Saisonvorbereitung Löwinnen-Rudel ist bereit für die Beutejagd
Zweibrücken · Die Oberliga-Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken sind vor einem Monat in die Saisonvorbereitung eingestiegen. Trainer Rüdiger Lydorf lobt seine jungen Spielerinnen, die nach dem Abgang von Katharina Koch mehr Verantwortung übernehmen müssen.
Mittwochabend in der Zweibrücker Ignaz-Roth-Halle: Rüdiger Lydorf, Trainer der Oberliga-Handballerinnen des SV 64 Zweibrücken, leitet eine Übungseinheit seiner Mannschaft. Mal sieht der Trainer mit verschränkten Armen nur schweigend zu. Mal unterbricht er, um Anweisungen zu geben. Mal klatscht er nach einer gelungenen Aktion mit seinen Spielerinnen ab. Es herrscht keine Grabesstille in der Ignaz-Roth-Halle. Es wird gehadert, gejubelt, auch gelacht. Und dennoch ist die Einheit von Konzentration und Ernsthaftigkeit geprägt.
„Meine Spielerinnen geben 100 Prozent – auch im Training“, sagt Lydorf. Nach einer kurzen Pause ergänzt er: „Das ist aber auch das, was ich erwarte. Wer der Meinung ist, dass im Training auch mal 80 Prozent reichen, der ist bei uns nicht an der richtigen Adresse.“
Seit dem 1. Juli ist die Mannschaft wieder in die Vorbereitung auf die kommende Oberliga-Saison eingestiegen. Gänzlich problemlos verliefen die ersten Wochen nicht. „Viele Spielerinnen waren zeitweise krank und haben Einheiten verpasst. Zufriedenstellend war das nicht immer“, hadert Lydorf.
Auch die Integration der Neuzugänge erfordere Zeit. „Es ist ganz normal, dass die neuen Spielerinnen Fragen haben. Warum machen wir das so? Wie wollen wir spielen? Worauf kommt es an?“, erklärt der SV-Trainer.
Neu sind Torfrau Anezka Zuzankova, Laura Zägel (Linksaußen und Rückraum Mitte) sowie die SV 64-A-Juniorinnen Jasmina Zimmermann und Elisa Wagner, die zur ersten Mannschaft stoßen.
Die Tschechin Zuzankova kommt vom HSC Kreuzlingen (Schweiz) und hat in Deutschland für die SG Kirchhof bereits in der zweiten Liga gespielt. „Sie wird erst 25 Jahre alt, hat aber schon viel Erfahrung gesammelt und wird uns definitiv weiterhelfen“, verspricht Lydorf. In der vergangenen Saison hatte sich auf der Torhüterposition beim SV 64 kurzfristig ein Engpass ergeben, weil Eva Menzerath, die zweite Torfrau neben Daphne Huber, ab Dezember aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stand.
Zägel stößt vom Drittliga-Aufsteiger HSG Marpingen zum SV 64. „Sie war in der letzten Saison verletzt und macht sich jetzt schon richtig gut. Aber ihr müssen wir noch ein wenig Zeit geben“, sagt Lydorf. Zimmermann, die noch in der A-Jugend spielen dürfte, hatte in der vergangenen Runde schon öfters Luft beim Oberliga-Team schnuppern können. „Da hat sie schon gezeigt, dass sie uns helfen wird“, sagt Lydorf. Linkshänderin Wagner „hat viel Potenzial und wird uns im Rückraum flexibler machen“, ergänzt der Trainer.
Elementar werde sein, wie die Mannschaft den Abgang der ehemaligen Spielführerin Katharina Koch verkrafte, die in die zweite Mannschaft rückt. „Es gibt jetzt keine ‚Mama’ mehr“, sagt Lydorf über den Rückzug der 37-Jährigen, die in der vergangenen Oberliga-Runde 168 Treffer erzielt hatte. Die Last müsse sich nun auf mehrere Schultern verteilen. Sollte Not am Mann sein, werde Koch aber auch in der kommenden Saison, die für die SV-Damen am Wochendende des 14./15. Septembers mit einem Auswärtsspiel in Kandel beginnt, aushelfen, versichert Lydorf. Ob und wie der Rückzug von Koch kompensiert werden könne, werde sich erst im Laufe der Vorbereitungsspiele herauskristallisieren, ergänzt der Trainer. Das erste Testspiel steht für die SV-Damen am Sonntagmorgen bei der HSG Wittlich an.
„Da werde ich sehen, was sich gerade unsere jungen Spielerinnen schon zutrauen. Es ist etwas völlig anderes, ob da in der gegnerischen Abwehr im Training die Lucie (SV-Spielerin Lucie Krein Anm.d. Red.) – oder im Spiel eine Fremde steht. Da dürfen wir keinen Respekt haben“, erklärt Lydorf, der mit dem Team Mitte August noch ein Trainingslager in Zweibrücken absolvieren wird. Ein konkretes Saisonziel habe er nicht formuliert, sagt der Trainer. „Das muss aus der Mannschaft selbst kommen. Was bringt es, wenn ich die tollsten Ziele habe – und die Spielerinnen tragen sie nicht mit?“.
Bis zum Saisonstart soll insbesondere am Deckungsverhalten geschraubt werden. „Das war gegen Ende der letzten Saison unsere Achillesverse“, erinnert sich der Trainer. Im Liga-Endspurt hatten die SV-Damen vier der letzten sechs Partien verloren und noch die Vizemeisterschaft verspielt.
Was seine Spielphilosophie und Forderungen angeht, verfolgt Lydorf einfache Grundsätze: „Ich will, dass wir schnell spielen. Ich will, dass wir als Team auftreten. Ich will, dass wir kämpfen bis zum Umfallen. Und ich will, dass wir so hungrig sind wie ein Rudel Löwinnen, das auf Beutejagd geht.“