Flughafen droht schnelle Schließung

Zweibrücken · Drei Wochen nach dem Insolvenzantrag droht dem Zweibrücker Airport das schnelle Aus. Das Land hat seine Zuschüsse auf Eis gelegt, jetzt fehlen dem Flughafen Gelder in sechsstelliger Höhe.

 Das Aus für den Flughafen Zweibrücken ist besiegelt. Foto: pm

Das Aus für den Flughafen Zweibrücken ist besiegelt. Foto: pm

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Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner schlägt Alarm: Dem insolventen Zweibrücker Flughafen droht das vorzeitige Aus, wenn die Zahlungsschwierigkeiten des Airports nicht schnell behoben werden können. In einem flammenden Appell bat Plathner gestern mögliche Geldgeber , allen voran die Gesellschafter Land und Zweckverband Entwicklungsgebiet Flughafen Zweibrücken (Zef), in dem die Anrainerkommunen organisiert sind, sowie Kunden um schnelle Hilfe. "Eine Aufrechterhaltung des Betriebs" werde nur möglich sein, wenn alle Beteiligten den Flughafen und ihre Mitarbeiter "in dieser Situation unterstützen." Der Grund: Bislang hatte das Land für die Übernahme hoheitlicher Aufgaben, etwa bei den Sicherheitskontrollen, monatliche Zuschüsse in sechsstelliger Höhe gezahlt. Die EU hat allerdings angekündigt, öffentliche Beihilfen für den Flughafen von bis zu 56 Millionen Euro für illegal zu erklären, weshalb der Flughafen Insolvenzantrag stellen musste. Ob die Landeszuschüsse für hoheitliche Aufgaben davon betroffen sind, ist noch unklar. Bis zum Abschluss seiner Prüfungen hat das Land deshalb diese Zahlungen ausgesetzt. Dadurch hat sich die ohnehin schon angespannte Liquiditätssituation des Flughafens nochmals verschärft, teilte Flughafen-Sprecher Franz-Rudolf Ubach gestern mit. Laut Insolvenzrecht darf der Flughafen keinen Verlust machen.

Wie es denn nun tatsächlich weitergeht, da tappen derzeit viele im Dunklen. "Wir haben keinen Überblick über irgendwelche Zahlen. Die Gelder laufen ja nicht mehr bei uns ein, sondern nur noch über den Insolvenzverwalter ", erklärt Werner Boßlet, Geschäftsführer des Flughafens Zweibrücken . Die Flughafen-Mitarbeiter wurden von der sich verschärfenden Lage gestern offenbar völlig überrascht. "Wir gehen bislang davon aus, dass bis Ende September alles weiterläuft und die Gehälter gezahlt werden", sagte Betriebsratschef Steffen Hasenfratz.

Das Land sieht sich nach Aussage von Joachim Winkler, Sprecher des Infrastruktur-Ministeriums, derzeit außerstande, für die Sicherheitskosten aufzukommen. "Es steht nicht mehr in unserem Ermessen, wir können das nicht einfach zahlen." Angesichts entsprechender Signale der EU-Kommission sei es nach Rücksprache mit dem Bundesverkehrsministerium dringend geboten, mit der EU abzustimmen, dass die Sicherheitskosten weiterhin vom Land erstattet werden können. Diese Abstimmung soll Anfang nächster Woche bei Gesprächen auf Fachebene in Brüssel in die Wege geleitet werden. Das Land setze sich nachdrücklich dafür ein, die Sicherheitskosten weiterhin zu erstatten.

Sebastian Brunner, Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner, gab dennoch leichte Entwarnung: "Der Flugbetrieb ist bis auf Weiteres gewährleistet." Eine Aufrechterhaltung sei allerdings nur möglich sein, wenn alle Beteiligten den Flughafen und seine Mitarbeiter unterstützten.

Auf Geld durch die Mitglieder des Zef darf dabei nicht gehofft werden. "Wir versuchen den Prozess konstruktiv mitzugestalten, sind aber an die EU-Beihilfeverfahren gebunden", betonte Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (SPD ).

Hans Jörg Duppré (CDU ), derzeit Chef des Zweckverbandes, wollte das drohende vorzeitige Aus des Flughafens nicht kommentieren.

Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Bislang sei es gelungen, den Flugplan pünktlich einzuhalten, betonte Flughafen-Sprecher Ubach. Seit dem 25. Juli wurden rund 740 Starts mit über 20 000 Passagieren abgefertigt. Die Gespräche mit Investoren stünden noch ganz am Anfang, erklärte Plathner.

Die Tuifly ist größter Kunde am Airport. Sprecher Jan Hillrichs bestätigte, dass die Fluggesellschaft "in ständigem Kontakt mit dem Insolvenzverwalter " steht. Zur Frage nach möglichen Zuschüssen seiner Gesellschaft, um Flüge bis zum Ende des Sommerflugplans zu sichern, sagte er nichts.

Optimistisch bewertete der Zweibrücker SPD-Landtagsabgeordnete Fritz Presl gestern die Angelegenheit: "Ich habe mich in Mainz mit dem Ministerialdirektor Randolf Stich unterhalten, und demnach ist der Flughafen nicht von einem akuten Aus bedroht", sagte er. Da wendet sich der vorläufige Insolvenzverwalter auf der verzweifelten Suche nach Geldgebern mit einem flammenden Appell an Land, Zweckverband und Kunden des offenbar kurz vor dem schnellen Ende stehenden Flughafens Zweibrücken , und niemand scheint bereit zu sein, dem Airport und seinen knapp 120 Mitarbeitern, die möglicherweise schon morgen auf der Straße stehen werden, wenigstens psychologisch zur Seite zu stehen. Da ist ein Chef des Flughafen-Zweckverbands und Landrat der Südwestpfalz, der überhaupt nichts sagt, ein Zweibrücker Oberbürgermeister, der nicht erreichbar ist, eine Landesregierung, der angeblich die Hände gebunden sind, der größte Flughafen-Kunde Tui, der offenbar von heute auf morgen bereit ist, an einen anderen Standort zu wechseln, und eine EU-Kommission, die den Airport erst in seine bedrohliche Lage gebracht hat, sich jetzt aber bis nächste Woche bequemt, dringendste Fragen zu beantworten, bei denen es um mindestens 100 000 Euro geht. Und nicht zuletzt ein Zweibrücker Landtagsabgeordneter, der anscheinend immer noch nicht den Ernst der Lage erkannt hat. Der Zweibrücker Flughafen steht kurz vor dem Absturz, und alle scheinen sich wegzuducken.

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