„Luxusproblem – dank des Trainers“

Völklingen · Nach einem starken ersten Oberliga-Halbjahr scheint für die Fußballer des SV Röchling Völklingen der Aufstieg möglich. Die Regionalliga ist durchaus ein Thema, mit dem sich die Verantwortlichen befassen. Aktuelle Tendenz: Das Herz sagt Ja, der Verstand eher Nein.

 Ein Lächeln huscht über die Lippen von Trainer Günter Erhardt. Aus dem Abstiegskandidaten Röchling hat er in 100 Spielen einen Aufstiegskandidaten zur Regionalliga gemacht. Foto: Wieck

Ein Lächeln huscht über die Lippen von Trainer Günter Erhardt. Aus dem Abstiegskandidaten Röchling hat er in 100 Spielen einen Aufstiegskandidaten zur Regionalliga gemacht. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Als Günter Erhardt Anfang 2014 das Traineramt beim SV Röchling Völklingen antrat, war es um den Fußball-Oberligisten gar nicht gut bestellt. Der Verein war Tabellenletzter, im dritten Jahr nach dem Aufstieg drohte die Rückkehr in die Saarlandliga. Das Ende ist bekannt: Eine große Aufholjagd führte im Drama von Ludwigshafen in letzter Sekunde noch zum Ligaverbleib.

Heute ist die Lage eine andere: Nach dem Sieg im 100. Spiel unter Erhardts Ägide, dem 1:0 am Samstag in Pfeddersheim, steht Völklingen mit 38 Punkten aus 19 Spielen auf Rang zwei. Ein Aufstieg in die Regionalliga? Zumindest nicht ausgeschlossen. Und ein Thema, mit dem sich die Verantwortlichen des SVR befassen werden: "Es wäre sicher das falsche Signal, gleich zu sagen, wir machen es nicht", sagt Völklingens Vorsitzender Wolfgang Brenner. Wohlwissend, dass dem finanziell klammen SVR eine Herkulesaufgabe bevorstünde.

Mahnendes Beispiel Saar 05

Das sieht Michael Arnold nicht anders. Im Mai wurde der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende des 1. FC Saarbrücken zum neuen Präsidenten bei Röchling gewählt. Er findet es zwar "legitim, dass die Leute danach lechzen, diesen Schritt zu gehen". Doch das große Aber folgt prompt: "Als geschäftsführender Vorstand haben wir die Verantwortung für den Verein. Die Frage ist, ob wir uns das tatsächlich leisten können", meint Arnold - und verweist auf einen Ligarivalen: "Ich wohne 200 Meter vom Kieselhumes entfernt. Wir haben alle dieses warnende Beispiel vor Augen", sagt er mit Blick auf den SV Saar 05 Saarbrücken, der vor 18 Monaten den Sprung nach oben gewagt hatte, mit nur elf Punkten sofort wieder abstieg und sich schwer tut, wieder in der Oberliga Fuß zu fassen.

Erhardt nennt auch das Beispiel des SVN Zweibrücken, der nach dem Aufstieg 2013 in arge Finanznot geriet und sogar ganz unten neu startet. Der Trainer sieht zwar "eine gute Mannschaft und Infrastruktur", aber auch "viele Baustellen". Etwa, ob seine Spieler überhaupt bereit sind, höherklassig zu spielen. Für Nico Zimmermann und Co. stellt sich diese Frage derzeit nicht: "Von der Regionalliga spricht in der Mannschaft noch lange keiner. Das ist ein Gespenst, das bei einigen im Hinterkopf herumgeistert", sagt der 31-jährige Ex-Profi (zwölf Saisontore), der es unter anderem auf 95 Einsätze in der Regionalliga bringt.

Auch Erhardt kennt die Klasse als Trainer der SV Elversberg , wo er von Oktober 2009 bis September 2011 tätig war: "Das ist abgesehen von vier, fünf Ausnahmen eine Profiliga", sagt der 56-Jährige. Und damit ein Unterfangen, für das "derzeit der Etat nicht geeignet" ist: "Die Kosten werden viel höher. Da ist es mit einem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken und fünf verkauften Banden mehr nicht getan." Das unterstreicht auch Arnold: "Wir sind da bei einer Größenordnung von um die 700 000 Euro. Das wäre die unterste Grenze und mehr als eine Verdopplung des jetzigen Etats. Wir bräuchten einen Sponsor, der bereit ist, uns in größerem Maße zu unterstützen. Den sehe ich momentan nicht."

Bewerbungsschluss ist im April

Dennoch soll die Causa Regionalliga zeitnah auf allen Ebenen - Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Trainer - erörtert werden. Die Bewerbung muss bis Mitte April erfolgen, wenn die Oberligarunde bereits auf die Zielgerade einbiegt. Ob das Thema dann richtig akut wird, bleibt abzuwarten. Im Moment handelt es sich laut Arnold nur um "ein Luxusproblem - dank der Arbeit unseres Trainers".

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