Fußball-Drittligist 1. FC Kaiserslautern Komplizierter Beginn – entspanntes Ende

Kaiserslautern · Die Verpflichtung von Terrence Boyd hat der 1. FC Kaiserslautern am Samstag offiziell bestätigt. Im Heimspiel gegen Viktoria Berlin stand der neue Stürmer zwar noch nicht im Kader. Dennoch gewannen die Roten Teufel verdient mit 2:0. Partie gegen 1860 München am Dienstag abgesagt.

 Philipp Hercher (recht) bejubelt mit Julian Niehues das 2:0 für den 1. FC Kasieserslautern im Heimspiel gegen Viktoria Belin.

Philipp Hercher (recht) bejubelt mit Julian Niehues das 2:0 für den 1. FC Kasieserslautern im Heimspiel gegen Viktoria Belin.

Foto: imago images/Jan Huebner/Steven Mohr via www.imago-images.de

Als am Samstag das Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Viktoria Berlin in der 3. Fußball-Liga angepfiffen wurde, war auch Terrence Boyd im Fritz-Walter-Stadion. Auf dem Rasen stand der Neuzugang des FCK aber noch nicht. Von der Tribüne aus verfolgte der 30 Jahre alte Stürmer, wie seine neue Mannschaft gegen den Aufsteiger mit 2:0 (1:0) gewann und Aufstiegsplatz zwei verteidigte.

Wenige Stunden zuvor hatte der FCK Boyds Verpflichtung, an der schon seit Freitag eigentlich keine Zweifel mehr bestanden (wir berichteten), auch offiziell verkündet. Über Vertragslaufzeit und die Ablösesumme für den Angreifer, der vom Ligakonkurrenten Hallescher FC in die Pfalz gewechselt ist, machten die Roten Teufel aber keine Angaben. „Die Fans, der Betzenberg, die Historie des FCK – da bekomme ich Gänsehaut. Ich bin stolz darauf, jetzt ein Teil davon zu sein“, wurde Boyd in einer Pressemitteilung des Vereins zitiert. Der ehemalige US-amerikanische Nationalspieler - vergangene Saison mit 18 Treffern der zweitbeste Torschütze der 3. Liga - soll das letzte fehlende Puzzleteil der Roten Teufel im Kampf um den Aufstieg sein. Die erfolgreichsten FCK-Schützen der laufenden Saison sind Daniel Hanslik und Verteidiger Philipp Hercher mit je fünf Treffern.

Doch auch ohne einen Vollblutstürmer wie Boyd läuft es am Betzenberg derzeit blendend. Der FCK gewann auch seine zweite Partie im neuen Jahr, blieb im 13. Saisonspiel ohne Gegentor und revanchierte sich bei der Viktoria für die 0:4-Klatsche im Hinspiel. Allerdings traten die Berliner geschwächt an. Der Club aus der Bundeshauptstadt hat in der Winterpause mit Tolcay Cigerci nicht nur seinen Top-Scorer an den türkischen Zweitligisten Samsunspor verloren. Die Mannschaft hatte in der Vorwoche wegen sieben Corona-Fällen auch nicht trainieren können. Trotzdem setzten die Berliner im Fritz-Walter-Stadion vor 1000 zugelassenen Zuschauern die erste Duftmarke. Eine Flanke aus dem Halbfeld köpfte Viktoria-Stürmer Lucas Falcao nur knapp am linken Pfosten vorbei (10.). Auch im Anschluss taten sich die Roten Teufel zunächst schwer. „Viktoria Berlin hat uns immer wieder früh angelaufen. Es war ein komplizierter Beginn. Wir haben nicht viele Bälle gewonnen. Erst als wir die erste Pressinglinie weiter nach vorne geschoben haben, sind wir besser ins Spiel gekommen“, analysierte Marco Antwerpen. Eine Schrecksekunde musste der FCK-Trainer noch überstehen. In der 14. Minute tauchte erneut Falcao vor dem Tor der Pfälzer auf, erwischte eine flache Hereingabe aber nicht richtig.

