Vor 50 Jahren wuchs Zweibrücken um 5 Orte Nicht aus Liebe das Single-Dasein verlassen

Zweibrücken · Vor 50 Jahren war die Eingemeindung von Mittelbach, Mörsbach, Oberauerbach, Rimschweiler und Wattweiler nach Zweibrücken umstritten. Bei der Jubiläumsveranstaltung in der Festhalle wurde Erfolgsbilanz gezogen. Doch vor einer Einkreisung Zweibrückens warnte Oberbürgermeister Wosnitza.

 Auf der Bühne bei der Festveranstaltung 50 Jahre Eingemeindung der fünf Vororte, von links : Hans-Jürgen Stopp (bis zu seinem jetzigen Ruhestand in der Stadtverwaltung für die Ortsbeiräte zuständig, sein Engagement wurde besonders gewürdigt), mit Jubiläums-Urkunden die fünf Ortsvorsteher/-innen Isolde Seibert (Rimschweiler, SPD), Achim Ruf (Mörsbach, Grüne), Katja Krug-Abdessalem (Oberauerbach, CDU), Kurt Dettweiler (Mittelbach-Hengstbach, FWG) und Thomas Körner (Wattweiler, FWG) – sowie Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Landtagspräsident Hendrik Hering, Zeitzeuge Klaus Stalter und der Ex-Landtagsabgeordnete Fritz Presl, der den Jubiläumsabend intensiv mit vorbereitet hatte.

Auf der Bühne bei der Festveranstaltung 50 Jahre Eingemeindung der fünf Vororte, von links : Hans-Jürgen Stopp (bis zu seinem jetzigen Ruhestand in der Stadtverwaltung für die Ortsbeiräte zuständig, sein Engagement wurde besonders gewürdigt), mit Jubiläums-Urkunden die fünf Ortsvorsteher/-innen Isolde Seibert (Rimschweiler, SPD), Achim Ruf (Mörsbach, Grüne), Katja Krug-Abdessalem (Oberauerbach, CDU), Kurt Dettweiler (Mittelbach-Hengstbach, FWG) und Thomas Körner (Wattweiler, FWG) – sowie Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Landtagspräsident Hendrik Hering, Zeitzeuge Klaus Stalter und der Ex-Landtagsabgeordnete Fritz Presl, der den Jubiläumsabend intensiv mit vorbereitet hatte.

Foto: Norbert Schwarz

50 Jahre sind seit der Eingemeindung von Mittelbach-Hengstbach, Mörsbach, Oberauerbach, Rimschweiler und Wattweiler in die Stadt Zweibrücken vergangen. Am Vorabend zu diesem für die Stadt, die heutigen Vororte und alle Stadtbürger ereignisreichen Jubiläums-Tag, hielt die Stadt mit einem in jeder Beziehung ansprechenden und zu keiner Zeit langweiligen Festabend Rückblende. In jeder Hinsicht passend, mitunter sogar humorvoll, auf jeden Fall des Anlasses wegen begründend und deshalb auch über die Zeit hinaus in Erinnerung bleibend, weil es alle Festredner verstanden, die Vergangenheit auch für die Zukunft im Punkt „Eingemeindung“ verbindlich zu machen.

„Ich habe lange überlegt mit welchem Vergleich ich meine Rede zur Eingemeindung beginnen könnte“, so Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) der sozusagen als erster Bürger auch heute noch die Folgen der vor 50 Jahre geschlossen Verträge zu beachten und nicht allein zu verwalten hat. Der Gedanke, dabei an eine „Eheschließung“ zu denken, rechtlich nämlich gleichfalls nur „ein Vertrag“, sei ihm dabei wohl in den Sinn gekommen. Aber, es gab für die Eingemeindung der Vororte schließlich nicht nur Befürworter. Aus purer Liebe sei dieser Eingemeindungsvertrag ohnehin nicht geschlossen worden. Ein weiteres „Singledasein“ hätten die Eingemeindungsskeptiker eher für die bessere Lösung gehalten. Wosnitzas frühere WG-Erfahrungen (Wohngemeinschaft) führten schließlich zu passenden Vergleichen, nicht allein, weil man als „Single“ nicht gut feiern könnte. Wichtig aber erschien es Oberbürgermeister Wosnitza nochmals allen bei diesem Festabend in der Festhalle, der Corona-Pandemie geschuldet nur mit einer eingeladenen Gästeschar, ins Gedächtnis zu rufen, dass der anfänglichen Skepsis zur Eingemeindung ein freundliches Miteinander folgte, das keine 50 Jahre gedauert habe. Mehr noch, die Eingemeindung der Vorort müsse als Erfolg gewertet werden. Ein Projekt das gemeinsam gelungen sei und Anlass zum Feiern gebe. Der Oberbürgermeister sprach deshalb auch von einem historischen Tag mit diesem Festabend.

Der Oberbürgermeister erinnerte daran, was sich damals vor 50 Jahren sozusagen mit einem Schlag für Zweibrücken geändert hatte. Über Nacht wuchs die „Stadt“ um 5000 Neubürger, was 15 Prozent mehr Einwohner bedeutet habe. Von der Vergangenheit in die Gegenwart überleitend stellte Wosnitza die Veränderungen in den Mittelpunkt, machte mit unterhaltenden Beispielen bildhaft fest, wie sinnvoll sich „Vorortleben mit Stadtleben“ kombinieren lässt. Der frühere Oberbürgermeister Hans Otto Streuber und überzeugter „Mörsbacher“ stand mit seiner Ehefrau dafür Pate. Ein Beispiel, das sich auf die übrigen Vororte ohne Vorbehalte übertragen ließ, wie Marold Wosnitza überzeugend feststellte. Die Identität sei nämlich in keinem der Vororte verloren gegangen. Eine Feststellung, die Oberbürgermeister Wosnitza eine Herzenssache gewesen ist und mehr als nur bloßes Lippenbekenntnis. Das Miteinander sei befruchtend für alle Stadtbewohner.

Auch der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) weilte unter den Festgästen. Für Oberbürgermeister Wosnitza war das eine willkommene Gelegenheit, neben der Verwaltungsreform vor 50 Jahren auch auf eine möglicherweise künftige weitere Verwaltungsreform einzugehen. Die „Zwangsehe“ kam Wosnitza dabei in den Sinn, als der Zweibrücker Oberbürgermeister von der drohenden Einkreisung der kreisfreien Stadt Zweibrücken sprach und feststellte: „Zweibrücken möchte eigenständig bleiben. Pirmasens möchte das ebenso und der Landkreis will uns nicht haben – ein Blick auf die Mitgift erklärt auch warum (Schulden der Stadt Zweibrücken)!“ Sinnvollere Wege, insbesondere durch Digitalisierung und freiwillige Kooperation, zeigte der Oberbürgermeister mit wenigen Hinweisen auf.

Seit 25 Jahren schon genießt Kurt Dettweiler (FWG) das Bürgervertrauen als Ortsvorsteher in Mittelbach-Hengstbach. Deshalb hatte Dettweiler als derzeit mit weitem Abstand am längsten amtierender Ortsvorsteher die Ehre, für die eingemeindeten Vororte bei der Jubiläumsveranstaltung zu reden. Gegen die Eingemeindung habe es auch Widerstand gegeben – Friede, Freude Eierkuchen habe gewiss nicht geherrscht, sagte Dettweiler.

 Neben den Reden im großen Heinrich-Gauf-Saal stand auch geselliger Austausch im Foyer der Festhalle auf dem Programm der Festveranstaltung.

Neben den Reden im großen Heinrich-Gauf-Saal stand auch geselliger Austausch im Foyer der Festhalle auf dem Programm der Festveranstaltung.

Foto: Norbert Schwarz

Dennoch, die Eingemeindung sei eine Erfolgsgeschichte, die vor allem eine Wurzel habe: Das ehrenamtliche Tun in den Vereinen der Vororte, in den Ortsbeiräten! Zur Erfolgsbilanz in den Vororten gehörten jüngst in Oberauerbach das Baugebiet „Nördlich der Gerhart-Hauptmann-Straße“ und der Brückenneubau über den Bundenbach gewesen sowie in Mörsbach der neue Kindergarten, Baugebiete, Bolzplatz und das ehrenamtliche Bürgerengagement. Der Bürgerzuwachs von 500 auf 1000 Einwohner in Mörsbach spreche für sich. Auch Mittelbach-Hengstbach habe eine Aufwärtsentwicklung besonderen Maßes genommen. Neben den neuen Baugebieten in Hengstbach und Mittelbach vergaß Dettweiler nicht, den ganzen Stolz der Bürger von Mittelbach-Hengstbach besonders zu erwähnen: Die Schulturnhalle, um die 30 Jahre lang als zugesichertes Vorhaben des Eingemeindungsvertrages „gekämpft“ wurde und sich dafür sogar ein extra gegründeter Förderverein mit vielen wirtschaftlichen Aktionen auch als „Geldgeber“ eingesetzt habe. Die Erfolgsbilanz von Rimschweiler lese sich bestens, und nicht allein wegen der städtischen Übernahme der heutigen „Kult-Tus-Halle“. Wattweiler biete vielmehr als die allseits bekannte „Kässchmier“ bei der Kulinarischen Blütenwanderung am 1. Mai, für die Kurt Dettweiler ebenso warb wie für das Blütenfest am gleichen Tag in Hengstbach.

Eine wohlgemeinte Zukunftslosung hatte Ortsvorsteher Kurt Dettweiler für die Stadtverantwortlichen und vielen Stadtratsmitglieder unter den Festgästen ganz zum Schuss seiner positiven Betrachtung über die Eingemeindung und ihre Folgen abschließend parat: „Hände weg von unseren Dorfgemeinschaftshäusern!“ Den adäquaten Neubau für Rimschweiler hatte Dettweiler schon zuvor bilanziert.

 Als mit weitem Abstand dienstältester Ortsvorsteher hielt Kurt Dettweiler (Mittelbach-Hengstbach) die Festrede für seine Kolleginnen und Kollegen.

Als mit weitem Abstand dienstältester Ortsvorsteher hielt Kurt Dettweiler (Mittelbach-Hengstbach) die Festrede für seine Kolleginnen und Kollegen.

Foto: Norbert Schwarz

Das was Zweibrücken hat und sich andere große Städte wünschen würden, rückte beispielgebend Landtagspräsident Hendrik Hering in seiner Festrede in den Mittelpunkt. Es werde nicht geklagt und gejammert. Ihre Identität hätten sich die Zweibrücker Vororte trotz Eingemeindung erhalten. Die Zweibrücker Chancen, erfolgreich im Strukturwandel bestehen zu können arbeitete der frühere Wirtschaftsminister des Landes, der sich als sachkundiger Kenner der Zweibrücker Denkweise präsentierte, heraus. Dabei erwähnte Hering auch die enorm hohe Qualifikation der Arbeitnehmer in Zweibrücken und Umland.

Aber auch auf die Zukunftssorgen der Stadt ging der Landtagspräsident ein und sicherte eine sachliche Prüfung des Lösungsweges interkommunale Zusammenarbeit von Städtern und Landkreisen zu.

Das Zeitzeugengespräch mit Klaus Stalter, das Oberbürgermeister Marold Wosnitza führte, war weit mehr als nur ein auflockernder Beitrag. Und musikalisch wusste das Jazz-Ensemble der städtischen Herzog-Christian-Musikschule mit Marie Wagener, Jonas Kessler, Fynn Fischer und Musiklehrer Stephan Brandt dem Festabend eine ganz besondere Note zu verleihen. Wegen der Corona-Pandemie war die Veranstaltung nur für geladene Gäste, damit die Festhalle nicht zu voll wird (wir berichteten).

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