Deutsch-französische Beziehungen Hoher Besuch an der Grenze

Leidingen · Frankreichs Außenminister Le Drian besuchte mit Amtskollege Maas das Saarland.

 Bei strömendem Regen in Leidingen unterwegs: Bundesaußenminister Heiko Maas (rechts) und sein französischer  Amtskollege Jean-Yves Le Drian.

Bei strömendem Regen in Leidingen unterwegs: Bundesaußenminister Heiko Maas (rechts) und sein französischer  Amtskollege Jean-Yves Le Drian.

Foto: BeckerBredel

Viel zu sehen gibt es auf den ersten Blick in Leidingen nicht für den Gast aus Paris, den französischen Außenminister Jean-Yves Le Drian. So dicht ist der Wald der schwarzen Regenschirme, als Le Drian begleitet von seinem deutschen Kollegen Heiko Maas und dessen Lebensgefährtin Natalia Wörner aus dem Auto aussteigen. Doch der gemeinsame Besuch im Dorf, das direkt auf der Grenze zwischen beiden Ländern liegt, ist sowieso nicht als Sightseeing gedacht. Es geht um ein Symbol. Genau hier, wo die Grenze aufgrund der Corona-Krise wieder zur willkürlichen Trennlinie wurde, bekennen sich beide Länder zu ihrer langjährigen Freundschaft. „Es ist immer etwas besonderes, wenn man einen Amtskollegen in seine Heimat einlädt“, sagt Maas und in Richtung Le Drian: „Hier ist daheem“ – und stellt damit die Dolmetscherin auf eine kleine saarländische Probe. Die beiden laufen hoch zu der Neutralen Straße, die auch „rue de la frontière“ heißt. Wer auf der rechten Straßenseite wohnt, lebt in Deutschland. Die Nachbarn gegenüber sind in Frankreich zu Hause. „Das ist schon faszinierend“, sagt Le Drian. In seiner Heimat in der Bretagne gebe es solche Situationen eher weniger, scherzt er. „Umso verrückter, wenn man bedenkt, dass man in den vergangenen Monaten zeitweise einen negativen Corona-Test gebraucht hat, um hier die Straße zu überqueren. Oder danach noch in Quarantäne musste“, erzählt Maas.

Von den Problemen, die durch Corona ausgelöst wurde, könnte Leidingens Ortsvorsteher Wolfgang Schmitt ein Lied singen. Doch an diesem Tag will er lieber gute Nachrichten verkünden. Auf der deutschen Seite soll die alte Schule zu einem deutsch-französischen Bürgertreff saniert werden. „Die Baugenehmigung ist gerade eingetroffen“, berichtet Schmitt. Dass Le Drian und Maas zusammen in ihrem Dorf sind, findet Astrid Lemarchand, die Bürgermeisterin von der französischen Seite, großartig. „Es zeigt, wie wichtig diese Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich ist – egal, ob auf Regierungsebene oder in der direkten Nachbarschaft“, meint sie. An der Neutralen Straße liegt auch Petra Johannes Feinkostladen „Grenzglück“. Zwei Minister zu Gast, das sei heute eine Premiere, sagt sie und reicht den beiden Himbeerlikör. Darüber, dass die Liebe, oder zumindest eine enge Freundschaft, auch durch den Magen geht, sind sich hier alle einig.

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