Triathlon Yves Beckers Kampf gegen sich selbst

HOMBURG · Eigentlich hätte der Homburger Triathlet Yves Becker von der DJK SG St. Ingbert Mitte April bei der Duathlon-Europameisterschaft über die Mitteldistanz an den Start gehen sollen. Weil diese Corona zum Opfer fiel, bestritt er als Ersatz seinen ganz eigenen Wettkampf.

  Radfahren tut der Homburger Triathlet Yves Becker in Zeiten von Corona besonders gerne. Denn „die Straßen sind leerer als sonst“, so der 27-Jährige. Dafür kommt die Disziplin Schwimmen wegen geschlossener Bäder derzeit zu kurz.

Radfahren tut der Homburger Triathlet Yves Becker in Zeiten von Corona besonders gerne. Denn „die Straßen sind leerer als sonst“, so der 27-Jährige. Dafür kommt die Disziplin Schwimmen wegen geschlossener Bäder derzeit zu kurz.

Foto: Stefan Holzhauser

Der Homburger Yves Becker hat sich in den vergangenen Jahren als Triathlet der DJK-SG St. Ingbert weit über die saarländischen Landesgrenzen hinaus einen guten Namen gemacht. Der 27-Jährige ist Teammitglied des Tri-Sport Saar-Hochwald und geht in der 2. Triathlon-Bundesliga an den Start. Sein bislang größter Erfolg war die Goldmedaille bei den deutschen Duathlon-Meisterschaften über die Mitteldistanz. Bei den Triathlons über die Olympische Distanz in Hamburg und im Kraichgau sprangen jeweils dritte Plätze heraus. Und bei der gleichen Veranstaltung in Viernheim ließ Becker lediglich vier Konkurrenten vor sich die Ziellinie passieren.

Der mehrmalige Saarlandmeister im Duathlon und Triathlon (Sprint und Olympische Distanz) trainiert neben seiner Vollzeitbeschäftigung meist zwei Mal am Tag. „Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Trainingsbedingungen derzeit natürlich erschwert. Neben den Schwimmbädern ist ja auch das Waldstadion in Homburg geschlossen“, meint der Saarländer – ergänzt jedoch mit einem Schmunzeln: „Dafür ist das Rennradfahren momentan umso schöner – die Straßen sind doch etwas leerer als sonst sind.“

Becker liegt es am Herzen, seine langjährige Erfahrung im Leistungsbereich anderen Sportlern zu vemitteln. So erwarb er bereits die C-Trainer-Lizenz Triathlon. Beim LC DJK Erbach trainiert Becker eine ambitionierte Laufgruppe. Dabei werden die Übungen derzeit aufgrund der außergewöhnlichen Umstände teilweise auch per Videochat über Skype durchgeführt.

An große Sportveranstaltungen ist derzeit aber nicht zu denken. Auch Beckers Terminplan wurde kräftig durcheinandergewirbelt. Für die kommenden Wochen und Monate waren unter anderem Starts bei regionalen Triathlons geplant – außerdem stünde in der 2. Bundesliga demnächst der erste Mitteldistanz-Triathlon in Frankfurt auf dem Programm. Ob diese Veranstaltungen stattfinden können – eher unwahrscheinlich.

Dem 27-Jährigen geht es derzeit wie vielen anderen Leistungssportlern auch. Es gilt, trotz der Einschränkungen fit zu bleiben und für den ersten Wettkampf-Einsatz nach Corona bestmöglich vorbereitet zu sein.

Eine Herzensveranstaltung von Becker ist Corona allerdings schon zum Opfer gefallen. Er hatte sich sehr auf den Start Mitte April in Alsdorf bei den Duathlon-Europameisterschaften über die Mitteldistanz gefreut. Für diese hatte sich Becker im vergangenen Jahr bei den DM-Duathlon-Meisterschaften qualifiziert. Dort errang der Saarländer in der Altersklasse 2 die Goldmedaille. Seine Gesamtzeit von 2:41 Stunden über die Distanzen zehn Kilometer Lauf, 60 Kilometer Radfahren und nochmals zehn Kilometer Lauf brachten ihm in der Gesamtwertung sämtlicher deutscher Triathlon-Stars einen hervorragenden fünften Gesamtplatz ein. Neben der Qualifikation für die EM sprang dabei auch die Aufnahme in die Altersklassen-Nationalmannschaft der Deutschen Triathlon Union heraus. „Die EM sollte mein erster internationaler Einsatz und mein bislang größter sportlicher Höhepunkt werden“, hadert Becker. Mehr als acht Monate gezielte Wettkampfvorbereitung seien damit „für die Katz“ gewesen, so der Triathlet.

Zu der emotionalen Enttäuschung über die Absage kommen finanzielle Einbußen. „Pro Jahr geben viele Sportler mehrere hundert Euro für Startgebühren aus, die nun nicht erstattet werden können“, weiß Becker.

Statt Trübsal zu blasen entschied sich der Homburger dazu, am geplanten Tag der EM seinen eigenen persönlichen Wettkampf zu veranstalten. Bei „perfekten Wetterbedingungen“ lief er zu Beginn und am Schluss die jeweils zehn Kilometer im Homburger Wald. Dazwischen steuerte er mit dem Rad die Bliesgau-Region an – und absolvierte dort die 60 Kilometer. Ohne Wechselzeiten absolvierte er seinen ganz persönlichen Wettkampf in der starken Gesamtzeit von 2:50:41Stunden. Die Wechselzone baute er provisorisch in seiner Wohnung in Homburg auf. „Da ich erst einmal mit dem Aufzug hoch in den siebten Stock fahren musste, waren die Wechselzeiten mitunter relativ lange“, schmunzelt der Sportler.

Er freue sich sehr über die „klasse Zeit“. Einen Wettkampf ohne Konkurrenz und Zuschauer auszutragen, sei eine „besondere Herausforderung“. Und sollte es wirklich so kommen, dass für 2020 sämtliche Wettkämpfe abgesagt werden, will Becker dann eben 2021 seine ersten Europameisterschaften bestreiten. Trotz der aktuellen Situation will er seinen „Ehrgeiz, die Liebe zum Sport und die Motivation aufrecht erhalten“.

  Medaillen hat Yves Becker schon viele gewonnen. Die wichtigste war die goldene bei den deutschen Duathlon-Meisterschaften über die Mitteldistanz.

Medaillen hat Yves Becker schon viele gewonnen. Die wichtigste war die goldene bei den deutschen Duathlon-Meisterschaften über die Mitteldistanz.

Foto: Stefan Holzhauser

Bei dieser Einstellung wird man mit Sicherheit auch künftig von großen Erfolgen des Triathleten weit über die saarländischen Landesgrenzen hinaus berichten dürfen.

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