Nach Jahren des Leerstandes Haus Bickenalb wird zum Boarding-Haus

Zweibrücken · Die Engelstadter M4 Holding hat das schlossähnliche Gebäude gekauft, das zuletzt als Altenheim genutzt wurde.

Im seit Jahren leer stehenden Haus Bickenalb sollen 40 individuelle ‚Mikro Apartments entstehen.

Im seit Jahren leer stehenden Haus Bickenalb sollen 40 individuelle ‚Mikro Apartments entstehen.

Foto: Rainer Ulm

Die Stadt Zweibrücken hat das seit dem Jahr 2016 leerstehende Haus Bickenalb veräußert. Der Kauf sei am gestrigen Dienstag „vollzogen“ worden, war in einer am Nachmittag verschickten Pressemitteilung zu lesen. Nach Informationen unserer Zeitung jedoch nicht, wie es dort hieß, zwischen der Stadtverwaltung und der Stadtvilla Projektentwicklung GmbH, München, sondern zwischen der Stadtverwaltung und der M4 Holding GmbH, Engelstadt. Das stellte Sergio Vaccarello, der Geschäftsführer der Stadtvilla Projektentwicklung, auf Nachfrage unserer Zeitung klar. Die Stadtvilla Projektentwicklung sei eine Tochtergesellschaft der inhabergeführten M4 Holding. Der Kaufpreis liege im „unteren siebenstelligen Bereich“.

Laut Vaccarello soll aus dem Haus Bickenalb, das zuletzt als Seniorenheim genutzt wurde, bis Ende des Jahres ein sogenanntes Boarding-Haus (auch: Boardinghouse; übrigens das zweite nach dem in der Rosengartenstraße) werden. Bis dahin werde das Gebäude für einen Millionenbetrag „stilgerecht“ saniert, versprach er. Außer den Fenstern, die doppelt verglast und gut in Schuss seien, werde alles modernisiert – von der Elektrik bis zur Heizungsanlage. Auch bekäme das Haus einen neuen Außenanstrich. Auf rund 12 000 Quadratmetern Wohnfläche sollen etwa 30 möblierte und mit einer Küchenzeile ausgestattete Ein- bis Zwei-Zimmer-Apartments entstehen – gedacht für mehrmonatige Aufenthalte von Menschen, die einer Kurzzeitpflege bedürfen – „zum Beispiel zur Rehabilitation nach Krankenhausaufenthalten“ – oder als zeitweiliges Domizil für Geschäftsleute und nicht zuletzt für Touristen, die die Ruhe lieben.

Die Stadtverwaltung habe immer wieder versucht, dieses „prestigeträchtige Gebäude“ zu verkaufen, hieß es in der Pressemitteilung vom Dienstag weiter. Es habe auch durchaus „verschiedenste Interessenten“ gegeben. Allerdings sei bislang jeder Verkaufsversuch „entweder an den Fragen der Finanzierung und der Investition für das Vorhaben“, an „bauplanungsrechtlich“ unzulässigen Nutzungsvorstellungen oder daran gescheitert, dass das Projekt „mit den Entwicklungszielen der Stadt für die Immobilie nicht zu vereinbaren“ war.

Umso mehr freute sich Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD), dass der Verkauf des Gebäudes nun über die Bühne ist: „Es ist schön, dass wir nach gut acht Jahren des Leerstandes, in denen das Gebäude trotzdem gewartet werden musste, endlich einen Käufer gefunden haben, der seine Vision mit dem Haus Bickenalb umsetzen möchte. Ich freue mich, dass diese wunderschöne Immobilie vor dem Verfall gerettet und wieder einer Nutzung zugeführt werden kann.“ Und er fügte etwas überschwänglich hinzu: „Das Haus Bickenalb reiht sich nun in die bewältigten ‚Herausforderungen mit Geschichte‘ ein.“ Beispielhaft nannte Wosnitza das alte Finanzamt, des vor Jahren ebenfalls von der M4 Holding erworben und inzwischen in ein Mehrfamilienhaus, die „Villa Maximilian“, umfunktioniert wurde (wir berichteten), das Gebäude des Hauptbahnhofs, das Mazurkiewicz-, das Oltsch- und das Raiffeisengelände sowie den Steitzhof, wo derzeit ein riesiges Amazon-Logistikzentrum entsteht.

Für das denkmalgeschützte Haus Bickenalb gab es zuletzt Pläne, daraus eine psychosomatische Tagesklinik zu machen. Doch dazu kam es nicht. Im Mai 2019 platzte auch der Traum des Kinderpflegedienstes Karlsruhe, dem eine Klinik für dauerbeatmete Kinder und Jugendliche vorgeschwebt hatte.

Laut Projektentwickler Vaccarello ist im Haus Bickenalb allerdings – entgegen ersten Vorstellungen – kein Restaurant geplant. Dafür habe er einfach keinen Betreiber finden können, berichtete der Geschäftsführer. Hingegen werde auf jeden Fall der weitläufige Außenbereich der Bickenalb wieder hergerichtet.

Und der Geschäftsführer erwidert die guten Worte des Oberbürgermeisters: „Wir freuen uns, dass wir, die die Stadtverwaltung bereits als guten Partner kennengelernt haben, nun mit ihr ein weiteres Projekt realisieren dürfen.“