Handball-Saarlandliga Forsters Kunstwurf bricht TVN das Genick

Niederwürzbach/St. Ingbert. · Spannung bis in die Schlussminute, Traumtore – und ein Platzverweis. Das Derby in der Handball-Saarlandliga zwischen der SGH St. Ingbert und dem TV Niederwürzbach war nichts für schwache Nerven. Als Sieger ging am Ende die SGH vom Parkett.

 St. Ingberts Thomas Zellmer (am Ball) springt hier mit Wucht und Willen in den Torraum und erzielt im Derby gegen den TV Niederwürzbach den Treffer zum zwischenzeitlichen 18:18-Ausgleich.

St. Ingberts Thomas Zellmer (am Ball) springt hier mit Wucht und Willen in den Torraum und erzielt im Derby gegen den TV Niederwürzbach den Treffer zum zwischenzeitlichen 18:18-Ausgleich.

Foto: Mirko Reuther

Im Handball-Saarlandliga-Derby zwischen der SGH St. Ingbert und dem TV Niederwürzbach steht es 29:29. Es laufen die letzten drei Minuten der Spielzeit. Der TV Niederwürzbach verteidigt mit allem, was ihm zur Verfügung steht und zwingt St. Ingbert ins Zeitspiel. Philip Forster fasst sich ein Herz und versucht es aus zentraler Position, kann den Ball jedoch nicht im Kasten unterbringen. Jetzt hat der TV Niederwürzbach die Chance, in Führung zu gehen. Aber was ist das? Eine minimale Unachtsamkeit der Gäste nutzt der St. Ingberter Spielmacher. Am schnellsten realisiert er seine Chance auf den Abpraller und hechtet in Richtung des Balls. In der Luft, quer zum Tor liegend, bekommt er die Kugel in die Finger und haut sie nach einer 180 Grad-Längsdrehung hinterm Rücken ins Tor – zum 30:29 für die Heimmannschaft. Kurze Zeit später ist die Begegnung zu Ende, St. Ingbert siegt mit 32:31. „Das Derby zu gewinnen, ist eh geil. Mit einem Tor zu gewinnen, ist das geilste, was es gibt“, lachte der siebenfache Torschütze Forster, der besonders in der Schlussphase immer wieder das Heft des Handelns in die Hand nahm. „Sein Tor hat uns das Genick gebrochen“, schnaufte Thorsten Bas, Rechtsaußen des TV Niederwürzbach. Der aufopferungsvolle Kampf der Gäste in der Ingobertushalle war nicht belohnt worden.

Der TVN hatte sich von einem 0:4-Fehlstart zunächst rasch wieder erholt. Ab dem 6:7-Anschluss durch Allrounder Yannick Pressmann lieferte der „Ostsaar-Klassiker“, das „wichtigste Spiel des Jahres“ alles, was ein Handballer-Herz begehren kann: Harte, aber meist faire Zweikämpfe, schön herausgespielte Tore, gelungene Eins-gegen-eins-Duelle sowie tolle Torhüter-Paraden. Und viele Emotionen: Philip Forster und TVN-Linkshänder Johannes Leffer lieferten sich das halbe Spiel eine verbale Privatfehde, beide Mannschaften kämpften mit dem bedingungslosen Willen für jedes eigene und gegen jedes gegnerische Tor. Die Zuschauer wurden von Spielminute zu Spielminute aktiver, lauter. Am Ende hielt es sie kaum noch auf den Sitzen.

Nur eine unschöne Szene gab es: Niederwürzbachs Rückraumspieler Nils Lauer verlor bei einem Sprungwurf, bei dem er in der Luft von SGH-Spieler Hennadii Kucher einen Stoß erfuhr, am höchsten Punkt die Kontrolle über sein Gleichgewicht und knallte ungebremst auf den Hallenboden, schlug auch seitlich mit dem Kopf auf. Er ging benommen vom Feld, konnte später aber wieder am Spiel teilnehmen – Kucher nicht mehr. Er sah die Rote Karte.

Der Platzverweis war eine von vielen zentralen Entscheidungen der Schiedsrichter, die wahrlich kein einfaches Spiel zu leiten hatten. Nahezu jede ihrer Entscheidungen wurde von den 250 Zuschauern, die sich in zwei ähnlich große Lager aufteilten, entweder lautstark gefeiert oder mit Protestrufen quittiert. Doch am Ende waren es die Gastgeber, die sich durchsetzen konnten, nach dem 27:24 im Hinspiel zum zweiten Mal in der Saison. „Am Schluss sind es Kleinigkeiten, die es entscheiden. Das Spiel hätte so oder so ausgehen können. Heute war das Glück bei St. Ingbert“, meinte Johannes Leffer, der zehn Tore erzielte. Wenn auch ein wenig angeschlagen von der bitteren Niederlage sagte er: „Der Kampf ist unsere Stärke, was Niederwürzbach ausmacht. Ich kann heute damit leben.“ Bei St. Ingbert war die Freude ungebrochen. „Ein super cooles Spiel, gerade daheim. Es ist einfach schön, vor so einer Kulisse zu spielen“, freute sich Johannes Beck, der von Linksaußen zwei Tore machte. Und Forster meinte: „Wir werden den Derbysieg richtig feiern.“

Der guten Nachrichten für die SGH noch nicht genug: Sie gab am Samstag ihre erste Neuverpflichtung bekannt: Vom Verbandsligisten HWE Erbach/Waldmohr verpflichtete der neue Saarlandliga-Dritte Nikolai Omlor (22). Omlor kommt bei seinem derzeitigen Klub im Rückraum und im Abwehr-Innenblock zum Einsatz.

Unterdessen besiegte der TV Homburg am Samstag den TV Merchweiler mit 32:27 und bleibt Tabellenführer. Die SG Ommersheim/Aßweiler steht nach ihrer 23:29-Niederlage gegen die HF Illtal II weiter auf dem letzten Platz.

  Niederwürzbachs Nils Lauer war von den St. Ingbertern das eine oder andere Mal nicht zu halten. Hier kann ihm Hennadii Kucher nur noch hinterherschauen.   Kucher flog später mit der Roten Karte vom Platz – nach einem Foul gegen Lauer.

Niederwürzbachs Nils Lauer war von den St. Ingbertern das eine oder andere Mal nicht zu halten. Hier kann ihm Hennadii Kucher nur noch hinterherschauen. Kucher flog später mit der Roten Karte vom Platz – nach einem Foul gegen Lauer.

Foto: Mirko Reuther
 St. Ingberts Philip Forster brachte sein Team mit einem Traumtor auf die Siegerstraße.

St. Ingberts Philip Forster brachte sein Team mit einem Traumtor auf die Siegerstraße.

Foto: Mirko Reuther

SGH-Tore: Michael Bauer (8), Philip Forster (7), Hennadii Kucher (5), Thomas Zellmer (4), Fabian Abel (3), Juraj Urban (2/2), Johannes Beck (2), Lars Schirra (1)
TVN-Tore: Johannes Leffer (10), Yannick Pressmann (6/3), Thorsten Bas (6), Nils Lauer (4), David Leffer (3), Max Junius, Kevin König (je 1)
TVH-Tore: Philipp Daume (11/5), Lukas Glück, Patrick Bach (je 5), David Szilagyi (4), Lukas Majbik (3/1), Roman Kolepp, Sebastian Mathieu (je 2)
SGO-Tore: Florian Caprano (8/2), Andreas Kempf, Manuel Wilhelm (je 3), Philipp Stopp, Dominik Vogelgesang, Jelle van Donkersgoed, Stefan Bommer (je 2), Robin Schweitzer (1).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort