Lieber Pavillon am Markt!

Dies ist ein vorweggenommenes Beileidsschreiben, denn nun steht dein Ableben, das schon so oft angekündigt worden ist, kurz bevor. Man muss schon lange zurückblättern, um deine Geburtsstunde feststellen zu können: 1977 hat man dich im Zentrum Zweibrückens erbaut, doch so recht erbaut waren damals die wenigsten

Dies ist ein vorweggenommenes Beileidsschreiben, denn nun steht dein Ableben, das schon so oft angekündigt worden ist, kurz bevor. Man muss schon lange zurückblättern, um deine Geburtsstunde feststellen zu können: 1977 hat man dich im Zentrum Zweibrückens erbaut, doch so recht erbaut waren damals die wenigsten. Das Stadtbaumat hat auf die Kritik der Bürger heftig reagiert: Man wolle schließlich aus der Stadt kein Museum machen. Doch die Kritik ließ sich nicht beirren: Das beste an dir wären Philips Bratwürste, hieß es.Du bist nun also 31 Jahre lang das Pendant zu dem noch hässlicheren Stelzenbau auf der anderen Seite des Alexanderplatzes gewesen, und die städtebauliche Mathematik, dass Minus plus Minus ein Plus ergeben könnte, ist nie aufgegangen. In diesem Jahr, das außer der Mathematik auch Wilhelm Busch gewidmet ist, wird man lieber den berühmten Dichter zitieren: "Das Gute, dieser Satz steht fest, ist stets das Böse, das man lässt." Hätte man dich und dein Gegenüber doch weggelassen, dem Alexanderplatz hätte es gut getan. 31 Jahre reichen in einer über 650 Jahre alten Stadt nicht aus, um Geschichte zu machen, ein paar Erinnerungen werden aber dennoch bleiben: an das nette Blumengeschäft, das es unter deinem platten Dach am längsten ausgehalten hat; an den Zeitungskiosk; an das kurze Gastspiel der Crêperie. Und eben auch an Philips Bratwürste. Der Archivar

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