Umfassende Schutzmaßnahmen Die Türkei will europäische Reisende wieder ins Land lassen

Istanbul · Mit strengen Kontrollen und einer „beispiellosen“ Kampagne will Ankara in Europa dafür werben, dass Reisebeschränkungen für Touristen gelockert werden.

 Mit 3700 Corona-Todesfällen ist die Türkei bisher weit weniger von der Pandemie betroffen als etwa Spanien, Italien oder Frankreich.

Mit 3700 Corona-Todesfällen ist die Türkei bisher weit weniger von der Pandemie betroffen als etwa Spanien, Italien oder Frankreich.

Foto: dpa/Yasin Akgul

Die Türkei will jeden Touristen bei der Einreise auf das Coronavirus testen, wie die Regierung am Sonntag ankündigte. Mit einem Schreiben an diejenigen Länder, aus denen traditionell Urlauber in die Türkei reisen, will Ankara an diesem Montag nicht nur über die Schutzmaßnahmen an türkischen Flughäfen, Hotelbuffets und Stränden informieren, sondern auch über die Zahl der Intensivstationen und Beatmungsgeräte in den türkischen Urlaubsgebieten. Die Türkei will damit auf ihre Erfolge bei der Pandemie-Bekämpfung aufbauen, um sich als sicheres Urlaubsland zu empfehlen.

An allen türkischen Flughäfen werde es ab Anfang Juni Coronavirus-Teststationen vor der Passkontrolle geben, sagte Tourismusminister Nuri Ersoy der Zeitung Hürriyet. Angefangen wird demnach in Antalya, wo ein Labor für täglich 20 000 Tests im Aufbau ist. Die Tests auf den Flughäfen und an den Grenzen würden nur zwei bis drei Minuten dauern. Die Testergebnisse sollen binnen fünf bis sechs Stunden vorliegen, müssen von Reisenden jedoch nicht am Flughafen abgewartet werden. Stattdessen werden ihre Hotels oder Anschriften bei der Einreise abgefragt – so könnten sie bei einem positiven Ergebnis sofort erreicht werden, sagte Ersoy.

Die Türkei ist mit bisher rund 3700 Todesfällen von der Coronavirus-Pandemie weit weniger betroffen als andere Urlaubsländer wie Italien, Frankreich und Spanien, wo jeweils mehr als 25 000 Menschen starben. Die Zahl der täglichen Todesfälle in der Türkei sank zuletzt auf 50. Selbst gegenüber Deutschland hat das Land bei vergleichbarer Bevölkerungsgröße nur halb so viele Todesopfer zu beklagen. Ankara führt das unter anderem auf eine systematische Aufklärung von Infektionsketten zurück: Tausende Expertenteams im ganzen Land überprüfen regelmäßig die Kontaktpersonen von Corona-Infizierten. Weitere Faktoren sind kulturelle Unterschiede bei der Altenbetreuung, die überwiegend zu Hause stattfindet und nicht in Altersheime ausgelagert wird, und die europaweit höchste Zahl von Intensivstationsbetten pro Kopf.

Diese Stärken will Ankara nun ausspielen, um den Tourismus wieder anzukurbeln. Das Schreiben an die europäischen Regierungen werde von einer „beispiellosen Telefondiplomatie“ begleitet, kündigte Ersoy an: Im persönlichen Gespräch wollten Außenminister Mevlüt Cavusoglu und die türkischen Botschafter ihre europäischen Ansprechpartner am Telefon über die türkischen Sicherheitsmaßnahmen für Urlauber informieren. Neben den Coronavirus-Tests bei der Einreise zählen dazu Vorschriften für Transport, Unterbringung und Verpflegung der Touristen während ihres Aufenthalts in der Türkei und für die Hygiene in Hotels und Ferienanlagen.

Die Türkei hatte Ende März alle Auslandsflüge eingestellt, die Verbindungen nach Deutschland und in andere vom Coronavirus befallene Länder wurden bereits Mitte März gekappt. Die Hotels wurden zwar nicht von den Behörden geschlossen, machten aber mangels Kundschaft überwiegend von selbst zu. Wenn sie nun wiedereröffnen, müssen sie einen Katalog von Gesundheits-Auflagen erfüllen, die monatlich von den Behörden kontrolliert werden. Dazu zählen eine maximale Auslastung von 60 Prozent, Mindestabstände zwischen Tischen und Liegestühlen und Maskenpflicht in gemeinschaftlichen Innenbereichen sowie gründliche Desinfektion und die Abschaffung der Selbstbedienung am Buffet.

Die Türkei will voraussichtlich ab Mitte Juni wieder Flugverkehr mit dem Ausland zulassen. Die nationale Fluggesellschaft Turkish Airlines will dann zunächst nur 19 ausgewählte Flughäfen anfliegen; im deutschsprachigen Raum sind das Frankfurt, Berlin, Düsseldorf, München und Wien. Weitere Ziele sollen im Juli und August dazukommen.

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