Studie von DFB-Arzt Meyer ruft Dopingvorwürfe hervor

Saarbrücken · Dopingexperten schlagen wegen einer Studie, die fünf Jahre alt ist, Alarm. Sie vermuten Doping im Fußball. Die Studie stammt von Tim Meyer. Er ist Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Uni des Saarlandes.

Eine Studie unter Fußballern in deutschen Profi-Ligen sorgt für Wirbel. Einem Medienbericht zufolge geraten Spieler durch sie unter Dopingverdacht. Während die Dopingexperten Perikles Simon, Werner Franke und Fritz Sörgel diese Sichtweise stützen, kritisiert Tim Meyer, Mitinitiator der Studie: "Ich stelle mich gern einer sachlichen und fachlich seriösen Diskussion. Die hier vorgenommene Interpretation ist falsch und statistisch nicht haltbar. Wenn man große Stichproben hat, sind extreme Werte nicht zu vermeiden und keineswegs als Dopingfolge zu interpretieren." Meyer ist Arzt der deutschen Fußball-Nationalelf und Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes.

Laut "Spiegel online" brachten während der Saison 2008/2009 bei 532 Spielern entnommene Blutproben Hämoglobinwerte bis zu 18,5 Gramm pro Deziliter und Hämatokritwerte bis zu 54,9 Prozent hervor. Simon sagt, Werte im Hämoglobin über 18 und im Hämatokrit über 52 seien "sehr, sehr hoch". Er bezeichnet sie als "klinisch relevant und weiter kontrollbedürftig, oder es würde Doping bei einem im Kern gesunden Profi zumindest nahelegen". Er habe höhere Werte schon bei Personen gesehen, "die nicht gedopt waren, aber sich dafür vier Wochen in der Höhe aufgehalten haben oder erkrankt gewesen sind". Franke nennt solche Werte "nachprüfenswürdig". Es gebe zwei Alternativen: "Entweder Höhentraining oder anderweitige Entziehung von Sauerstoff beziehungsweise Doping."

Für die Studie wurden bei den Spielern, die sich freiwillig gemeldet hatten, vier Mal Proben genommen: vor Saisonstart, im Herbst, im Winter und im Frühjahr. Werte von 467 Profis gingen anonymisiert in die Studie ein. Meyer erklärt, dass darin nur bei knapp einem Prozent der Spieler ein Hämoglobinwert über 17 Gramm pro Deziliter vorlag. Bei Männern liege laut Standardwerk der Labormedizin in Deutschland der Normalbereich zwischen 14 und 17,5 Gramm. 2,5 Prozent der gesunden männlichen Bevölkerung lägen über 17,5 Gramm pro Deziliter. "Damit liegen schätzungsweise vier bis fünf Prozent der gesunden Männer über 17,0 g/dl, so dass die Fußballer offenbar deutlich seltener hochnormale Werte haben, als es in der Allgemeinbevölkerung der Fall ist", sagt Meyer.

Die Laborwerte seien an die Vereinsärzte übermittelt worden, sagt Meyer. Sörgel kritisiert: "Bei solchen abweichenden Werten ist der Sportler mit dem Mannschaftsarzt in der Beweispflicht, dass das eine genetische Abnormalität und kein Doping ist. Warum sollte der Fußball hier eine Ausnahme sein? Bei solchen Werten gibt es in anderen Sportarten nicht mehr viel zu diskutieren." Laut "Spiegel online" hat Meyer in der Studie angemerkt, dass die Werte auf den Gebrauch von Epo oder Blutdoping hinweisen könnten. Trotzdem sei ihnen bis heute niemand nachgegangen. Sie seien weder öffentlich gemacht noch an die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada weitergegeben worden.

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