Zuletzt kamen 70 Familien aus Ukraine hinzu Zweibrücker Tafel verhängt Aufnahmestopp

Zweibrücken · Die Zweibrücker Tafel nimmt nach einer Krisensitzung keine neuen Kunden mehr an. 70 Ukraine-Flüchtlinge kamen zuletzt hinzu. Die Kapazitäten sind am Anschlag.

 Beata Eidemüller (links, hinter der Plexiglasscheibe), versorgt eine Frau aus der Ukraine mit Lebensmitteln. Unten: Bereits vor der Ausgabe hat sich eine lange Schlange vor der Tafel gebildet.

Beata Eidemüller (links, hinter der Plexiglasscheibe), versorgt eine Frau aus der Ukraine mit Lebensmitteln. Unten: Bereits vor der Ausgabe hat sich eine lange Schlange vor der Tafel gebildet.

Foto: Mathias Schneck

„Wir haben am Mittwoch eine Krisensitzung. Kommen Sie am besten am Donnerstag bei unserer Lebensmittel-Ausgabe vorbei und machen Sie sich selbst ein Bild“ – das hatte Annette Peetz, Gründerin der Tafel in Zweibrücken, auf die Frage des Pfälzischen Merkur geantwortet, wie denn aktuell die Lage sei.

Tatsächlich: Als der Merkur-Reporter am Donnerstag um 14.45 Uhr (Start der Lebensmittel-Ausgabe) vor dem Gebäude steht, ist alles gesagt. Die Schlange ist lang, dutzende Menschen aus unterschiedlichen Nationen stehen an. Jeder in der Hoffnung, etwas zu bekommen.

Zahlreiche Tafeln in Deutschland haben in den vergangenen Tagen über einen nicht mehr zu bewältigenden Ansturm geklagt. Die Ehrenamtler haben seit eh und je viel zu tun. Die Ankunft zahreicher Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hat die Lage noch verschärft. Bundesweit mussten viele Einrichtungen einen Aufnahmestopp für neue Kunden verhängen.

Angesichts der Länge der Schlange vor der Tafel in der Canada-Siedlung scheint klar: Auch in Zweibrücken ist die Lage schwierig. Und tatsächlich muss Annette Peetz verkünden: „Es gibt auch bei uns in Zweibrücken einen Aufnahmestopp. Es geht nicht mehr anders.“

Die Einrichtung in der Canadastraße hat aktuell knapp 220 Kunden (hinter denen, über Familienangehörige, insgesamt rund 600 zu versorgende Menschen stehen). „Bei 220 ist Schluss. Das heißt, Stand heute, wir können noch zehn weitere Kunden aufnehmen, dann greift der Aufnahmestopp“, sagt Peetz.

70 Familien aus der Ukraine seien zuletzt hinzugekommen, die Kapazitäten reichten einfach nicht, um über die besagten 220 Kunden noch mehr zu versorgen. Zumal auch die Helfer enorm eingespannt sind.

Vertragen sich die Kunden mit russischen Wurzeln eigentlich mit den Kunden aus der Ukraine? „Toi toi toi“, ruft Peetz aus – und klopft auf einen Holztisch. „Es vertragen sich soweit alle, wir sind froh darüber.“ Wichtig sei, alle gleich zu behandeln, oft werde beäugt, wie viel sich jemand in die Tasche steckt. „Es kann schon zu Futterneid kommen“, sagt Peetz. Man setze auf eine freundliche aber klare Ansprache. Wenn ein Kunde eine Familie zu versorgen hat, bekomme er mehr als ein Kunde, der alleinstehend ist.

Peetz ist ferner froh, dass es bei ihr noch keine echte Knappheit bei bestimmten Produkten gibt. Auch, wenn es etwa beim Sonnenblumenöl langsam eng wird. Aber grundsätzlich sei soweit alles vorhanden.

„Heute morgen haben wir 850 Liter Milch von verschiedenen Märkten bekommen – das waren wohl Überbestände von Ostern“, vermutet sie. Die Lufthansa habe zudem Essenschalen gespendet, die sie nicht brauche. Woher diese kamen, etwa aus Frankfurt, könne sie gar nicht sagen; die Initiative Foodsharing aus Zweibrücken habe sie organisiert, ist Peetz dankbar.

 Bereits vor der Ausgabe hat sich eine lange Schlange vor der Tafel gebildet. Foto: Mathias Schneck

Bereits vor der Ausgabe hat sich eine lange Schlange vor der Tafel gebildet. Foto: Mathias Schneck

Foto: Mathias Schneck
 Hereinspaziert: Edda Benien und Annette Peetz, Gründer der Tafel in Zweibrücken, öffnen immer donnerstags ab 14.45 Uhr die Tür zur Lebensmittel-Ausgabe in der Canadastraße 32 in der Canada-Siedlung.

Hereinspaziert: Edda Benien und Annette Peetz, Gründer der Tafel in Zweibrücken, öffnen immer donnerstags ab 14.45 Uhr die Tür zur Lebensmittel-Ausgabe in der Canadastraße 32 in der Canada-Siedlung.

Foto: Mathias Schneck

Dankbarkeit ist das Stichwort: Die Menschen stehen geduldig an, jeder bedankt sich, wenn er seine Habseligkeiten verstaut hat. Die Not ist groß. Auch in Zweibrücken.

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