Sarina Keller und Andreas Peter Wenn Worte und Klänge auf Reisen schicken

Zweibrücken · Die Autorin und Malerin Sarina Keller sowie der Musiker und Klangkünstler Andreas Peter verzauberten ihr Publikum in der Himmelsbergkapelle. Der besondere Raum und die lichtvollen Bilder der Künstlerin unterstützten die sommerliche Atmosphäre von „Magie der Nähe im Rhythmuszauber“.

 Sarina Keller und Andreas Peter bilden ein magisches Künstler-Duo.

Sarina Keller und Andreas Peter bilden ein magisches Künstler-Duo.

Foto: Cordula von Waldow

Künstlerisch sind Sarina Wolf und Andreas Peter ein mittlerweile perfekt aufeinander eingespieltes Duo. Von den trotz – oder gerade wegen? – ihrer Spontaneität perfekt aufeinander abgestimmten Texten und Klängen ließen sich rund 30 Gäste im einzigartigen Ambiente der Himmelsbergkapelle verzaubern. Seit einigen Monaten tingeln die lesende Autorin sowie der Musiker und Klangkünstler durch besondere Orte in Zweibrücken und Umgebung, um ihr Publikum mitzunehmen in die „Magie der Nähe im Rhythmus-Zauber“.

„Ich weiß selbst noch nicht, was heute passieren wird“, hatte Andreas Peter nach seinem Einzug mit der großen Trommel, die gleich alle Körperzellen in Schwingung versetzte, gesagt. Sarina Keller lud ein: „Fühl den Rhythmus, fühl den Impuls. Lass den Sommer einziehen in deinen Geist.“ Zu den Vibrationen des großen Gongs und den Wellen der Klangschale philosophierte sie: „Wir hören den Sommer, wir fühlen ihn, den Sonnenschein in der surrenden Hitze – jetzt, in diesem Augenblick!“

Mit seiner vom brasilianischen Karneval bekannten „Trommel“ oder mit seinen improvisierten oder selbst komponierten Klavierstücken schickte Andreas Peter seine faszinierten Zuhörer ebenso auf Reisen in alle möglichen Gefilde, wie Sarina Keller. Die vielseitige Künstlerin hatte diesmal mit ihren Bildern in Gelb- und Goldtönen das Licht und die Farben des Sommers mit in die Himmelsbergkapelle gebracht. Deren Rund ließ im sonnenfarbenen Strahl des leuchtenden Meeres eine heimelige Wohlfühlatmosphäre entstehen.

Magie der Nähe, über jede Körperberührung hinaus. Denn in den Kurzgeschichten, mit denen sie mit ihrer unnachahmlichen Autorinnen-Stimme und einer oft leicht abgehackten, die Spannung damit erhöhende Vortragsweise ihre Zuhörer mitnahm auf eine innere Reise, ging es keineswegs nur um amouröse Körpernähe, sondern auch um Nähe zu sich selbst.

Besonders berührend war die Geschichte „Diagnose Abenteuerlust“, in der eine Frau, die nach ihrer Krankheitsdiagnose zum ersten Mal seit Kindertagen wieder auf einen Kinderspielplatz geht, in unbändiger Lust, zu wippen. Doch allein? Yoga-geübt, klettert sie von dem Bodensitz über die Stange, bis sie die Mitte erreicht, sich selbst ausbalanciert, die Verantwortung für ihr Leben übernimmt, die ihr kein Arzt abnehmen kann. Abenteuerlust statt Angst oder Selbstaufgabe.

Spielerisch, mit zarten Andeutungen, nimmt Sarina Keller dann ihr Publikum mit in den Urlaubstag eines verliebten Paares in Südfrankreich. Das Kopfkino zeigt die malerischen Gassen, lässt prickelnde Säure und die klebrige Süße der sattgelben Zitronenlimonade schmecken, die sie sich, von ihm beobachtet, genüsslich von den Fingern leckt, wohnt dem zärtlichen Liebesspiel bei, bis sie die Decke über beide Körper zieht. Eine spürbare Hitze, die Andreas Peter mit seiner Darbouka genannten Bechertrommel passend fortsetzt und in anregenden Rhythmusklängen vibrieren lässt.

In der Eingangsgeschichte erklärte Sarina Keller den Unterschied zwischen Kisten und Schachteln: In Letztere lege man Liebgewordenes, Wertvolles, und umhülle sie gerne mit einer wunderschönen Schleife. Sie wünschte sich, dass die Zuhörer auch ihre Erlebnisse an diesem Abend in ihren Schachteln ablegen mochten.

Pfarrerin Elisabeth Brach, als Vorsitzende des Fördervereins Kultur in der Himmelsbergkapelle vor Ort, fühlte sich von dem Abend mitgenommen in Lebensfreude. Es habe ihr Spaß gemacht, einmal wieder auf dem Spielplatz zu sein. Auch Wolfgang Sternheimer fand „das wirklich toll“. Der Niederauerbacher hat „so etwas noch nie gesehen“ und meint damit die Symbiose von Bildern, Instrumenten und Lesestimme. Er schwärmt regelrecht: „Diese Stimmung durch die Stimm-Modulation, die Inspiration durch die Musik.“ Das Zusammenspiel der Künste“ hat auch Roland Saberatzky ganz besonders genossen. Ihn hatten die Rhythmen fast auf seinem Stuhl tanzen lassen.

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