Ein Schützenfest zum Abschied

Saarbrücken · Gelungener kann ein Abschied nicht ausfallen. Die Fußballerinnen des 1. FC Saarbrücken waren bei der Verabschiedung von Abteilungsleiter August Leugers-Scherzberg und vier Spielerinnen in richtiger Torlaune.

Rainer Maria Rilke war nie ein Spiel der Fußballerinnen des 1. FC Saarbrücken schauen. Nur so lässt es sich erklären, dass er Abschied als ein dunkles und grausames Etwas beschreibt, das einen zerreißt. Wäre er gestern zum letzten Heimspiel der Zweitliga-Saison auf dem Kieselhumes erschienen, er hätte sein Gedicht umgeschrieben. Ganz nebenbei hätte er einen 8:0 (4:0)-Kantersieg gegen Montabaur mit Toren von Jacqueline De Backer (3), Lisa Mayer, Marie Steimer, Sarah Franz und Tesa McKibben (2) miterlebt.

Im Mittelpunkt stand aber die Verabschiedung von gleich vier Blau-Schwarzen nach der Partie. Aufgrund der beruflichen Doppelbelastung wird Abteilungsleiter August Leugers-Scherzberg sein Amt am 29. Juni der Mitgliederversammlung zur Verfügung stellen. "Ich schaue auf fünf tolle Jahre als Jugendleiter und Abteilungsleiter zurück. Ich wurde von dem Verein so herzlich aufgenommen und konnte mich so umso mehr engagieren. Ich empfand es immer als eine Ehre, hier ein Amt auszuführen", sagte er bewegt.

Mit Sabine Blank, Verena Wonn und Amy Thompson wird es auch auf dem Feld Abgänge geben. Während Thompson ein Stipendium in den USA wahrnimmt und hofft, "vielleicht in den Ferien oder spätestens in einem Jahr wieder für den FCS spielen zu können", wird man Sabine Blank nicht mehr auf dem Platz sehen. "Ich werde dem Verein aber als Physiotherapeutin erhalten bleiben und so für die Mädels immer ein offenes Ohr haben. Nach so vielen Jahren Leistungssport stehe ich gerne weiterhin für sie parat", erklärte die 31-Jährige, die nach Abpfiff sichtlich berührt war: "In meinen 15 Jahren im Verein war es immer toll, so geile Fans als zwölfter Mann hinter dir zu haben. Das macht riesig Spaß."

So auch gestern. Es war stellenweise nicht zu erkennen, ob ein Aufstieg oder ein Abschied gefeiert wurde. "Es ist heute ein sehr emotionaler Tag für mich, aber absolut schön. Gerade mit dem Ergebnis und vor allem zu null", freut sich Torfrau Verena Wonn, die von Beginn an ran durfte: "Ich werde mich in Zukunft an der Torwartausbildung beteiligen, hauptsächlich für die erste Mannschaft, aber auch für neue Torhüterinnen."

Es ist ein Modell, das den FCS auszeichnet. Spielerinnen, die ihre aktive Karriere beenden, bleiben dem Verein mit ihrer Erfahrung erhalten. Ähnlich war es bei Sarah Karnbach, die nun Co-Trainerin ist. "Die erste Zeit ist es schwierig, Abstand zur Mannschaft zu nehmen, denn es ist eine Distanz als Autoritätsperson wichtig. Die Mädels werden merken, dass es auch unangenehm werden kann." Doch gestern mochte daran keiner denken. Ein tolles Spiel, tolles Wetter, tolle Fans. Dass Saarbrücken noch auf Rang vier festhängt, interessierte gestern von den 300 Zuschauern niemanden - und Rainer Maria Rilke auch nicht.

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Auf einen BlickDie FCS-Talente Nadine Winckler, Chiara Klein und Emma Dörr stehen im Aufgebot der deutschen U17-Nationalmannschaft für das Fußball-Länderspiel an diesem Mittwoch (11 Uhr) in Worms gegen Frankreich. DFB-Trainerin Anouschka Bernhard testet dort ein letztes Mal vor der Bekanntgabe des Aufgebots für die U17-Europameisterschaft in Island (22. Juni bis 4. Juli). Torhüterin Winckler gilt für die EM als gesetzt, Klein und Dörr können sich im Lehrgang rund um das Frankreich-Spiel präsentieren. Für Klein wäre es das erste Länderspiel nach einem Kreuzbandriss, für Dörr das erste Länderspiel überhaupt. red

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