50 Jahre Eingemeindungen - Klaus Ziegenbein seit 1972 aktiv Der letzte aus der Zeit des politischen Umbruchs von 1972

Zweibrücken · Auf den Tag genau heute vor 50 Jahren wurden Oberauerbach, Mittelbach-Hengstbach, Mörsbach, Rimschweiler und Wattweiler  zu Zweibrücken eingemeindet. Das feiert die Stadt am Abend in der Festhalle. Klaus Ziegenbein aus Wattweiler ist der letzte noch aktive Lokalpolitiker aus der damaligen Umbruchzeit.

 Klaus Ziegenbein aus Wattweiler blickt auf ein inhaltsreiches politisches Leben zurück. Der 77-Jährige begann sein Engagement im Ortsbeirat von Wattweiler mit der Eingemeindung 1972 und ist dort heute noch aktiv.

Klaus Ziegenbein aus Wattweiler blickt auf ein inhaltsreiches politisches Leben zurück. Der 77-Jährige begann sein Engagement im Ortsbeirat von Wattweiler mit der Eingemeindung 1972 und ist dort heute noch aktiv.

Foto: Norbert Schwarz

In der Politik wird bei Würdigungen und Auszeichnungen schnell der Begriff des „Urgesteins“ bemüht. Auch, wenn man bei näherem Hinsehen manchmal den Eindruck hat, dass es sich beim derart Gefeierten vielleicht nicht unbedingt um eine dermaßen alte „Gesteinsart“ handelt.

Bei Klaus Ziegenbein darf diese Bezeichnung ohne Bedenken verwendet werden. Wenn jemand das Prädikat „politisches Urgestein“ verdient, dann der 77-Jährige. Ziegenbein ist seit 1972 in der Lokalpolitik seines Heimatortes engagiert.

1972 – das ist ein Jahr des politischen Umbruchs für unsere Region. Zahlreiche Gebietsreformen wurden in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt. Genau heute vor 50 Jahren wurde eine Gebietsreform vollzogen, die zur Eingemeindung von Oberauerbach, Mittelbach-Hengstbach, Mörsbach, Rimschweiler und Wattweiler zur Stadt Zweibrücken führte.

Ziegenbein hat diese Zeit miterlebt, mitgestaltet. Und er ist der einzige heute noch politisch aktive Bürger aus dieser Zeit.

„Unser damaliger Bürgermeister Ludwig Conrad, er war mein Nachbar, hatte mich angesprochen – ob ich nicht Lust hätte, mich im damaligen Gemeinderat zu engagieren?“, erinnert sich Ziegenbein. Der damals 27-Jährige ließ sich nicht lange bitten. Wattweiler lag ihm am Herzen. Zwar ist Ziegenbein in Bad Gleisweiler (Standort einer Privatklinik bei Gleisweiler nahe Landau) auf die Welt gekommen, aber schon mit einem Jahr ging es für ihn nach Wattweiler.

Die Arbeit habe ihm große Freude bereitet, sagt der heute 77-Jährige. Auf Nachfrage erklärt er, dass er für die SPD aufgestellt wurde. Aber eigentlich spiele das doch gar keine Rolle, er sehe sein Wirken überparteilich, in Wattweiler gelte es, über Parteigrenzen hinweg an einem Strang zu ziehen.

Die Eingemeindung 1972 sei übrigens mitnichten über den Ort gekommen – „wir hatten große Mitspracherechte“, sagt Ziegenbein. Es sei ein Eingemeindungsvertrag ausgehandelt worden, alles mögliche musste für diesen Vertrag durchdacht und durchleuchtet werden. Was wird aus der Kanalisation? Wie sieht es mit dem Straßenbau künftig aus? Was wird aus den Straßen in Wattweiler, die Namen tragen, die es bereits in der Stadt Zweibrücken gibt?

Aus der damaligen Hauptstraße, die durch Wattweiler führte, wurde die Bliestalstraße, die einstige Bergstraße ist nun die Marktsteige und die ehemalige Hohlstraße trägt jetzt den Namen Raiffeisenstraße.

„Es war ein fließender Übergang“, sagt Ziegenbein über die Eingemeindung. Das sei nicht alles von einem Tag auf den anderen gegangen, sondern Schritt für Schritt.

Wattweiler könne froh sein, 1972 ein Teil Zweibrückens geworden zu sein. „Das hatte viele Vorteile für uns“, sagt Ziegenbein. Ganz wichtig: In seinem Ort konnten drei große Baugebiete entwickelt werden– der Mauritusring, der bereits im Gemeinderat in Planung gewesen sei sowie die Projekte Im Wingert und Am Sandrech.  „Als kleine selbständige Gemeinde hätten wir das nicht geschafft, die zu entwickeln“, ist sich Ziegenbein gewiss.

Weiterer Vorteil: „Die sehr gute Busverbindung. Als ich klein war fuhr morgens ein Bus, mittags manchmal einer, nicht jeden Tag und dann vielleicht abends noch einer. Mittlerweile fährt fast jede Stunde ein Bus“, sagt der 77-Jährige. Ein weiterer Vorteil für ihn: der Anschluss Wattweilers an das Gasnetz der Stadt. Und, nicht zu vergessen: seit zirka zehn Jahren habe Wattweiler Glasfasernetz. Alles enorme Pluspunkte, sagt Ziegenbein. Die politische Arbeit habe sich gelohnt. Und wer weiß: Vielleicht macht Ziegenbein nach 2024, wenn neu im Ort gewählt wird, sogar weiter. „Ich bin noch rüstig“, erklärt er. 

Die Jubiläums-Veranstaltung in der Festhalle beginnt heute Abend um 19 Uhr. Stadtsprecher Jens John macht darauf aufmerksam, dass es sich aus Gründen der Pandemie um eine nicht-öffentliche Veranstaltung handelt. Eingeladen wurden laut John folgende Politiker: Alle Ortsvorsteher von 1972 bis aktuell, die derzeitigen Ortsbeiratsmitglieder, die Ortsbeiratsmitglieder der ersten Wahlperiode (1972), Ortsbeiratsmitglieder, die länger als 20 Jahre aktiv waren, Vertreter von Land- und Bundestag sowie die Mitglieder des Zweibrücker Stadtrates. Insgesamt handele es sich bei den Eingeladenen um einen Kreis von rund 150 Personen. Redner des Abends sind neben Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) auch der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtages Hendrik Hering (SPD) und als Stellvertreter der Vororte Kurt Dettweiler (FWG) Ortsvorsteher von Mittelbach-Hengstbach. Für die musikalische Begleitung des Abends sorgt die Herzog-Christian-Musikschule Zweibrücken.

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