychologie-Oberrätin Christa Büch, vom Schulpsychologischen Dienst in Saarbrücken befürworten: "Verhaltensnoten wirken etwas altbacken, ein schriftlicher Vermerk über die Teamfähigkeit wäre gut für das Selbstbewusstsein der Kinder."

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