Eishockey Play-offs ohne Fans? – „Das wäre der Super-GAU“

Zweibrücken · In der Eishockey-Regionalliga hagelt es wieder Spielabsagen. Das Heimspiel des EHC Zweibrücken gegen Ravensburg am Sonntag sollte Stand Freitag zwar stattfinden. Doch die Sorgen bei Thorsten Rehfeld, dem sportlichen Leiter des EHCZ, wachsen. Er hofft, dass die nahenden Play-offs vor Zuschauern gespielt werden dürfen.

 Eine Ice-Arena ohne Zuschauer? Kaum vorstellbar. Zumindest dann nicht, wenn die Hornets in wenigen Wochen in die Play-offs der Eishockey-Regionalliga Südwest starten sollen.

Eine Ice-Arena ohne Zuschauer? Kaum vorstellbar. Zumindest dann nicht, wenn die Hornets in wenigen Wochen in die Play-offs der Eishockey-Regionalliga Südwest starten sollen.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Thorsten Rehfeld merkt, dass die Einschläge näher kommen. Am Freitag vergangener Woche sah der sportliche Leiter des Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken das Ligaspiel seiner Hornets bei den Stuttgart Rebels. Ihre folgende Partie gegen Pforzheim, die gestern Abend hätte stattfinden sollen, konnten die Rebels dann schon nicht mehr austragen. Wegen Corona-Fällen im Team der Schwaben. Mindestens 16 um genau zu sein. Die Pforzheimer wiederum hätten zu der Partie aber ohnehin nicht antreten können. Sie sagten wegen Infizierten in ihrer Mannschaft am Freitag dann die für Samstag geplante Partie gegen Hügelsheim ab. Auch das Spiel zwischen Ravensburg und Eppelheim (Samstag) entfällt. Der Spielplan der Regionalliga Südwest – er liest sich wie ein Flickenteppich. Das Positive: Die Partie der Zweibrücker gegen Ravensburg am Sonntag um 18 Uhr in der Ice-Arena ist eine jener drei Partien an diesem Spieltag, die – Stand Freitagabend – noch über die Bühne gehen sollten. „Die Planung ist eine Katastrophe – aber eine, mit der wir zu leben gelernt haben“, sagt Rehfeld und seufzt. Noch am Donnerstag hielt er Rücksprache mit einem Vertreter der Ravensburger. „Alles ready – wir können spielen“, habe die Antwort gelautet. Doch Gewissheit herrschen wird erst dann, wenn das Team des Gegners kurz vor der Abfahrt in die Rosenstadt ihre letzte Testreihe durchlaufen hat. „Und unsere Spieler werden ja ebenfalls vor der Partie noch einmal getestet. Es könnte ja genauso einen unserer Jungs erwischt haben“, sagt Rehfeld, dem es mit Blick auf die Flut an Spielabsagen „im Moment schwer fällt, nicht ein wenig schwarz zu malen.“ Er ergänzt: „Lange war es ziemlich ruhig. Aber man sieht ja, wie schnell es gehen kann. Am Freitag haben wir gegen Stuttgart gespielt. Und jetzt gibt es dort mindestens 16 Corona-Fälle . . .“

Die Unsicherheit beschränkt sich aber nicht auf die Austragung einzelner Partien. Sondern auch darauf, ob sie künftig überhaupt noch jemand sehen darf. Am 7. Januar tagten Bund und Länder zuletzt. Das Ergebnis brachte Erleichterung bei den Hornets: Zuschauer in der Ice-Arena sind unter der 2Gplus-Regel weiter zugelassen. Doch schon am 24. Januar stehen die nächsten Beratungen an. Es ist ein Fahren auf Sicht. Auf extrem kurze Sicht: „Gegen Ravensburg dürfen wieder bis zu 700 Leute in die Halle. Was in der Woche danach passiert – das weiß keiner“, bedauert Rehfeld. Tägliches Abstimmen sei vor diesem Hintergrund das A und O: Mit den Gegnern, mit dem Hallenbetreiber, mit dem Gesundheitsamt. „Das hat sich mittlerweile eingespielt“, berichtet der sportliche Leiter der Hornets. Das Szenario, dass die Play-offs in der Regionalliga Südwest nach den drei verbleibenden Spieltagen der Hauptrunde womöglich nicht vor Publikum stattfinden dürfen, ist eine seiner größten Sorgen. „Das wäre der Super-GAU“, sagt Rehfeld.

Zum einen finanziell: Denn schon die aktuelle Situation ist für den EHCZ alles andere als optimal. Für gewöhnlich besuchen durchschnittlich rund 550 Zuschauer die Partien in der Ice-Arena. Unter der 2Gplus-Regel waren es im letzten Heimspiel gegen Heilbronn nicht einmal 400. „Manche sind einfach vorsichtig geworden, andere wollen vielleicht den Aufwand nicht betreiben, sich zusätzlich testen zu lassen. Wobei das bei uns mit der Teststation vor der Ice-Arena ja eigentlich problemlos ist. Aber Fakt ist, dass uns unter 2Gplus etwa 200 Zuschauer wegbrechen. Und das macht sich bemerkbar.“ Ein gänzliches Verbot des zahlenden Publikums würde den Verein noch härter treffen.

