Kolumne Damals, als noch Corona war

Wer weiß? Vielleicht werden wir das Einkaufen wie in Corona-Zeiten noch vermissen, wenn alle wieder zur Tagesordnung übergehen. Erste Anzeichen dafür gibt es schon, findet unser Autor.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz

Ach, was war das so schön, das Einkaufen in großen Supermärkten, damals, in den Corona-Zeiten: Es waren nur wenige Kunden da, weil die Leute meist allein und nicht paarweise einkauften, und jeder hat aufgepasst und Rücksicht genommen, hat seinen Einkaufswagen so rangiert, dass er den anderen Kunden nicht im Weg stand. Beim Wocheneinkauf vorigen Samstag war’s dann – abgesehen von diesen seltsamen, manchmal unter den Nasen sitzenden Masken – fast wie immer: Viele Menschen zwischen den Regalreihen, Einkaufswagen, die mitten im Gang oder auch mal quer stehen, weil deren „Fahrer“ nur an den Einkauf, nicht an Rücksichtnahme denken.

– Wie jetzt? Sie sagen, Corona ist doch noch gar nicht vorbei? Da haben Sie natürlich Recht, doch offenbar gibt es viele Menschen, für die es nur schwarz und weiß, ganz oder gar nicht, aber nicht all die Hunderte Abstufungen dazwischen gibt; es ist ja auch mühevoll, Situationen immer wieder neu zu bewerten, immer wieder nachzudenken und aufmerksam zu bleiben, Lockerungen anzunehmen, ohne gleich wieder in alte Muster zu verfallen. Viel bequemer ist es, für sich selbst einen Schlussstrich zu ziehen und sich zu sagen: „Wir dürfen wieder unbeschränkt einkaufen und zum Friseur? Na dann wird ja alles nicht so schlimm gewesen sein …“

Nach dem Einkauf hab’ ich dann tatsächlich schon wieder folgende Szene gesehen: Zwei junge muskulöse Macho-Männer von der Sorte, die so seltsam breitbeinig geht, als sei das ganze Testosteron in tiefere Körperregionen gerutscht, begrüßten sich mit so einem ausführlichen – „Hey, Alter, Yeah“ – Gang-Handschlag, bei dem vom bloßen Hinschauen die eigenen Hände einen Schweißausbruch bekommen.

Vielleicht ist es hier mal Zeit für einen Tabubruch: Um niemanden zu beleidigen, wird öffentlich ja allenfalls mal euphemistisch von „Bildungsferne“ gesprochen. Tatsache ist aber leider: Dumme Menschen gibt es wirklich.

Und bitte das Händewaschen nicht vergessen.

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