Chartermaschine hatte Start und geplantes Ziel in Bretagne Noch Unklarheiten nach Großeinsatz für „Notlandung“ in Zweibrücken

Zweibrücken · Der in Rennes gestartete Pilot einer Chartermaschine musste wegen Fahrwerksproblemen seine Flugroute ändern. Der eigentlich geplante Landeort war allerdings in entgegengesetzter Richtung von Zweibrücken.

 Die Pilatus PC-12 kurz nach der erfolgreichen Not- oder Sicherheitslandung auf dem Flugplatz Zweibrücken.

Die Pilatus PC-12 kurz nach der erfolgreichen Not- oder Sicherheitslandung auf dem Flugplatz Zweibrücken.

Foto: Triwo-Flugplatz Zweibrücken

Aufregung am Mittwochabend in Zweibrücken: Zahlreiche Feuerwehr- und andere Einsatzfahrzeuge fuhren mit Blaulicht durch die Stadt hoch zum Flugplatz. Denn angekündigt war die Notlandung einer einmotorigen Chartermaschine mit Fahrwerksproblemen. Die Landung um 19.30 Uhr glückte sicher (wir berichteten).

An Bord waren zwei Piloten und drei Passagiere. Alle „konnten das Flugzeug nach der Landung unversehrt verlassen und waren wohlauf“, teilte die Polizeidirektion Pirmasens am späten Abend mit. Schon zuvor hatten die Polizeiinspektion Zweibrücken und der Triwo-Flugplatz Zweibrücken auf Anfrage unserer Zeitung erklärt, es habe weder Verletzte noch Sachschaden gegeben.

Für Rätselraten sorgte später allerdings die Flugroute der Pilatus PC-12. Polizei und Flugplatz Zweibrücken hatten am Mittwochabend erklärt, der Pilot habe eigentlich ein anderes Ziel gehabt und sich wegen der Probleme entschieden, die nächstgelegene Landebahn anzusteuern. Und auch der oberste Zweibrücker Katastrophenschützer, Oberbürgermeister Marold Wosnitza, bestätigte am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage unserer Zeitung: „Angekündigt war eine Notlandung.“ Bei einer Notlandung müssen Piloten den nächstgelegenen Flugplatz ansteuern. Doch: Das Turboprop-Flugzeug war in Rennes gestartet, der Hauptstadt der Bretagne. Was der eigentliche Zielort war, konnten am Mittwochabend weder Flugplatz noch Polizei sagen. Am Donnerstag klärte dann die Polizei auf Anfrage unserer Zeitung mit einer überraschenden Nachricht auf: Zielort sei die Insel Belle-Île-en-Mer vor der bretonischen Küste gewesen – also die entgegengesetzte Flugrichtung, über 800 Kilometer Luftlinie von Zweibrücken entfernt.

Von unserer Zeitung ausgewerteten Flugradar-Daten auf den Internetseiten „Flight Aware“ und „Flightradar24“ zeigen: Die Pilatus PC-12 startete um 16.42 Uhr in Rennes – und flog tatsächlich zunächst Richtung Westen. Die Maschine stieg auf eine Flughöhe von 3665 Meter. Dass über Belle-Île-en-Mer die Flughöhe auf 312 Meter sank, könnte auf eine Landeabsicht hindeuten. Doch nach zwei Schleifen änderten die Piloten ihren Kurs – Richtung Osten. Auf dem Weg nach Zweibrücken erreichte das Flugzeug eine Reiseflughöhe von etwa 8230 Meter. Über Zweibrücken drehte der Flieger wieder zwei Schleifen und landete um 19.30 Uhr.

Oberbürgermeister und Polizei wussten am Donnerstag nicht, warum die Maschine trotz der weiten Entfernung von der französischen Atlantikküste in Zweibrücken landete. Nach Ansicht von Flugexperten könnte aber eine Rolle spielen, dass am Flugplatz Zweibrücken eine auf die Pilatus PC-12 spezialisierte Wartungs-Werft ist.

OB Wosnitza – der am Landungs-Abend als Katastrophenschützer selbst vor Ort am Flugplatz war – sagte am Gründonnerstag zu seinem Informationsstand, die Bordelektronik habe Probleme mit dem Fahrwerk signalisiert. Bei der Landung in Zweibrücken habe das Fahrwerk aber zum Glück funktioniert: „Wenn das nicht so gewesen wäre, wäre das ein Problem gewesen.“ Deshalb sei es gut gewesen, mit den vielen Einsatzkräften für alle Szenarien gerüstet gewesen zu sein.

 Die Landung der Chartermaschine mit befürchteten Fahrwerksproblemen auf dem Triwo-Flugplatz Zweibrücken sorgte am Mittwochabend für einen Einsatz von 15 Feuerwehr- und zahlreichen weiteren Rettungskräften.

Die Landung der Chartermaschine mit befürchteten Fahrwerksproblemen auf dem Triwo-Flugplatz Zweibrücken sorgte am Mittwochabend für einen Einsatz von 15 Feuerwehr- und zahlreichen weiteren Rettungskräften.

Foto: Polizeidirektion Pirmasens

Angesichts der Flugroute bestätigte Wosnitza aber, dass es sich genau genommen um keine „Notlandung“ gehandelt habe: „Es war eine Sicherheitslandung.“ Der Triwo-Flugplatz hat noch nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung hierzu geantwortet.

Die außerplanmäßige Landung bedeutete einen Großeinsatz nicht nur für die Triwo-Flugplatz-Feuerwehr. Diese war laut Wosnitza mit acht Fahrzeugen im Einsatz – hinzugekommen seien sieben städtische Feuerwehr-Fahrzeuge. Laut Polizei waren zudem zwei Polizeiautos im Einsatz, drei Rettungswagen und zwei Notärzte sowie städtische Kräfte. Auf seiner Facebook-Seite schrieb Oberbürgermeister Wosnitza: „Das routinierte Zusammenspiel aller Rettungskräfte (ASB und DRK), Feuerwehren (Triwo und Städtische Feuerwehr) und Polizei bei diesem Einsatz war beeindruckend. Am Ende ging alles gut und die Kräfte konnten alle abrücken. Danke an alle.“

Die Polizei teilte am Donnerstag der Presse mit: „Weitere Ermittlungen hinsichtlich der genauen technischen Probleme der Maschine müssen noch erfolgen.“ Piloten und Passagiere hätten ihre Reise wenig später fortsetzen können – wobei nicht bekannt sei, ob mit derselben oder einer anderen Maschine, so ein Polizeisprecher gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

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