Fachtagung in Zweibrücken Wie umgehen mit drohenden Konflikten?

Zweibrücken · Im Herzogsaal wurde am Montag eine Fachtagung zum Thema „Gewaltprävention“ angeboten.

 Karin Bieg (Mitte) versucht im Rollenspiel, die beiden Streithähne auseinanderzubringen.

Karin Bieg (Mitte) versucht im Rollenspiel, die beiden Streithähne auseinanderzubringen.

Foto: Susanne Lilischkis

Im Flur des Schulgebäudes geht es rund. Ein Mädchen geht außer sich auf einen Jungen los: „Du hast Bilder von mir ins Netz gestellt. In Unterhose! Das will ich nicht!“ Der Junge grinst nur, während das Mädchen immer wütender wird. Eine Lehrperson kommt dazu und möchte den Streit schlichten. Mit diesem realitätsnahen Rollenspiel mussten sich die Teilnehmer der Fachtagung zum Thema „Gewaltprävention“ auseinandersetzen. Organisiert wurde die Weiterbildung von der Kommunalen Offenen Jugendarbeit (KOJA).

Als Referenten waren Jens Mollenhauer und Ina Gebhard eingeladen, die über jahrelange Erfahrung mit dem Thema verfügen. Die beiden gaben in dem Rollenspiel die oben erwähnten Streithähne. Drei Teilnehmer meldeten sich als Lehrperson, die den Streit beenden muss.

Christiane Schneider versuchte, mit dem Einsatz ihrer ausgestreckten Arme die beiden Kontrahenten auf Abstand zu bringen. „Ich bin einfach in die Situation reingegangen, aus einem Bauchgefühl heraus“, berichtete sie. Karin Bieg verfolgte eine andere Strategie – sie rief Umstehende zur Hilfe: „Ich hatte den Eindruck, einer haut dem anderen gleich eine.“ Michael Bischoff schließlich setzte auf seine breite Statur. „Ich war schon einmal in einer ähnlichen Situation, in einer Asylunterkunft“, erinnerte er sich, „doch gerade war es schwierig, zwischen Opfer und Täter zu unterscheiden.“

Gewaltszenen können vielfältig sein und jeden jederzeit treffen – ob am Arbeitsplatz, im Freizeitbereich, im häuslichen Umfeld oder generell in der Öffentlichkeit. Bei der Fortbildung sollte der Fokus darauf gelegt werden, gewaltbereite Menschen oder Konfliktsituationen frühzeitig zu erkennen und Strategien zu entwickeln, damit umzugehen.

Referent Jens Mollenhauer brachte seine Erfahrung als Polizeihauptkommissar, Buchautor und Trainer für Gewaltprävention mit. Er plädiert für mehr Zivilcourage, natürlich nur, wenn man sich nicht selbst in Gefahr bringt. „Wenn niemand mehr gegen Gewalt, egal ob physische oder verbale, vorgeht, wird Gewalt siegen – und das wäre schrecklich“, meinte er. Ines Gebhard ist Fachwirtin für Konfliktmanagement und Selbstverteidigung. Auch sie forderte die Teilnehmer auf, nicht wegzusehen, wenn Gewalt im Spiel ist, sondern aktiv zu werden.

Die Fachtagung fand großen Zuspruch, es gab sogar mehr Anmeldungen, als Plätze vorhanden waren. „Ich bin froh, dass eine solche Veranstaltung einmal in Zweibrücken stattgefunden hat und nicht wie sonst in größeren Städten wie Mainz oder Trier“, bilanzierte Nicole Buchholz von der kommunalen offenen Jugendarbeit den Tag, „wir denken eventuell über eine Folgeveranstaltung nach.“

Finanziert wurde die Tagung vom Bundesprogramm „Aufholen nach Corona“. Gerade für Kinder und junge Erwachsene war die Coronazeit eine Herausforderung, ist sich Nicole Buchholz sicher: „Soziale Kontakte sind abgebrochen und manche Kinder oder Jugendlichen hatten zudem ein familiäres Umfeld, das diese Situation nicht auffangen konnte. So können Entwicklungsdefizite entstehen.“

Besonders gefallen hat ihr die Arbeit mit aktuellen Fällen, die von den Teilnehmern in die Runde gebracht wurden. „Der Austausch zwischen den pädagogischen Fachkräften über die Grenzen des pädagogischen Handelns und dem Polizeihauptkommissar Jens Mollenhauer, der die Sicht der Polizei auf die Fälle schilderte, fand ich spannend“, sagte Nicole Buchholz zum Ende der Tagung. Besonders gefreut hat es sie, dass Monika Diefenbach von der ADD, die das Programm „Aufholen nach Corona“ betreut hat, bei der Fachtagung anwesend war.

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