Eine bittere Erkenntnis

Saarlouis. Es ist ein wildes Durcheinander an Gefühlen und Bildern. Ratlose, enttäuschte und niedergeschlagene Gesichter mit Blicken ins Leere auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es Spielerinnen, etwa Petra Manakova, die wenige Sekunden nach der bitteren Pleite, der zwölften im 14. Saisonspiel, lächelnd Handküsse ins Publikum wirft

Saarlouis. Es ist ein wildes Durcheinander an Gefühlen und Bildern. Ratlose, enttäuschte und niedergeschlagene Gesichter mit Blicken ins Leere auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es Spielerinnen, etwa Petra Manakova, die wenige Sekunden nach der bitteren Pleite, der zwölften im 14. Saisonspiel, lächelnd Handküsse ins Publikum wirft. "Die Spielerinnen wissen alle, wie ernst die Situation ist", sagt René Spandauw, Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten Saarlouis Royals, "nur geht eben auch jede Spielerin anders mit dieser schwierigen Situation um." Die eine weine, die andere überspiele ihre Enttäuschung mit überzogen guter Laune.Doch eines sollten sie alle wissen: Nach der 80:88 (38:54)-Heimniederlage der Royals am Samstagabend gegen New Basket Oberhausen ist der Abstieg in die 2. Liga praktisch nicht mehr zu verhindern. Wille und der Kampfgeist sind da, aber gereicht hat es am Ende wieder nicht. Die etwa 300 Zuschauer in der Stadtgartenhalle sehen eine beherzte Mannschaft, die sich müht und den Abstand auf die Nichtabstiegsplätze verkürzen will. Aber wie schon so oft in dieser Spielzeit reichen wenige unaufmerksame und zerfahrene Minuten, um das Gegenteil herbei zu führen. Und so liegen die Royals kurz nach dem 35:35 plötzlich zur Halbzeit mit 16 Punkten zurück (38:54). "Es ist bitter, dass wir nach einem Rückstand nicht zurückkommen können", findet Spandauw. Denn näher als acht Punkte kommt Saarlouis nicht heran. Und das nicht gegen eine Mannschaft, die ganz oben in der Tabelle steht, sondern eben nur auf dem letzten Nichtabstiegsplatz.

Keine Frage: Die Liga ist sehr ausgeglichen, und das belegt ja das enge Mittelfeld. Den Dritten und den Zehnten trennen nur vier Punkte. Jeder kann gegen jeden gewinnen. Nur die Royals können es eben nicht. Zwei Siege aus 14 Spielen reichen halt nur zum letzten Platz mit jetzt acht Punkten Rückstand - bei acht verbleibenden Spielen. "Derzeit reicht unsere Qualität einfach nicht aus, wir haben schon zu viele Spiele verloren", sagt Spandauw. Zwar ist der Ligaverbleib rechnerisch noch möglich, aber die Royals müssten fünf Spiele mehr gewinnen als die Konkurrenten mit derzeit zwölf Zählern auf den Nichtabstiegsplätzen.

"Die Situation ist megabitter", sucht Nachwuchsspielerin Katharina Müller nach Worten. Und das gilt auch für sie persönlich. Kurz vor Ende des ersten Viertels gegen Oberhausen verdreht sie sich zu allem Überfluss das Knie und muss ausgewechselt werden. Die Bänder sind auf jeden Fall gedehnt, eine genaue Diagnose soll nach einer Kernspintomografie erfolgen. Ein Ausfall würde zum Bild einer chaotischen Saison passen. Einer Saison, deren Ausgang schon Ende Januar absehbar zu sein scheint. "Nach so vielen Verletzungen", sagt Cheftrainer Spandauw resignierend, "befinden wir uns wieder im Neuaufbau." Ein Neuaufbau, der wohl in der 2. Liga fortgesetzt werden dürfte. Das ist die Erkenntnis aus diesem wilden Durcheinander an Gefühlen und Bildern an diesem traurigen Samstagabend.Foto: theobald

"Derzeit reicht unsere Qualität einfach nicht aus."

René Spandauw, Cheftrainer der Saarlouis Royals

Meinung

Fehler in der Personalplanung

Von SZ-RedaktionsmitgliedChristina John

Dass die Saarlouis Royals vor dem Abstieg in die 2. Liga stehen, hat einen klar erkennbaren Grund: die Fehler in der Personalplanung. Denn bei dem Versuch, vor der Saison eine Mannschaft zusammenzuwürfeln, ging so gut wie alles schief.

Das neue "Gesicht" sollte Paige Mintun werden, die gleich zu Saisonbeginn verletzt absagte. Was folgte, waren undurchsichtige Entscheidungen, Einkäufe und Vertragsauflösungen. Spielerin XY kam, eine Woche später war sie wieder weg. Wechsel innerhalb der Runde sind normal, aber wie oft die Royals auf dem Markt aktiv waren, ist bemerkenswert. Und egal, was der Verein versuchte: Mit keiner Akteurin hatten sie das erhoffte Würfelglück. Das müssen sich die Verantwortlichen ankreiden lassen. Und das sorgte für unnötige Unruhe im kleinen Kern der jungen Mannschaft. Dazu die psychische Belastung: Der ehemalige deutsche Meister und Pokalsieger ist plötzlich Letzter.

Weitere Würfelspiele machen jetzt keinen Sinn mehr. Am besten sollten die Würfel schnell weggepackt werden - auch im Hinblick auf die kommende (Zweitliga-)Saison, die hoffentlich kein Umbruch, sondern ein Neuanfang wird.

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