Hallplatz-Galerie Zweibrücken 1849 Unterschriften für Cap-Markt-Rettung

Zweibrücken · Bürger Georg Dhom zieht Zwischenbilanz seiner Sammlung. Diana und Patrick Lang appellieren in offenem Brief an Vermieter.

Der Cap-Markt (noch) und C&A sind die Ankermieter der Zweibrücker Hallplatz-Galerie.

Der Cap-Markt (noch) und C&A sind die Ankermieter der Zweibrücker Hallplatz-Galerie.

Foto: Lutz Fröhlich

In Zweibrücken wächst die Unterstützung für den infolge der angekündigten deutlichen Mieterhöhung von der Schließung bedrohten Cap-Markt in der Hallplatz-Galerie. Neben zahlreichen solidarischen Stellungnahmen von Bürgern, Ratsfraktionschefs und Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) hatte der Bürger Georg Dhom vergangene Woche eine Unterschriftensammlung gestartet (wir berichteten). Diese haben bis Donnerstag bereits 1167 Bürger auf Papier und 682 auf change.org als Online-Petition unterschrieben.

Hinzugekommen ist ein „offener Brief“. Den haben Diana Lang und Stadtrat Patrick Lang (beide Grüne) an Mimco Capital geschrieben, den Eigentümer der Hallplatz-Galerie. „Mit Bestürzen“ hätten sie gelesen, dass der CAP-Markt seinen Ende September auslaufenden Mietvertrag nicht verlängern könne, schreibt das Ehepaar. Mimcos Bestreben, die Vollvermietung der Hallplatz-Galerie zu realisieren, sei „auch für die Zweibrücker Politik ein lobenswertes Ziel. Allerdings kann ich nicht anders, Ihnen nicht nur meinen Unmut, sondern auch den vieler Zweibrücker Bürgerinnen und Bürger mitzuteilen. Beim Betreiber des CAP-Marktes, der Heinrich Kimmle Stiftung, handelt es sich nicht um einen am Maximalgewinn orientierten Mieter, sondern um eine Einrichtung, welche nicht primär den Gewinn als Ziel hat, sondern die Integration und Teilhabe am Arbeitsmarkt von beeinträchtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Zwar sei der Vermieter dem Cap-Markt „die letzten Jahre auch schon mit einer annehmbaren Miete entgegengekommen“ . „Aber eine Verdopplung der derzeitigen Miete ist vielleicht Ihr Recht, aber für die Stiftung als Mieter nicht stemmbar.“ (Anm. d. Red.: „Verdopplung bezieht sich auf die Berechnung der Kimmle-Stiftung, laut Mimco ist die Erhöhung niedriger.)

Die Langs argumentieren weiter: „Natürlich trifft hier auch die Zweibrücker Bürgerinnen und Bürger eine Teilschuld, wenn diese noch öfter und mehr dort einkaufen würden, dann wäre der Gewinn ausbaufähig und somit eine höhere Miete auch eher zu realisieren. Aber nur mit der Aussicht auf die von Ihnen angestrebte Vollvermietung ist eine höhere Frequentierung und nötige Umsatzsteigerung für den CAP-Markt nicht zu erwarten. In Anbetracht der sozialen Komponente ist der Wegfall des CAP-Marktes aus der Innenstadt für uns Zweibrückerinnen und Zweibrückern mehr wie schade, werden doch auch viele ältere Bürgerinnen und Bürger vom CAP-Markt beliefert. Menschen, die sich in häuslicher Umgebung noch selbst versorgen können, aber es eben nicht mehr zum Einkaufen schaffen wurden bislang beliefert. Da es sonst keine derartigen Lieferangebote gibt, werden diese Menschen vor große Schwierigkeiten gestellt.“ Dabei gehe es um 130 Haushalte.

Die Langs versuchen, mit ihrem offenen Brief Mimco Capital „dafür zu „sensibilisieren“, dass es sich bei CAP-Markt „nicht nur um einen herkömmlichen Einkaufsmarkt handelt“: „Er ist für Menschen mit „HandiCAP“, eine wichtige Stütze zur Teilhabe der Arbeitswelt, er ist familiär und wichtiger Ansprechpartner für ältere und beeinträchtigte Mitbürgerinnen und Mitbürger. Gerade die dort beschäftigten Menschen mit Beeinträchtigungen benötigen die Unterstützung und den Schutz unserer Gesellschaft, damit sie in die Mitte der Gesellschaft rücken können.“

Diana und Patrick Lang schließen: „Ich appelliere deshalb an Sie als Eigentümer, dass Sie bitte nach einer Lösung suchen, damit der CAP-Markt weiterbestehen kann, im Sinne der dortigen Menschen, und mit allem was daraus resultiert. Der CAP-Markt ist zusammen mit dem C&A Ankermieter, welche Publikum in die Galerie bringen. Sie streben als Eigentümer nachvollziehbar eine Vollvermietung der Galerie an. Sollte diese erreicht werden, und deshalb mehr Publikum in die Galerie kommen, könnte das der günstigere Zeitpunkt für etwaige Mieterhöhungen sein. Vielleicht können Sie sich eine Zwischenlösung vorstellen, in der durch eine kürzere Mietdauer statt der von Ihnen gewünschten 10 Jahre, in Verbindung mit einer möglichen Mietzinserhöhung bei erreichter Vollvermietung der Galerie, denkbar wäre. Ich appelliere an die soziale Ader, welche in jedem von uns schlagen sollte, und sicherlich auch in Ihnen schlägt.“

Mit einer sozialen Ader wirbt übrigens auch Mimco Capital selbst: Auf der Homepage heißt es (auf Englisch): „Zusätzlich zu traditionellen finanziellen Kriterien und als Teil seiner verantwortungsbewussten Anlagepolitik stellt MIMCO Capital sicher, dass seine Anlageanalysen sozial verantwortliches Denken beinhalten.“ In der ESG-Charter steht: „MIMCO Capital konzentriert sich darauf, den Menschen in den Mittelpunkt seiner Investitionsprojekte zu stellen.“

Ist die neue Mietforderung von 10,50 Euro pro Quadratmeter für Zweibrücker Verhältnisse maßlos?

Der Merkur hat die städtische Gewobau gefragt, wie viel Miete sie für den Netto-Markt am anderen Ende der Fußgängerzone verlangt. Geschäftsführer Jörg Eschmann antwortete, das Mietniveau bei den von der Gewobau vermieteten Einzelhandels-Objekten bewege sich „zwischen 9 und 9,50 Euro“.

Online-Inserate erlauben derzeit keine Vergleiche, denn außer Flächen der Hallplatz-Galerie wird derzeit fast nichts vermarkt. Allerdings werden selbst für die Hallplatz-Galerie teils deutlich geringere Quadratmeterpreise aufgerufen als nun vom Cap-Markt gefordert: Die Fläche direkt gegenüber (Leerstand El Presenta) für 8,50 Euro pro Quadratmeter, eine Gastrofläche sogar nur für 8 Euro. Kimmle-Stiftungs-Vorstand Marco Dobrani sagte dazu in einem Telefonat mit dem Merkur: „8,50 Euro für unsere Fläche wäre toll – da wären wir uns sofort einig.“

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