Aber auch emotional wäre eine K.o.-Runde ohne Zuschauer für Rehfeld ein harter Schlag. Ein mögliches Spiel um die Meisterschaft vor leeren Rängen? Kaum vorstellbar. „Die Spieler kommen ja gerade wegen der Atmosphäre nach Zweibrücken. In der Regionalliga West gibt es Vereine, bei denen sie mehr Geld verdienen könnten. Aber die kleine Eisfläche, der Hexenkessel Ice-Arena. Deshalb spielen die Jungs hier Eishockey“, erklärt Rehfeld. „Man sieht ja an den Geisterspielen in der Fußball-Bundesliga, dass das einfach nicht dasselbe ist.“

Rein sportlich sieht Rehfeld die aktuelle Situation der Mannschaft gelassen. Auch wenn die Hornets nach ihrem Raketenstart in die Saison drei ihrer letzten vier Ligaspiele – und damit die Tabellenführung an Pforzheim verloren haben. „Unnötig war nur die Heimniederlage gegen Heilbronn. Pforzheim und Stuttgart sind starke Mannschaften, gegen die wir verlieren können. Gerade auswärts“, findet Rehfeld. Zumal die nun zweitplatzierten Stuttgarter, gegen die der EHCZ in seinem ersten Spiel des Jahres mit 3:6 unterlag, im Winter mächtig aufgerüstet haben. Und mit Macht Richtung Oberliga-Aufstieg drängen.

Auch andere Vereine haben sich im Winter bereits verstärkt – oder tun dies noch bis zum Ende des Transferfensters am 31. Januar. Die Hornets haben dagegen einen ihrer wichtigsten Spieler verloren. Claudio Schreyer verbringt die nächsten Monate im Rahmen seiner Ausbildung in Lübeck. „Wir wussten, dass dieser Tag irgendwann kommt, haben aber gehofft, dass er noch ein wenig auf sich warten lässt. Dass seine Ausbildung vorerst weiter online laufen kann“, sagt Rehfeld, der einräumt, dass die Lücke, die Schreyer hinterlässt, kaum zu füllen sein wird. Nicht nur wegen seiner zahlreichen Tore und Vorlagen. „Claudio hat dieses Glühen in den Augen. Er motiviert die Spieler, reißt sie mit. Das ist ein Riesenverlust.“ Mit dem variabel einsetzbaren Julian Reiss hat der EHCZ dafür auch einen neuen Spieler verpflichtet. „Aktuell halten wir weiter die Augen offen. Es kann aber sein, dass wir mit diesem Kader jetzt in die Play-offs gehen“, sagt Rehfeld. Eine Resthoffnung, dass Schreyer dann doch mit dabei sein kann, hegt der sportliche Leiter noch. „Ich bin mir sicher, wenn sich ihm eine Möglichkeit auftut, wird Claudio Gewehr bei Fuß stehen, um zu helfen.“

Schon an diesem Sonntag wieder helfen kann womöglich Chris Werth. Der Hornets-Stürmer, der sich Mitte Oktober im Spiel gegen Freiburg eine Schultereckgelenk-Sprengung zugezogen hatte, ist wieder einsatzbereit und könnte gegen Ravensburg wieder eine Option sein.

Auf den Sechsten Ravensburg würden die drittplatzierten Zweibrücker Stand jetzt übrigens auch in der ersten Runde der Play-offs treffen. Und genau diesen Gegner würde Rehfeld gerne vermeiden. „Das ist die weiteste Auswärtsfahrt der Saison. Das ist immer ein bisschen schwierig, weil die Spieler schauen müssen, ob sie sich frei nehmen können.“ Deshalb wollen die Hornets bis zum Ende der Hauptrunde Rang zwei erobern. Dann hieße der Gegner voraussichtlich Mannheim oder Bietigheim-Bissingen.

Grundsätzlich sieht Rehfeld aktuell einen immens spannenden Vierkampf um den Titel. „Rein von den Einzelspielern sehe ich nach den Verstärkungen im Winter jetzt Stuttgart vorne. Pforzheim und wir haben aber die bessere Mannschaft, das bessere Team“, meint der sportliche Leiter. Und der Vierte Hügelsheim, der seine letzten vier Spiele gewonnen hat, „hat neben uns die besten Fans der Liga“, sagt Thorsten Rehfeld. Und hofft dabei, dass der lautstarke Hornets-Anhang im Kampf um die Meisterschaft auch weiter eine Rolle spielen darf.

 Thorsten Rehfeld, der sportliche Leiter des Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken. 
  Foto: Verein

Thorsten Rehfeld, der sportliche Leiter des Eishockey-Regionalligisten EHC Zweibrücken. Foto: Verein

Foto: EHCZ

Auch die zweite Mannschaft des EHC Zweibrücken ist am Wochenende wieder gefordert. Der Vorletzte der Landesliga Baden-Württemberg empfängt am Samstag um 11.30 Uhr am Vormittag den Tabellendritte Black Eagles Reutlingen in der Ice-Arena.

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