"Stadtwurst war ne tolle Sache"Reichling: Zweibrücken hat andere Probleme als die Wurst

Zweibrücken. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei - ginge es nach dem Willen der Passanten in der Zweibrücker Innenstadt, sollte diese Faustregel auch für den Stand mit der "Zweibrücker Stadtwurst" gelten, der am Montag nach langen Streitereien über den Standort seinen Betrieb eingestellt hatte (wir berichteten)

Zweibrücken. Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei - ginge es nach dem Willen der Passanten in der Zweibrücker Innenstadt, sollte diese Faustregel auch für den Stand mit der "Zweibrücker Stadtwurst" gelten, der am Montag nach langen Streitereien über den Standort seinen Betrieb eingestellt hatte (wir berichteten). Vielleicht eine kleine Genugtuung für Betreiberin Dorothea Jäkel, dass die Ein-Euro-Würste im Brötchen in der Stadt durchaus beliebt waren. Heike Wolf aus Zweibrücken zumindest fand das Stadtwurst-Konzept "eine gute Idee" und auch "sehr lecker", wie sie sagt. Die 43-Jährige reagiert mit Unverständnis auf die Querelen, die zwischen Standbetreiberin und umliegenden Einzelhändlern entstanden waren. "Da hätte man sich doch sicher einig werden können", findet Wolf. Ähnlich sieht das auch Annegret Kuschel: "Wenn man gemeinsam so ein Konzept für eine Wurst erstellt, sollte man das Engagement der Standbetreiber loben, statt sie zu verjagen", sagt die 36-jährige Zweibrückerin. Beim Thema Würstchen hat sie allerdings eher ungute Assoziationen - verderben ihr doch die vielen Hundewürste im Stadtgebiet gründlich den Appetit.Appetit auf eine Stadtwurst zwischendurch hatte Manuel Maurer aus Steinalben in letzter Zeit öfter. Der 24-Jährige arbeitet in Zweibrücken und hat "oft und gerne zugegriffen". "Für Leute in der Mittagspause war das doch ne toll Sache", findet er, obwohl er auch verstehen könne, wenn einzelne Geschäfte den Würstchenstand nicht genau vor der Tür haben wollten. Genau das versteht Familie Schmidt aus Mainz eben nicht: "Der Grillgeruch lockt Leute doch an, statt sie zu verschrecken", schätzen sie. Und man starre beim Essen ja nicht nur auf sein Brötchen, sondern schaue eher als sonst mal genauer in die Schaufenster der Umgebung, meinen die Schmidts, die im Urlaub Zweibrücken besuchen. "Wir hätten heute direkt vier davon gegessen", sagt Familienvater Schmidt schmunzelnd."Es gibt schon Läden, für die ein Wurststand vor der Tür nicht optimal wäre", gibt dagegen die 19-jährige Maria Siemer zu bedenken. Bäckereien beispielsweise, die selbst Essen verkaufen, oder Kleidungsgeschäfte, deren Ware den Wurstgeruch anziehen könnte. Gerne hat sich die Zweibrückerin aber auch immer mal eine Stadtwurst schmecken lassen, genau wie ihr Freund Jan Felger. Der 20-Jährige, auch aus Zweibrücken, hat kein Verständnis für nörgelnde Geschäftsinhaber. Er sagt: "Bei Stadtfesten steht doch auch die ganze Innenstadt mit Essständen voll und alle freuen sich darüber." Wiederbeleben will Dorothea Jäkel die Zweibrücker Stadtwurst aber nur, wenn sie einen prominenten Standplatz bekomme. > Seite 18: LeserbriefZweibrücken. "Selig die Stadt, die keine anderen Probleme hat als eine Stadtwurst", reagierte Oberbürgermeister Helmut Reichling (Foto: pma) auf die Diskussion um den Standplatz für einen Verkaufsstand. Auch wenn die Wurst Zweibrücker Stadtwurst heiße, bedeute es nicht, dass sie das "primäre Problem" sei. Der Oberbürgermeister steht allen Beteiligten bei dem Streit für ein Gespräch zur Verfügung: "Wenn jemand einen Vorschlag anbietet, kann man sich darüber unterhalten." Aber die Verwaltung werde von sich aus das Thema nicht weiter verfolgen. Nur wenn es neue Aspekte gebe, könne man die Angelegenheit eventuell neu angehen. Reichling: "Aber bis dahin erledigen wir die eigentlichen Aufgaben der Stadt." Da stehe derzeit die Schließung der Sinn-Leffers-Filiale in der Hallplatz-Galerie Ende Februar 2009 mit den Folgen für die Stadt oben an. sf

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