Corona-Krise Eifelpark Gondorf bangt um Existenz

Gondorf · Der Eifelpark in Gondorf lockt jedes Jahr Hunderttausende. Bislang dürfen Besucher wegen der Corona-Krise nur die Tiere bewundern. Rutschen, Wasserscooter und Live-Shows sind tabu. Die Betreiber fürchten nun um die Existenz des Parks.

 Freizeitvergnügen im Eifelpark Gondorf? Nicht in Corona-Zeiten. Besucher dürfen momentan nur die Tiere bestaunen. Die Betreiber in der Eifel schlagen nun Alarm.

Freizeitvergnügen im Eifelpark Gondorf? Nicht in Corona-Zeiten. Besucher dürfen momentan nur die Tiere bestaunen. Die Betreiber in der Eifel schlagen nun Alarm.

Foto: dpa/Eifelpark

Jedes Jahr zieht der Eifelpark Gondorf Hunderttausende Besucher an, die die Braunbärin Pia anschauen, Ziegen streicheln, auf der Rodelbahn fahren, auf dem Kettenkarussell sitzen und Live-Shows bewundern. Das Problem für Betreiberin Nadine Löwenthal: Bislang darf der Park in der Corona-Krise nur wieder die Pforten öffnen, um Tiere zu besuchen. Weil Freizeitparks in Rheinland-Pfalz nach wie vor geschlossen bleiben müssen, sind Karussells, Rutschen, Wasserscooter & Co. auf dem Gelände tabu.

Für die Macher im Eifelpark Gondorf ist das ein wirtschaftliches Desaster. Sechs Euro nehmen sie momentan für ein Erwachsenen-Ticket, wo es sonst bis zu 29,50 Euro sind. Noch schlimmer: Sie wissen bislang nicht, wann sie ihren Freizeitpark überhaupt wieder öffnen dürfen. Löwenthal sagt gegenüber unserer Zeitung: „Wir haben durch die Corona-Krise schon eine Million Euro an Umsatz verloren.“ Die Zeit dränge. „Wenn wir bis Juli nicht in der Lage sind, die normalen Umsätze zu fahren, die in unserem Plan abgebildet sind, sehe ich die Existenz des Eifelparks mehr als bedroht.“ Zwei Millionen Euro nahmen die Betreiber an Corona-Krediten auf. In die Saison 2020/21 hatten sie schon vor dem Ausbruch des Virus mehr als drei Millionen Euro investiert, um Gästen unter anderem im Juni einen Freifallturm anzubieten.

Wann die ersten Besucher aus der Region ihn nutzen dürfen? Fraglich. Der Eifeler CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen hat einen Brief an das FDP-geführte Wirtschaftsministerium von Volker Wissing geschrieben, wann der Eifelpark wieder öffnen dürfe. Die Antwort aus Mainz ärgerte Billen, weil es eigentlich gar keine gab. Zuständigkeitshalber habe man die Anfrage an das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie weitergegeben, teilte das Haus Billen in einem Schreiben mit, das uns vorliegt. „Die Kollegen werden sich um Ihr Anliegen kümmern und sich bei Ihnen melden“, heißt es weiter.

Der Eifel-Rebell kocht. „Ich bin stinksauer“, sagt Billen, der in dieser Woche noch ein letztes Mal im Umweltausschuss sitzt, danach sein Mandat als Abgeordneter niederlegt und immer noch Lust aufs Streiten hat. „Wer ist denn der Tourismusminister? Der Herr Wissing! Der hat wohl einen an der Ratsch“, kommentiert Billen den Brief aus Mainz auf Billen-Art.

Wissing selber wehrt sich auf Nachfrage gegen die Kritik. Er sagt: „Die Weiterleitung an das zuständige Gesundheitsministerium, das die Corona-Bekämpfungsverordnung erlassen hat, fordert schon die Geschäftsführung der Landesregierung. Die CDU hat offensichtlich verlernt, wie Regierung funktioniert.“ Nachdem das Land die Gastronomie zum Mittwoch öffnet, fordert Wissing, weitere Schritte mit Vorsicht zu gehen. „Wenn wir weiter öffnen, müssen wir sicher sein, dass die Infektionszahlen nicht wieder in die Höhe schießen. Bei Touristen, die aus Regionen mit höheren Infektionszahlen kommen, steigt dieses Risiko. Es wäre für den Tourismus katastrophal, wenn zu früh geöffnete Bereiche wieder schließen müssten und dann die ganze Sommersaison verloren ginge. Das kann kein Mensch wollen.“ Mit Blick auf den Eifelpark Gondorf sagt Wissing: „Wir haben alles im Blick und handeln schnell, sobald wir es verantworten können. Aber niemandem nützt es, wenn wir falsche Signale setzen und ein Park im Juni oder Juli wieder schließen müsste.“

Und das Gesundheitsministerium? Das Haus von Ministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) gibt sich auf Anfrage wortkarg, verweist auf eine Pressemitteilung, die besagt, dass das Land in dieser Woche einen Stufenplan vorlege – unter anderem für Bars, Fitnessstudios, Schwimmbäder und Freizeitparks. Nadine Löwenthal hofft auf gute Nachrichten. „Ich bin gut vorbereitet“, sagt die Betreiberin des Eifelparks Gondorf. Sie hat ein 23 Seiten langes Konzept erarbeitet, in dem sie für jede einzelne Anlage ausgetüfelt hat, wie sich Abstände und Hygieneregeln einhalten lassen. „Alle Toilettenanlagen und Waschgelegenheiten werden seit jeher mehrfach täglich gereinigt und desinfiziert. Im Zuge der Corona-Pandemie werden diese Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter und Besucher massiv ausgeweitet und verstärkt“, heißt es dort. Der Park habe schon zusätzliche Toilettencontainer aufgestellt, kontaktlose Desinfektionsspender, zusätzliche Handwaschbecken, schule Mitarbeiter. Bei Shows fahre der Park die Besucherzahl auf zehn bis 150 runter. Bei Karussells, Gondeln und Rutschen lassen die Betreiber weniger Kinder zu. „Tag und Nacht“ habe sie an dem Konzept gearbeitet, sagt Löwenthal. „Wir geben die letzte Unterhose dafür, um diese touristische Attraktion in der Eifel zu halten.“

Den Plan von Löwenthal schickte Billen auch an die Landesregierung. Der CDU-Abgeordnete fordert: „Die vereinbarte Regionalisierung ist für Rheinland-Pfalz doch ideal, um im ländlichen Raum schneller zu öffnen, wo die Infektionszahlen niedrig sind, und dort langsam zu machen, wo sie höher sind.“

Nordrhein-Westfalen ist bei den Lockerungen schon weiter als Rheinland-Pfalz. Die schwarz-gelbe Landesregierung dort hatte der Wiedereröffnung von Freizeitparks vom heutigen Montag an zugestimmt. Mancher Park war da möglicherweise aber noch nicht so weit wie der Eifelpark Gondorf.

Das Phantasialand in Brühl wird am Montag trotz neuer Lockerungen der Corona-Auflagen noch nicht wieder öffnen, teilte es mit. Es würden noch „konkrete Regelungen von Seiten der zuständigen Behörden“ abgewartet. Diese sollten vor einer möglichen Wiedereröffnung zuerst mit den eigenen Konzepten abgeglichen werden, teilten die Betreiber mit. Das Phantasialand zählt mit knapp zwei Millionen Besuchern (2018) zu den meistbesuchten Freizeitparks Deutschlands.

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