Berlin-Flüge sollen im Mai kommen

Zweibrücken · Mit einer Kooperation „nicht materieller, sondern unterstützender Art“ wollen der Flughafen Zweibrücken und die Fluggesellschaft Rostock Airways eine tägliche Berlin-Verbindung etablieren. Der Flughafen-Geschäftsführer bestätigte Verhandlungen.

Der Rosenstadt-Airport könnte dem Flughafen Ensheim und Air Berlin mit der Wiederaufnahme einer Berlin-Verbindung mittelfristig Druck machen. Die Firma Rostock Airways plant ab Mai eine tägliche Verbindung in die Bundeshauptstadt, wie deren Justiziar Roland Ehrsam dem Merkur gestern auf Nachfrage bestätigte. Demnach sollen die Maschinen morgens um 7.30 Uhr starten, abends kurz vor 20 Uhr zurückfliegen. Geplant sei eine neuartige Kooperation, bei der der Airport nicht wie früher etwa Ryanair die Fluglinie mit Subventionen ködert, sondern sich lediglich "aktiv in die Vermarktung der Tickets mit einklinkt, Manpower stellt und etwa Bestands- und Geschäftskunden betreut. Fördermittel fließen nicht", so Ehrsam. Der Rostock-Airways-Justiziar weiter: "Der Flughafen möchte diese Verbindung, weil er nachgewiesen hat, dass auf dieser Strecke nachhaltiger Flugbetrieb organisiert werden kann." Von 2006 bis 2011 bediente Germanwings die Strecke.

Eigentlich sei geplant gewesen, zur gerade laufenden Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin den Startknopf zu drücken. Allerdings gebe es noch Probleme mit dem Buchungssystem. Ehrsam: "Die Plattform muss erst fehlerfrei funktionieren. Dann brauchen wir noch 60 Tage Buchungsvorlauf." Daher habe man nun den Mai für den Start der Verbindung auserkoren. Zunächst sollten Maschinen vom Typ CRJ 200 oder CRJ 700 mit 50 bis 70 Sitzplätzen eingesetzt werden, bei entsprechender Nachfrage dann Fokker 100 mit 100 Sitzplätzen und schließlich Boing-737-Maschinen wie bei Air Berlin. Durch diese schrittweise Steigerung wolle man "Schwankungen im Buchungsverhalten abfedern". Von Seiten des Zweibrücker Flughafens - der seinerseits auf Rostock Airways zugekommen sei - habe man grünes Licht für die Kooperation, behauptet Ehrsam. In Sachen Abfertigungsentgelt gebe es ein "Standardagreement" - allerdings keinen Vertrag. Also etwa auch keine Betriebsverpflichtung, wonach die Fluggesellschaft die Strecke für eine gewisse Zeit betreiben müsse. Vor diesem Hintergrund bietet auch die gestrige Aussage von Werner Boßlet, dem Geschäftsführer des Zweibrücker Flughafens, Interpretationsspielraum, es liege kein unterschriftsreifer Vertrag vor. Wie Ehrsam weilte er gestern auf der ITB in Berlin, auch wenn er angab, dass es dort "keinen Termin mit Rostock Airways" gebe. Verhandlungen mit der Gesellschaft bestätigte er. Boßlet: "Wir tauschen uns über unsere Vorstellungen aus". Es müssten noch einige Punkte geklärt werden, bevor ein "Handlingsvertrag" abgeschlossen werden könne. Dazu gehörten die Gebührenordnung oder der Bordservice. Dem Flughafen-Aufsichtsrat sei demnach auch noch keine Vorlage präsentiert worden. Das erklärte Ulla Eder, die Sprecherin von Landrat und dem derzeitigen kommissarischen Flughafen-Aufsichtsratschef Hans Jörg Duppré gestern. Auch er bestätigte Gespräche mit Rostock Airways. "Etwas konkretes" müsse erst die Geschäftsführung prüfen. Passe es konzeptionell und sei es wirtschaftlich sinnvoll, werde es erst dem Aufsichtsrat vorgelegt.

Einer möglichen Flugverbindung Zweibrücken - Berlin stünde übrigens die EU-Kommission auch dann nicht im Wege, wenn dafür Anlaufbeihilfen oder solche für die Investitionen in die Flughafeninfrastruktur flössen. Das stellte Nikola John, Pressereferentin der Europäischen Kommission am Standort Berlin, gestern klar. Zweibrücken - wie auch Saarbrücken - zählt zu den sieben Flughäfen, gegen die die EU-Kommission noch wegen verbotener Beihilfen ermittelt. Das Verfahren soll im Herbst, vermutlich im September, abgeschlossen sein. Doch hier gelten noch die bisherigen Regeln, auch wenn die EU-Kommission sie am 21. Februar mit einer neuen Leitlinie veschärft hat. Ohnehin dürften beide Flughäfen, da sie weniger als 700 000 Passagiere im Jahr befördern, bis 2024 Betriebsbeihilfen einstreichen, wenn sie einen Geschäftsplan erarbeiten, der die Kostendeckung bis dahin darstellt - und zwar sogar mehr Beihilfen als sonst üblich. Eine Sonderregelung sieht überdies vor, dass 2018 die Lage nochmal neu bewertet werden kann.

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HintergrundBei Rostock Airways wurde im September 2013 Friedhelm Schwan als Geschäftsführer präsentiert - der Ex-Chef des Flughafens Ensheim. Allerdings dementierte Schwan, der Ende Januar wegen Abrechnungsbetrugs in seinem Job als Allgemeinmediziner zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 30 000 Euro verurteilt worden war, die Meldung nur wenige Tage später. Rostock Airways wird beim Luftfahrtbundesamt (LBA) nicht auf der Liste der genehmigten Luftfahrtunternehmen geführt. Es verfügt nicht selbst über Flugzeuge, sondern setzt Fluggesellschaften ein. Flugverbindungen müssen beim LBA auch nicht beantragt werden, sagte deren Sprecherin Cornelia Cramer. Die Aufnahme einer neuen Strecke regelten Flughafenbetreiber und das Unternehmen.Wann die Nachfolge des Flughafen-Aufsichtsratschefs geklärt wird, ist noch unklar. Das sagte gestern Joachim Winkler, Sprecher des rheinland-pfälzischen Innenministeriums. Staatssekretär Jürgen Häfner, war zum 1. Februar zu Lotto Rheinland-Pfalz gewechselt. Es sei noch nicht formal entschieden, ob sein Nachfolger Günter Kern auch den Aufsichtsrat des Zweibrücker Airports übernimmt. sf/ek

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