Glosse Gib mir den Ellenbogen

Lange Zeit glaubte der Mensch, sein Schicksal in der Hand zu haben. Doch derzeit stellt er sich sogar die Frage: Geht es jemals wieder zurück zum Handschlag?

Dieses Begrüßungsritual gewöhnen sich manche Bundesbürger vielleicht in der Corona-Krise endgültig ab. Dafür spricht einiges. Schließlich werden Versprechen, früher per Handschlag gegeben, oft nicht gehalten. Da könnten Versprechen und Handschlag gleich zusammen verschwinden. Dann gilt der Händedruck auch nicht mehr als Maßstab für Vitalität – was zarte Hände immer besonders fürchten. Und niemand muss sich fragen, wem er gerade die Hände schüttelt, warum eigentlich und wo dessen Hand vorher war.

Natürlich erfordert das sprachliche Umstellungen. So wird mangels des einst üblichen Handschlags vielleicht bald nicht mehr „verhandelt“, sondern mit Fersen „gefüßelt“ – eine Quelle für Missverständnisse. Statt „Finger weg!“ heißt es dann nur noch „Zehen weg!“. Und wenn jemand im Job seinen Ellenbogen einsetzt, will er vielleicht gar nicht den Kollegen beiseite drängen. Sondern einfach nur grüßen.

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