Nach rund 25 Minuten übernahm Kaiserslautern das Kommando. Und hätte wenig später gut und gerne einen Elfmeter bekommen können. Mike Wunderlich hatte Hanslik auf die Reise geschickt. Der ging im Strafraum nach einer Grätsche des Berliners Lukas Pinckert zu Boden (35.). Doch Schiedsrichter Robin Braun war offenbar der Ansicht, dass der Lauterer den Kontakt zu dankend angenommen habe. Doch spätestens jetzt waren die Hausherren in Fahrt. Hercher steckte den Ball in den Lauf von Kenny Redondo durch. Der lief allein auf das Berliner Tor zu – scheiterte aber im Eins-gegen-eins an Schlussmann Julian Krahl (37.). Doch noch vor der Halbzeit durfte der FCK trotzdem jubeln. Wunderlich legte den Ball rechts raus zu Boris Tomiak. Der flankte gefühlvoll vors Tor. Im Zentrum schraubte sich Julian Niehues in die Luft und köpfte den Ball gegen die Laufrichtung von Krahl ins Netz (42.). Niehues spielte für den angeschlagenen Felix Götze, der wegen Adduktorenproblemen passen musste.

Nach Wiederanpfiff nahmen sich die Roten Teufel eine fünfzehnminütige Auszeit, gefährlich wurde Berlin in dieser Phase aber nicht. Und als der FCK das Tempo wieder anzog, klingelte es gleich im Kasten der Viktoria. Ein Schuss von Redondo wurde noch geblockt, doch Marlon Ritter erkämpfte sich den Ball wieder. Über Wunderlich landete das Leder linksaußen bei Hendrick Zuck. Dessen Flanke an den langen Pfosten brachte Hercher aus spitzem Winkel im Netz unter. „Erst danach war ich entspannt. Bei dem Spielstand ist es brutal schwer, gegen uns zurückzukommen“, sagte Antwerpen. Und in der Tat: Nach dem 2:0 erlahmte die Gegenwehr der Gäste. Alleine Wunderlich hätte den Vorsprung bei drei großen Gelegenheiten ausbauen können. Doch drei Mal scheiterte er am starken Krahl. Dennoch gewannen die Pfälzer vor den Augen von Terrence Boyd und den 1000 Zuschauern auf dem Betze letztlich ungefährdet.

„Wir können nicht immer nach zehn Minuten mit 2:0 führen“, sagte Torschütze Hercher am SWR-Mikrofon in Anspielung auf die 4:0-Gala am Spieltag zuvor gegen Meppen. „Wir müssen uns die Siege hart erarbeiten. Und das haben wir heute getan. Es war ein Arbeitssieg, der am Ende noch höher hätte ausfallen können.“ Durch den Erfolg verteidigt der FCK Aufstiegsrang zwei. „Klar guckt man da auch mal auf die Tabelle. Aber darauf dürfen wir uns nichts einbilden“, sagte Niehues. Dafür, dass das Klassement noch freundlicher aussieht, hätte übrigens fast ein nun ehemaliger Lauterer gesorgt. Elias Huth, der zum Halleschen FC gewechselt ist, wurde am Samstag im Spiel seines neuen Vereins gegen Braunschweig eingewechselt – und erzielte den vermeintlichen Treffer zum 1:1-Ausgleich. Doch das Tor wurde fälschlicherweise aberkannt. Braunschweig gewann mit 1:0 und liegt nun punktgleich hinter dem FCK auf Rang drei. Am Mittwoch könnten die Niedersachsen Kaiserslautern ohne Gegenwehr überholen. Braunschweig tritt in der englischen Woche beim 14. Zwickau an. Unter der Woche ist der FCK aber zum Zuschauen verdammt. Die ursprünglich für Dienstag angesetzte Partie beim TSV 1860 München ist abgesetzt worden, wie der Deutsche Fußball-Bund mitteilte. Die Münchner hatten am Wochenende mehrere Corona-Infektionen vermeldet, große Teile der Mannschaft und der Betreuerstab befinden sich in Quarantäne. Schon das für Samstag geplante Stadtderby gegen Türkgücü fiel aus.

So findet die nächste Partie des FCK am Samstag um 14 Uhr im Fritz-Walter-Stadion statt. Dann kommt der Hallesche FC auf den Betzenberg. Und auch wenn Terrence Boyd vor einer voraussichtlich weiterhin leeren Westkurve keine Gänsehaut verspüren sollte, kann er gegen seinen Ex-Club vielleicht schon zeigen, dass er das letzte Puzzleteil ist, das dem 1. FC Kaiserslautern auf dem Weg zum Aufstieg in die 2. Liga noch gefehlt hat.

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